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Blaine McCracken 6: Der Tag Delphi

Titel: Blaine McCracken 6: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Miss.«
    »Ach ja?«
    Er sah sie streng an. »Die Atomwaffen aus Miravo.«
    McCrackens Rückgrat versteifte sich. »Sie wollen sie an Führer der Ultrarechten liefern, die mit Hilfe dieser Waffen dann die Macht in ihren jeweiligen Ländern an sich reißen oder zumindest die derzeitigen Regierungen destabilisieren wollen.«
    »Jede einzelne dieser Atomwaffen aus Miravo ist zwei- oder dreimal stärker als diejenigen, die man am Ende des Zweiten Weltkriegs auf Japan abgeworfen hat«, stellte Kristen benommen fest.
    »Und ich versichere Ihnen, sie werden sie einsetzen«, fuhr Carlisle fort.
    »Aber das haben Sie bislang nicht gewußt«, sagte Blaine. »Das konnten Sie nicht wissen.«
    »Nein, aber ich habe gewußt, in welcher Leute Hände diese Waffen fallen werden. Schon in meiner Zeit bei Delphi war vorgesehen, einen internationalen Kader der äußersten Rechten aufzubauen. Eine meiner letzten Aufgaben bestand darin, als Verbindungsmann für den südafrikanischen Repräsentanten zu dienen. Ein Mann namens Dreyer.«
    »Travis Dreyer? Der Chef der AWB?«
    »Nein, ich hielt Kontakt mit seinem Vater, Boothe. Aber der junge Travis war bei all unseren Treffen anwesend. Er übernahm die AWB nach dem Tod seines Vaters.«
    McCracken dachte über die Konsequenzen nach. Die AWB – ein Kürzel der Afrikaner Weerstand Beweging, also Afrikaner-Widerstands-Bewegung – war eine gutbewaffnete, neofaschistische Organisation, die sich auf die Fahne geschrieben hatte, die Apartheid beizubehalten und die Schwarzen irgendwann vollständig auszumerzen. Ihre Mitglieder waren die reaktionären Nachkommen der holländischen Afrikaans, die das System der Apartheid ursprünglich eingeführt hatten. Sie waren bereit, im Namen der rassischen Reinheit und ihres Verständnisses von Nationalismus jede Schandtat zu begehen, und hatten auch schon unzählige davon begangen. In ruhigeren Augenblicken hielten sie Paraden ab, bei denen sie auf dem Rücken ihrer Pferde stolz eben jene Fahnen mit ihren Insignien schwenkten, die eine seltsame Ähnlichkeit mit Hakenkreuzen hatten.
    »Wollen Sie damit sagen, daß die Atomwaffen, deren Abtransport aus Miravo mein Bruder beobachtet hat, Menschen wie Dreyer zur Verfügung gestellt werden sollen?« fragte Kristen ungläubig.
    Das ehemalige Mitglied der Trilateralen Kommission betrachtete sie einen Augenblick lang. »Und danach wird ein langgezogener Dritter Weltkrieg über uns hereinbrechen. Überall auf der Welt werden Bürgerkriege und hoffnungslose Aufstände ausbrechen. Gruppen der radikalen Rechten, die wegen ihrer Skrupellosigkeit ausgewählt wurden, die es ermöglichen, sie zu manipulieren, werden auf der ganzen Welt Regierungen ins völlige Chaos stürzen und das Gleichgewicht grundlegend verändern. Sollte es wirklich dazu kommen, könnte sich die Welt auf Dauer und unumkehrbar verändern, an einem einzigen Tag. Dem Tag Delphi«, schloß er.
    »Und obwohl Sie das wissen, sitzen Sie hier und unternehmen nichts!« sagte Kristen wütend.
    »Weil ich einfach eingestehen muß, daß die Pläne der Delphi es den Trilateristen diesmal ermöglichen könnten, die Macht in einer reineren und direkteren Form zu ergreifen, als sie es sich je vorgestellt haben, ohne ihre ursprüngliche Vision dabei aufgeben zu müssen. Deshalb konnte ich Ihnen letzte Woche nicht helfen, sie aufzuhalten. Deshalb mußte ich Sie auf eine falsche Fährte setzen. Weil ein Teil von mir noch an die Heiligkeit der Vision glaubt, daß der Trilaterismus die einzige Möglichkeit darstellt, wie unsere Lebensweise überleben kann.«
    »Aber ein anderer Teil von Ihnen erinnert sich daran, daß die Delphi Sie rausgeworfen haben, weil Sie Ihren Standpunkt kundgetan und es gewagt haben, eine abweichende Meinung zu äußern«, forderte Blaine ihn heraus. »Das hat nichts mehr mit einer verantwortungsvollen Führung zu tun. Oder wenn doch, dann nur für den Preis einer wild wuchernden atomaren Verseuchung in großem Maßstab. Das war nicht Ihre Vision. Wenn Sie diese Vision gehabt hätten, wären Sie noch dabei.«
    Carlisle schwieg.
    »Sie haben sich nicht nur von ihnen abgesondert«, fuhr Blaine fort, »sondern auch von der Gesellschaft. Ihnen blieb nichts anderes übrig, oder? Sie mußten so handeln, weil Sie wußten, daß die anderen sich niemals damit abgefunden hätten, Sie einfach nur auszuschließen. Sie stellten ein zu großes Risiko dar. Ihre einzige Chance bestand darin, spurlos zu verschwinden.«
    »Ich konnte nichts mehr tun, Mr.

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