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Blade 02 - Nachtklinge

Blade 02 - Nachtklinge

Titel: Blade 02 - Nachtklinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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normaler Geschwindigkeit, damit sie nicht erschrak.
    »Diese Klinge ist aus Silber.«
    Tycho hielt inne.
    »Silber lässt sich bekanntlich schwer schleifen, jedenfalls hat das der Waffenschmied behauptet. Aber ich bin eine Millioni-Prinzessin, und wer würde es wagen, mir zu widersprechen? Außerdem ist mein Geld ein besonders überzeugendes Argument.«
    »Giulietta.«
    »Geh, solange du kannst.«
    Sie schmetterte die Läden so lautstark zu, dass sogar ein Betrunkener am Kanalufer erstaunt den Kopf hob. Der kleine Drache auf den Zinnen über ihren Köpfen blickte aufmerksam nach unten. Tycho horchte, wartete, ob eine Tür ins Schloss fiel, eilige Schritte auf der Treppe zu vernehmen waren oder die Wachposten herbeigerufen wurden …
    Stattdessen herrschte tiefe Stille.
    Die Ca’ Friedland war schon alt, als Leopolds Großvater das Haus erworben hatte, und ebenso heruntergekommen wie die meisten Prachtbauten an diesem Kanalufer. Die abgebrochene Renovierung sagte Tycho genug über Giuliettas Zustand. Es hieß, sie habe sich hinter diesem kalten Patrizierluxus verschanzt. Vermutlich, dachte Tycho, war sie einfach traurig. Er schwang sich geräuschlos über die Brüstung auf den Balkon.
    »Ich weiß, dass du dort drinnen bist.«
    »Geh endlich.«
    »Giulietta …«
    »Sonst benachrichtige ich die Palastwache. Sie nehmen dich fest.
Richten dich hin.
Sie hängen dich zwischen dem Löwen und dem Drachen auf, schlitzen dir den Bauch auf, reißen dein Geschlecht mit eisernen Klauen ab …«
    Tycho spürte förmlich, wie seine Hoden schrumpften. Sie hatte sich offenbar ganz genau erkundigt.
    »Willst du, dass ich sterbe?«
    Hinter den geschlossenen Fensterläden war ein leiser Schluchzer zu vernehmen.
    »Onkel Alonzo sagt, du hast Graf Atilo auf dem Gewissen. Du hast seinen Diener ermordet, obwohl er sich ergeben hatte, und noch dazu den Wachtmeister der Zollbehörde. Ganz Venedig spricht über deinen Verrat.«
    »So war es nicht.«
    »Sondern?«
    »Iacopo hat Desdaio umgebracht.«
    »Du hast sie also doch geliebt.«
    Statt einer Antwort schob Tycho die Klingenspitze zwischen die Fensterläden und drückte den Riegel nach oben. Er blieb am Fenster stehen und blickte in das dunkle Zimmer. Überall standen Kerzen, die nicht brannten. Auf dem Marmortisch war ein Krug mit Wein, daneben ein Teller mit hartem Brot und trockenem Käse. Die zornig funkelnden Augen des rothaarigen Mädchens glühten im Halbdunkel wie Feuer.
    »Was willst du?«
    Seine Finger zitterten nicht, als er die Jetknöpfe an seinem verschmutzten Wams löste und den Nackenverschluss des Seidenhemdes aufknüpfte. Er ließ das Wams zu Boden fallen, zog das Hemd über den Kopf und hielt es lose in einer Hand.
    Giulietta hielt hörbar den Atem an.
    »Hier ist mein Herz«, sagte Tycho und berührte seine Brust. Er war sich nicht sicher, ob er ein Pochen spürte.
    Sie starrte ihn an.
    »Töte mich.«
    »Mach dich nicht über mich lustig!«
    »Jemanden, den man liebt, verspottet man nicht.«
    Ihre Unterlippe zitterte. Ihr Blick wurde weicher, dann wieder wütend. »Ich glaube dir kein Wort«, gab sie zurück und kam auf ihn zu.
    Sie war wunderschön.
    Ihr Gesicht war schmal geworden, und sie trug das flammend rote Haar, das im Mondlicht schimmerte, kürzer. Ihre Kleidung war streng, die schwarze Seide und der dunkle Schmuck ähnelten seinem eigenen schwarzen Gewand. Sie zückte das Silbermesser. Das kostbare Stück stammte vom besten Schmied Venedigs.
    »Du hast Graf Atilo umgebracht.«
    Tycho blickte sie durchdringend an. Er spürte ihre Verwirrung. Sie wollte, dass er den vermeintlichen Mord abstritt.
    Er schwieg.
    »Und du hast Leopold getötet. Statt ihm das Leben zu retten, hast du ihn …«, sie umklammerte den Griff des Messers fester, »um meinetwillen getötet. Wie konnte ich nur damals auf der
San Marco
…« Sie brach ab.
    »Giulietta.«
    »Du hast meine Verzweiflung ausgenutzt.«
    Tycho schüttelte den Kopf. Ihm war, als spreche eine Fremde zu ihm.
Er hätte Leopold nicht retten können.
    »Niemand konnte Leopold retten.«
    »Doch. Du hast alle gerettet, nur ihn nicht. Während wir unten in der Kabine eingeschlossen waren, hast du Wind und Sturm herbeigerufen, bist auf das Schiff der Mamelucken gesprungen und hast jeden getötet, der sich dir in den Weg gestellt hat. Jedenfalls behaupten das die Leute«, schloss sie unsicher.
    Als Tycho nickte, hob sie das Messer und blieb dicht vor ihm stehen. Sie drückte die Messerspitze auf seine Brust und riss die

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