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Blamage!

Blamage!

Titel: Blamage! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Saehrendt
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ohne große Begabung. Deshalb haben Medien und Fans auch weniger Respekt vor den Prominenten.« 70 Und auch die Bunte , schließt Riekel, sei »ja kein Streichelzoo«. In diesen Fällen geht es den betroffenen Promis um Schadensbegrenzung und nachträgliche Imagekorrektur bzw. -reparatur. Wer sich beispielsweise auf Feiern danebenbenommen hat, benötigt eine Post-Party- PR , und Prominente und Politiker heuern schon einmal professionelle Helfer an, um Seitensprünge, Ausraster, Umfragetiefs oder Nazisprüche vergessen zu machen. Politiker sind in fast noch stärkerem Maße auf Publicity angewiesen als Schauspieler oder Musiker. Selbstkritisch merken Parlamentarier wie die Schweizer Nationalrätin Jacqueline Fehr an, dass Politiker allein von Amts wegen eine enorm starke Medienpräsenz haben: »Jeder Sportler oder Kulturschaffende muss erheblich mehr Leistung erbringen, um dieselbe mediale Aufmerksamkeit zu erreichen.« 71 Dies stehe dann aber in krassem Gegensatz zur tatsächlichen Macht des Politikers, meint Frau Fehrs Kollege Markus Notter: »Der Politiker ist ein Symbol ohne große Wirkung. Der Einfluss des Einzelnen liegt im Millimeterbereich.« 72 Tatsächlich bilden Medien und Politiker in all den Hauptstädten dieser Welt geschlossene Zirkel, in denen der Bevölkerung politische Gestaltungsfähigkeit professionell vorgespielt wird – der Politikbetrieb als virtuelle Welt. Auf Fehltritte des Konkurrenten wird immer und überall gelauert, denn das Spiel mit den Skandalen gehört zum Politikbetrieb. Auffällig ist die Komplizenschaft von Journalisten und Politikern allerdings in einem Punkt. Warum berichten Journalisten so selten über die Alkoholprobleme von Politikern? Gäbe es da nicht jede Menge interessanter News und so manche Gelegenheit zum Skandal-Schnappschuss in feuchtfröhlicher Runde? Die Antwort fällt simpel aus: Man sitzt zusammen beim Essen oder in der Bar, bekämpft den Stress und die Einsamkeit mit Alkohol und gewinnt seine wichtigsten Insider-Informationen vor allem auf diesem informellen Weg.
    Peinlich sind nicht nur die Eskapaden der Promis, auch die Methoden der Paparazzi, Promireporter und Klatschjournalistinnen sind es bisweilen. Paparazzi wie der deutsche Hollywood-Promi-Jäger Hans Paul brüsten sich, wen sie alles mithilfe raffinierter Tricks »abgeschossen« haben. Dabei schildert Paul schon auf den ersten Seiten seiner Autobiografie, wie eine seiner Enthüllungen zum Selbstmord einer jungen Frau beitrug. Er hatte sich 1981 in eine Kölner Sexvermittlungsagentur eingeschlichen und die Bildkartei der Frauen abfotografiert. Bilder und Informationen verkaufte er an die Neue Revue . Eines der auf diese Weise geouteten Mädchen vergiftete sich bald danach. Scheinheilig schrieb Paul: »Dieser Schock verfolgt mich bis heute«, doch das hinderte ihn keineswegs daran, die Jagd nach Indiskretionen zum Beruf zu machen. 73 Zu den Meisterstücken eines Paparazzo gehört es, die Stars so zu provozieren, dass sie auf peinliche Weise völlig außer Rand und Band geraten und in der Folge spektakuläre Bilder liefern. Paul berichtet, wie er 1999 den Schlagersänger Guildo Horn in Köln aufspürte, als dieser mit seiner Freundin im Auto losfahren wollte: »Ich stand vor der Motorhaube seines Fords und fotografierte provozierend nur das Mädchen. Wie ich es erwartet hatte, stieg Guildo aus und verlangte den Film.« Nun hat Paul den Sänger am Wickel, unablässig fotografierend liefert er sich mit dem wütenden Guildo, dessen Beschützerinstinkt nun geweckt ist, einen Ringelpietz rund um das Auto, schließlich kriegt Guildo den Fotografen zu fassen, ein Passant mischt sich ein, Paul flüchtet in sein Auto, und die Sache wird noch besser: Guildo will verhindern, dass der Paparazzo mit seinem Film flüchtet und versucht vergeblich, durch das offene Fenster den Zündschlüssel zu packen: »Es gelang ihm nicht, der Motor sprang an. Doch er hielt das Lenkrad fest. Jetzt erst merkte ich, was der Mann für eine Kraft hatte. Ich kam nicht aus der Parklücke heraus und hatte Angst, dass der starke Barde meine laufende Filmkamera in der Kopfstütze des Beifahrersitzes entdecken würde. So gab ich ihm schnell meinen Film aus dem Fotoapparat und er verschwand mit drohendem Zeigefinger.« Während sich der Sänger als Sieger fühlte, hatte Paul die ganze Rangelei auf Film und

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