Black Dagger 19 - Liebesmond
Hinsicht passte sie auch nicht.
Xhex räusperte sich. » Guten Abend … äh …«
Es klang unpassend, Mahmen oder Mutter oder Mom zu sagen. Doch No’One – wie sie genannt werden wollte – klang genauso merkwürdig. Wie aber sollte man jemanden nennen, der von einem Symphathen entführt und gewaltsam zur Empfängnis gezwungen worden war, bevor er dann das Ergebnis dieser Folter gebären musste?
Vor und Nachname: Tut und Leid. Zweiter Vorname: Mir.
Als No’One sich umwandte, verdeckte die Kapuze ihr Gesicht. » Guten Abend. Wie geht es dir?«
Die Worte ihrer Mutter klangen steif, was vermuten ließ, dass ihr die Alte Sprache geläufiger war. Und ihre vollkommen überflüssige Verbeugung wirkte leicht schief, wahrscheinlich wegen der Verletzung, die auch für ihr Hinken verantwortlich war.
Doch der Geruch, den sie verströmte, stammte ganz bestimmt nicht aus der Kollektion von Chanel. Es sei denn, man hatte kürzlich eine Linie unter dem Namen Tragik auf den Markt gebracht.
» Danke, gut.« Ruhelos und gelangweilt hätte es wohl eher getroffen. » Wohin gehst du?«
» Das Gesellschaftszimmer aufräumen.«
Xhex unterdrückte ein erschrockenes Nein. Fritz ließ niemanden außer den anderen Doggen auch nur einen Finger im Anwesen rühren – und No’One war zwar hergekommen, um sich um Payne zu kümmern, aber sie wohnte in einem Gästezimmer, aß mit den Brüdern am Tisch und war hier als Mutter einer Shellan anerkannt. Sie war alles andere als ein Zimmermädchen.
» Ja, äh, … was hältst du davon, wenn wir …« Tja, was tun, fragte sich Xhex. Was konnten sie beide schon zusammen machen? Xhex war eine Kriegerin. Ihre Mutter war … ein Geist, den man anfassen konnte. Das bot nicht gerade viele Gemeinsamkeiten.
» Ist schon gut«, sagte No’One sanft. » Es ist nicht leicht …«
Ein Donner echote durch die Eingangshalle unter ihnen, als hätten sich Wolken geformt und das Haus mit Regen und Gewitter überzogen. Während No’One zurückwich, blickte Xhex über die Schulter. Was zur Hölle …
Rhage alias Hollywood alias der Größte und Schönste der Brüder sprang regelrecht auf die Balustrade im ersten Stock. Als er landete, wirbelte sein blonder Kopf in ihre Richtung, und seine türkisblauen Augen standen in Flammen.
» John Matthew hat angerufen. Sie brauchen alle verfügbaren Kräfte in der Stadt. Schnall dir die Waffen um, wir treffen uns in zehn Minuten im Hof.«
» Ach du Scheiße«, zischte Xhex und schlug die Hände zusammen.
Als sie sich wieder ihrer Mutter zuwandte, zitterte diese, versuchte aber, es zu verbergen.
» Ist schon in Ordnung«, sagte Xhex. » Ich bin gut im Kämpfen. Mir passiert schon nichts.«
Nette Worte. Doch das war es gar nicht, was diese Frau in Angst versetzte. Ihr emotionales Raster zeigte Furcht, ja … aber vor Xhex.
Kein Wunder. Weil Xhex zur Hälfte Symphathin war, dachte No’One natürlich erst einmal daran, dass sie gefährlich war, bevor ihr in den Sinn kam, dass es sich ja um ihre Tochter handelte.
» Ich lass dich in Frieden«, sagte Xhex. » Keine Sorge.«
Als sie zurück auf ihr Zimmer zulief, konnte sie das Stechen in der Brust nicht länger ignorieren. Aber genauso wenig konnte sie die Wirklichkeit ignorieren. Ihre Mutter hatte sie nicht gewollt.
Und wollte sie noch immer nicht.
Wer konnte es ihr auch verübeln?
Unter ihrer Kapuze hervor sah No’One zu, wie die große, starke, schonungslose Frau, die sie zur Welt gebracht hatte, davoneilte, um gegen den Feind zu kämpfen.
Xhexania schien die Aussicht auf einen Kampf gegen tödliche Lesser kein bisschen zu schrecken. Im Gegenteil, so, wie sie das Gesicht beim Befehl des Bruders verzogen hatte, schien es ihr sogar Vergnügen zu bereiten.
No’One bekam ganz weiche Knie bei dem Gedanken, was sie da in die Welt gesetzt hatte, diese Vampirin mit Kraft in den Gliedern und Rachsucht im Herzen. So hätte kein weibliches Mitglied der Glymera reagiert. Andererseits hätte man die auch nie angesprochen.
Aber der Symphath steckte nun mal in ihrer Tochter.
Gütige Jungfrau der Schrift …
Und doch, als Xhexania sich abgewandt hatte, war etwas über ihr Gesicht gehuscht, das sie eilig versteckt hatte.
No’One eilte den Gang entlang zum Zimmer ihrer Tochter und klopfte sanft an die schwere Tür.
Es dauerte einen Moment, bis Xhexania öffnete. » Hallo.«
» Es tut mir leid.«
Das löste keine Reaktion aus. Zumindest keine sichtbare. » Was tut dir leid?«
» Ich weiß, wie es ist, von den
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