Blamage!
einfach nur noch tragisch.
Während sich Britney inzwischen wieder erholt hat und 2011 wieder auf Tour ging (allerdings in nur mäÃig gefüllten Konzerthallen), starb die Soulsängerin Amy Winehouse am 23. Juli des gleichen Jahres infolge ihres extremen Lebenswandels (zum Todeszeitpunkt hatte sie einen Promillewert von 4,16). Waren ihre Drogen- und Alkoholexzesse anfänglich noch als authentischer Rock ânâ Roll-Lebensstil akzeptiert, dann belächelt worden, machte sich schlieÃlich Mitleid breit, weil sie immer häufiger Auftritte im zugedröhnten Zustand abbrechen musste. Es folgte das tragische Finale.
Ob Rehabilitierung oder tödlichen Absturz: Welchen Weg Charlie Sheen am Ende wählen wird, ist hingegen noch unklar. Sheen hatte jahrelang in der CBS -Sitcom Two and a Half Men gespielt, er galt als der bestbezahlte Serienschauspieler der Welt, bis man ihn im März 2011 feuerte. Entziehungskuren und Eskapaden mit Callgirls hatten seine Karriere schon lange begleitet, dazu eine unendliche Reihe von peinlichen, manchmal auch bedrohlichen Ereignissen: Er war zunächst mit der Schauspielerin Kelly Preston verlobt gewesen, die ihn aber verständlicherweise verlieÃ, nachdem er ihr 1990 in den Arm geschossen hatte. AnschlieÃend lebte er mit der Pornodarstellerin Ginger Lynn zusammen, 1995 heiratete er das Model Donna Peele und lieà sich kurz danach wieder scheiden. Im folgenden Jahr prügelte er seine Freundin, die Pornodarstellerin Brittanny Ashland, bewusstlos und wurde zu einer Bewährungsstrafe und Sozialarbeit verurteilt. 2002 heiratete er die Schauspielerin Denise Richards, die sich 2006 wegen seines Drogenmissbrauchs und seiner Gewaltandrohungen wieder von ihm scheiden lieÃ. 2006 äuÃerte Charlie Sheen in einer Radiosendung Zweifel an der offiziellen Version der Ereignisse von 9/11, was ihn in die Nähe von durchgedrehten Verschwörungstheoretikern rückte. 2008 heiratete er die Immobilienmaklerin Brooke Mueller, die Weihnachten 2009 der Polizei meldete, dass Sheen sie mit einem Messer bedroht habe. Sheen wurde im Nobelwintersportort Aspen verhaftet, und wieder folgte die Scheidung. Im März 2011 lud Sheen ein Fernsehteam in seine Villa ein, die er zu diesem Zeitpunkt zusammen mit der Pornodarstellerin Bree Olson und dem Model Natalie Kenly bewohnte. Sheen prahlte vor laufender Kamera mit seinem hohen Drogenkonsum. Dass er überhaupt noch lebe, liege an seinem »Tigerblut«. Auf die Frage, ob er gegenwärtig unter Drogeneinfluss stehe, antwortete Sheen: »Ja, ich bin auf einer Droge. Und diese Droge heiÃt Charlie Sheen.«
Inzwischen hat sich nach dem britischen Vorbild Iâm a Celebrity, Get Me Out of Here! des Senders ITV 1 auf internationaler Ebene ein eigenes TV -Genre herausgebildet, in dem Prominente systematisch in peinliche Situationen gebracht werden, und dort die Gelegenheit bekommen, sich zu bewähren bzw. sich zu resozialisieren â handelt es sich bei den Kandidaten und Kandidatinnen doch oftmals um Promis, die ihre besten Zeiten schon hinter sich haben, oder um an sich schon peinliche Promis, die sich bereits auf andere Weise schon unmöglich gemacht hatten. Das Dschungelcamp als Besserungsanstalt. Ein anderes Peinlichkeits-Showformat, allerdings in der Realität angesiedelt, haben die amerikanischen Staatsanwälte entwickelt, und zwar für Prominente, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind oder verdächtigt werden. Beim sogenannten »Perpetrators Walk« werden sie in Handschellen von grimmigen Polizeibeamten aus der Wache über die StraÃe zum Transportfahrzeug gezerrt, die vorab informierte Presse filmt und fotografiert hemmungslos, und die Bilder gehen innerhalb von Minuten rund um den Erdball â im Frühjahr 2011 musste Dominique Strauss-Kahn, Chef des Internationalen Währungsfonds und möglicher Präsidentschaftskandidat der französischen Sozialisten, an diesen Pranger, nachdem ihm die Vergewaltigung einer New Yorker Hotelangestellten vorgeworfen worden war. Alles in allem eine sehr fragwürdige Praxis, bei der ein Beschuldigter noch vor Anklageerhebung und Prozess wie ein Schwerverbrecher gebrandmarkt wird. Und selbst wenn er sich dann als unschuldig erweist, sind diese rufschädigenden Bilder auf unabsehbare Zeit in der Welt. Letztlich wurde im Fall Strauss-Kahn ein Konflikt deutlich: Während für die Pariser Eliten seit Jahrhunderten der Grundsatz gilt,
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