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Blade 02 - Nachtklinge

Blade 02 - Nachtklinge

Titel: Blade 02 - Nachtklinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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Körper. Am liebsten würde er durch sie hindurchschlüpfen und sich auf der anderen Seite verstecken. Vielleicht gab es sogar ein Wort für das, was er empfand.
    »Ich habe einen Handel geschlossen.«
    »Mit wem?«
    »Es war ein einfacher Handel.«
    »Es ging um den Sieg?«
    »Nein. Es ging um dein Leben.«
    »Was hast du dafür eingetauscht?«
    »Meine Seele«, erwiderte er. Giulietta bekreuzigte sich. Er war drauf und dran, ihr zu gestehen, dass er wahrscheinlich gar keine Seele hatte, unterließ es aber, als er Tränen in ihren Augen sah.
    »Du hast deine Seele für mein Leben geboten?«
    »Meine Seele hat immer nur dir gehört.«
    Ihre blauen Augen erfassten ihn wie ein Sog.
»Tycho …«
    »Seit unserer ersten Begegnung, als du vor der steinernen Mutter knietest.«
    Sie lächelte über seinen Namen für die Madonna und errötete beim Gedanken an diese Nacht. Tycho bemerkte ihre Verlegenheit und stellte fest, dass er sie zum ersten Mal seit Monaten unverschleiert sah. Sie streckte die Hand nach ihm aus. Im ersten Moment glaubte er, sie wolle ihn an sich ziehen.
    Er täuschte sich.
     
    »Das hier ist älter als die Wolfsbruderschaft.«
    Prinzessin Giulietta hob den länglichen Truhendeckel und strich zärtlich über den kunstvoll ornamentierten Beschlag des Schlosses, auf dem ein nackter Mann mit einem Fell in der Hand zu sehen war. In der Truhe befand sich eine schlichte Kiste. Immerhin bestanden die Scharniere aus Messing, und das Walnussholz war liebevoll poliert.
    »Heb die Kiste heraus.«
    Tycho war überrascht, wie schwer sie war.
    Er hätte schwören können, dass die Kiste in seinen Händen zitterte. Irgendwo schlug ein Fenster mit einem Knall zu. Vielleicht war der Wind zuvor schon dagewesen, aber Tycho konnte sich nicht daran erinnern.
    In der Kiste lag ein Schwert.
    »Es heißt
Wolfsseele
«, sagte Giulietta. »Ich dürfte nicht einmal den Namen wissen.«
    »Kann ich …?« Sie nickte.
    Der Griff zitterte unverkennbar, als er ihn umfasste. Das Schwert wand sich wie etwas Lebendiges. Ein hoher Ton erklang, den Giulietta nicht zu hören vermochte und der in Tychos Körper etwas Dunkles, Wildes weckte, das sich damit brüstete, jener Dämon zu sein, nach dem Rabbi Abraham geforscht hatte. Noch nie zuvor hatte er eine so gierige Freude und solches Verlangen verspürt.
    »Was hast du?«
    »Woher hatte Leopold dieses Schwert?«
    »Es ist der größte Schatz der Wolfsbruderschaft. Jeder Anführer hat es besessen, seit …« Den Namen des Hunnenprinzen hatte er noch nie gehört. Er wusste nicht einmal, was
Hunnen
waren, und Giulietta musste es ihm erklären.
    Spinnenartige Finger versuchten, in seine Gedanken einzudringen. Er wehrte sie instinktiv ab und legte die
Wolfsseele
wieder in die Kiste zurück.
    »Das gehört deinem Sohn.«
    Giulietta schüttelte entschieden den Kopf.
    »Leopold hat ihn bei der Taufe als seinen Erben bezeichnet. Das Schwert hat Leopold gehört, und deswegen ist Leo der neue Besitzer.«
    »Es gehört der Wolfsbruderschaft.«
    »Dann gib es ihnen zurück.«
    »Wie soll das gehen? Ich kann nicht zu ihnen gehen, und sie können nicht zu mir kommen.«
    »Weil sie sonst feststellen würden, das Leopold deinen Sohn zum Kriegshund gemacht hat?«
    Sie war vollkommen entsetzt. »Du weißt davon? Dann ist dir auch klar, was Onkel Alonzo tun würde, falls er je davon erfährt …?«
    Er würde das Kind töten, genau wie Alexa. Die Kriegshunde waren die wirksamste Waffe des deutschen Kaisers, und Sigismund war Venedigs gefährlichster Feind.
    »Niemand darf je davon erfahren.«
    »Ich verspreche es dir.«
    »Leo ist mein Sohn, ganz gleich wie Gott über ihn oder seine Zeugung denkt. Er ist mein Kind. Ich werde niemals zulassen, dass ihm jemand wehtut oder ihn mir wegnimmt.« Trotz ihrer Entschlossenheit klang sie jung und ängstlich. Jung, ängstlich und außerordentlich eigensinnig.
    Genau deswegen liebte er sie.

Teil 2
    Nun tränk ich wohl heiß Blut und täte Dinge, die der bittre Tag mit Schaudern säh.
    Hamlet,
William Shakespeare

40
    Alta Mofacon
    P rinzessin.« Der Bürgermeister von Görz wieselte diensteifrig heran, aufgeregt und von der Aussicht beflügelt, Giulietta nach so langer Abwesenheit seine Aufwartung machen zu dürfen. »Die hiesigen Mädchen …« Er verstummte enttäuscht, als er sah, dass Giulietta der Sänfte in schwarzer Witwenkleidung entstieg.
    Ihr Begleiter ritt rasch heran und saß ab, um ihr den Arm zu reichen, den sie nach kurzem Zögern nahm.
    »Die Prinzessin

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