Blamage!
Peinlich wirkt aber auch die Marotte mancher Zeitgenossen, die dargebotene Hand gar nicht mehr loszulassen oder exzessiv zu schütteln â so als würden zwei verfeindete Präsidenten vor den Kameras der Weltöffentlichkeit endlich Frieden schlieÃen.
Peinlich-lästig kann es zudem sein, beim Betreten eines Raumes allen 30 Anwesenden die Hand geben zu müssen, weil man einmal damit angefangen hat. Ein summarisch beim Eintreten zugerufener Gruà hätte es manchmal auch getan. Andererseits: Beim festlichen Dinner in »guter Gesellschaft« kommt es nicht immer gut an, wenn man skatbrudermäÃig auf den Tisch klopft und dazu jovial in die Runde grölt: »Hallo zusammen, ich mach mal so.«
Sich vergeblich ins Gespräch einbringen wollen
Ãberall sehen Sie angeregt diskutierende Grüppchen, nur leider kein einziges bekanntes Gesicht. Sie wollen nicht alleine herumstehen, gleichzeitig haben Sie Hemmungen, sich mit Fremden bekannt zu machen. Halbherzig stellen Sie sich in die zweite Reihe einer dieser »Wagenburgen«, hören ein wenig zu, versuchen sich mit einer Bemerkung einzuschalten, doch keiner reagiert darauf, Sie bleiben unsichtbar. Noch peinlicher: Auf Ihre Bemerkung hin verstummt das Gespräch plötzlich, alle blicken Sie an, ein Witzbold fragt laut: »Ja, wen haben wir denn hier?!« Für schüchterne Zeitgenossen der GAU .
Sich zu offensichtlich anschleimen
Viele Menschen sind eitel und freuen sich über jede Art von Lobhudelei. Nach Auftritten und Reden sind die Vortragenden, die Schauspieler, Konferenzredner, Autoren und Musiker dafür besonders empfänglich. Netzrecherche ermöglicht es zudem, dass wir uns vorab über die Leistungen und Verdienste derjenigen, denen wir uns anbiedern wollen, ziemlich gut ins Bild setzen können. Das ermöglicht, den Angesprochenen eilfertig zu zitieren und seine Bücher, Auftritte, Interviews usw. über den grünen Klee zu loben. Gewiefte Schleimer greifen Begriffe, Redewendungen und Thesen ihres Opfers begierig auf und benutzen sie ausgiebig. Professoren mögen es besonders, wenn Kollegen und Studenten zudem ebenso ausgiebig aus ihren Schriften zitieren. Bedenken Sie jedoch, dass das Komplimentemachen eine Kunst für sich ist und äuÃerst kontraproduktiv wirken kann, wenn die Komplimente zu grob, zu intim oder zu aufgesetzt wirken!
Devotes Lachen
Gemeint ist ein überlautes, unangemessenes oder zu häufiges Lachen, wenn bestimmte »wichtige« Personen witzig sind oder es zu sein versuchen. Besonders peinlich, wenn der laute Lacher sonst als stiller, zurückhaltender Mensch bekannt ist, der eigentlich gar keine Witze mag.
Sonnenbrille im Gespräch nicht abnehmen
Wer in geschlossenen Räumen die Sonnenbrille nicht abnimmt, auf Highway-Police-Officer oder Mafiapate macht, sollte dazu gute Gründe haben. Lady Gaga bleibt da konsequent, selbst im Bett: »Selbst wenn ich nackt vor jemanden stehe, kommt der nicht automatisch darauf, dass ich Sex mit ihm haben möchte. Weil ich in solchen Situationen gerne meine blickdichte Sonnenbrille aufhabe.« 54
Jemandem in den Ausschnitt starren
Männer, die sich im sachlichen Gespräch mit einer attraktiven Frau befinden, führen oftmals einen kläglich-lächerlichen Abwehrkampf gegen die Versuchung, ihr auf die Lippen oder in den Ausschnitt zu starren. Peinlich, wenn sich die Herren am Ende eines langen, objektiven Gesprächs doch nicht mehr beherrschen können, einen verstohlenen Blick wagen â und dabei prompt erwischt werden!
Mit zu tiefem Ausschnitt, in zu kurzem Rock
Frauen wiederum, die im Berufsleben, bei Konferenzen und beim anschlieÃenden »Socializing« allzu offensichtlich ihre Reize einsetzen, gelten indes als ebenso peinlich, weil sie sich dem Verdacht aussetzen, sie hätten sonst nichts drauf.
Vom »Du« zurück zum »Sie«
Wie schnell ist man in unserer lockeren, egalitären Gesellschaft vom Sie zum Du gelangt â dazu muss man heutzutage nicht einmal besoffen sein! Das Du wirkt in vielen Branchen und Milieus eben lässiger, moderner, freundlicher. Hingegen ist der Weg zurück zum Sie wesentlich steiniger und zeigt an, dass eine tiefgreifende Entfremdung stattgefunden hat (»Ab heute bin ich für Sie wieder der Herr Bonke!«). Und was ist, wenn die eine Seite sich weigert, zum Sie zurückzukehren (»Ist mir egal, Michi. Ich sag weiter du zu
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