Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
auf den Taser, den er auf mich gerichtet hielt. Vielleicht war es doch besser, Lugh ans Steuer zu lassen und nur ein passiver Passagier in meinem Körper zu sein, während man mich verbrannte. Andrews Taser bedeutete, dass Lugh mich nicht retten konnte, aber wie Andrew gesagt hatte, konnte er wenigstens dafür sorgen, dass ich keine Schmerzen spürte. Ich war mir ziemlich sicher, dass er das für mich tun würde.
Doch ich hatte keine Ahnung, wie ich ihn »reinlassen« sollte, selbst wenn ich wollte.
Wyatt zog mich auf die Füße und zerrte mich in Richtung Scheiterhaufen. Der Schmerz in meinem Kopf ließ nicht nach. Innerlich flehte ich Lugh an aufzuhören, doch er gehorchte mir nicht. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, die Qualen irgendwie auszuhalten. Vielleicht war es ja sogar eine Erleichterung, bei lebendigem Leibe verbrannt zu werden, wenn dadurch endlich diese höllischen Kopfschmerzen aufhörten.
Die Schmerzen waren so stark, dass ich kaum merkte, wie man mich in die Mitte des übelriechenden Feuerholzes zerrte. Man löste mir nicht die Handschellen, sondern führte einfach nur ein Stück Kette darunter durch und befestigte diese dann an dem Metallring des Basketballkorbs.
Lugh ließ mich einen Moment lang in Frieden – vielleicht einfach nur, damit ich kurz verschnaufen konnte. Wyatt ging von dem Pfahl weg und forderte einen seiner Lakaien auf, mich mit Feuerzeugbenzin zu bespritzen. Mein Atem verwandelte sich in ein flaches, panisches Hecheln, und die Dämpfe brachten mich zum Husten.
»Du bist wirklich ein Dummkopf, Morgan«, sagte Andrew. Ich blickte auf und knurrte ihn an, doch davon ließ er sich natürlich nicht beeindrucken. »Warum solltest du leiden und für Lughs Sünden büßen?«
»Halt’s Maul, Raphael«, fuhr ihn Wyatt an. »Was hast du vor? Sie so lange zu reizen, bis sie ihn reinlässt?«
Raphael lachte. »Um die Wahrheit zu sagen, ja. Morgan ist mir scheißegal. Auf Lugh kommt es mir an, und nichts würde mir mehr Befriedigung verschaffen, als ihn fluchen zu hören, weil ich derjenige bin, der unser kleines Spielchen am Ende gewinnt.«
»Er ist aber viel gefährlicher als sie. Also verkneif es dir gefälligst.«
»Er wäre gefährlich, wenn ich ihn nicht tasern könnte. So wie die Dinge stehen, wäre er hilflos wie ein Neugeborenes. Seine Hilflosigkeit würde mir großes Vergnügen bereiten.«
Er lächelte mich mit einem unangenehmen Haifischgrinsen an, und Lugh legte sich noch einmal voll ins Zeug. Noch nie hatte ich solche Schmerzen gespürt. Ich ging fest davon aus, jeden Moment ohnmächtig zu werden. Die Ränder meines Blickfelds verschwammen. Raphael sagte etwas, doch das Blut rauschte so laut in meinen Ohren, dass ich nichts mehr hören konnte.
Ich merkte, wie sich etwas in mir verlagerte. Es war keine körperliche Empfindung, jedenfalls nicht ganz. Ich kann es nicht besser beschreiben, als dass es sich anfühlte, als gingen in meinem Kopf mehrere Türen gleichzeitig einen Spalt weit auf.
Ich ließ mich auf diese Empfindung ein, schloss die Augen und setzte dieselbe Visualisierungstechnik ein, die ich auch beim Austreiben eines Dämons verwendete. Nur statt einer Windböe, die den Dämon hinwegbläst, stellte ich mir jetzt vor, wie ich die Türen in meinem Kopf weit aufstieß, um Lugh hereinzulassen.
Plötzlich war der Schmerz in meinem Kopf vollständig verschwunden. Nicht einmal mehr ein schwacher Nachhall war übrig. Ich hob den Kopf und starrte Raphael an, aber das war nicht mehr ich, die durch diese Augen blickte.
Raphael grinste entzückt. »Willkommen, Bruder. Wo zum Teufel hast du gesteckt?«
Lugh gab ein schreckliches Knurren von sich, von dem ich nicht gedacht hätte, dass meine Kehle es hervorbringen könnte. Raphaels Freude schien noch zu wachsen. Lugh begann, an den Fesseln zu zerren, und ich erwartete, dass Raphael ihn jeden Moment tasern würde.
Doch das passierte nicht.
Mit einem ehrerbietigen Nicken in Lughs Richtung wendete sich Andrew zu Wyatt um – und feuerte aus nächster Nähe den Taser auf ihn ab.
27
Eine scheinbare Ewigkeit lang war jeder vollkommen geschockt. Wyatt schrie laut auf und brach zusammen. Raphael legte den Taser auf den Boden und nahm dann dem Mann, der ihm am nächsten stand, die Waffe ab. Bevor der Mann protestieren konnte, schoss Raphael ihm in den Kopf.
Lugh gewann schnell seine Fassung zurück und zerriss mit einem enormen Kraftausbruch die Handschellen. Ich spürte, wie mir das Metall in die Haut schnitt,
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