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Blamage

Blamage

Titel: Blamage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Saehrendt
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Fenster im fünften Stockwerk hängen lassen, er hielt mich nur an den Knöcheln fest.« 48
    Fahrschuldesaster
    Der Politiker und Fernsehmoderator Michel Friedman beispielsweise hatte ein eindrückliches Fahrschulerlebnis. Kurz vor der Prüfung hatten ihm seine Eltern schon einen Gebrauchtwagen gekauft und vor die Tür gestellt. Michel, gerade 18 Jahre alt, hatte für den Abend schon Freunde zur Prüfungsfeier eingeladen. Die Prüfung selbst lief gut, bis zu einem fatalen Fehler auf der Autobahnausfahrt, die Michel zu schnell nahm, so dass der Prüfer in die Eisen steigen musste. Das war’s: »Betäubt, betrübt, unglücklich lief ich zu Fuß nach Haus. Dramatisch schmiss ich mich auf mein Bett, vorher die Tür abschließend und verharrte den ganzen Nachmittag in dieser Unglücksstellung. Vor der Tür stand das Auto, das nicht gefahren werden durfte, meinen Freunden würde ich noch die Schande gestehen müssen – welch ein Versagen!« 49
    Das Versagen in der Fahrprüfung ist natürlich noch peinlicher, wenn es sich wiederholt: Früher drohte der sogenannte Idiotentest – eine medizinisch-psychologische Untersuchung, wenn man drei Mal durch die Prüfung gefallen war. Diese Regelung ist inzwischen abgeschafft, nun ist die Anzahl der Versuche, die Fahrprüfung zu bestehen, für jeden Kandidaten unbegrenzt.
    Im angesagten Club abgewiesen werden
    Die Türsteher eines angesagten Clubs zu überwinden stellt eine besondere Art der Prüfung dar. Wer sich stundenlang zu Hause aufgebrezelt hat, mit der S-Bahn aus dem Vorort in die Stadt gefahren ist, wer nach langer Warteschlangenzeit endlich dran ist, und dann mit dürren Worten oder gar nur mit stummen Gesten abgewiesen wird, empfindet Scham, und muss die höhnischen oder gespielt mitleidvollen Blicke der Glücklichen ertragen, die ungehindert in den Vergnügungstempel einziehen. Sofort nagen die Selbstzweifel: Bin ich etwa uncool? Mies gestylt? Alt? Hässlich? Peinlich? Richtig peinlich ist es aber, dann mit dem Türsteher diskutieren zu wollen. Manche versuchen zu flirten, andere werden laut und zickig, die schlimmsten holen ihre Kumpels, Cousins und älteren Brüder. Aua.
    Im Vorstellungsgespräch emotional werden
    In der Arbeitswelt und vielen anderen öffentlichen Bereichen ist Affektkontrolle angesagt. Das gilt erst recht im Bewerbungsgespräch, einer prüfungsähnlichen Situation. Wer hier latent aggressiv oder auch lyrisch-überkandidelt auftritt, wer hier mit den Tränen kämpft oder rührende Anekdoten erzählt, gilt als »wenig belastbar« und ist ruck, zuck aus dem Rennen.
    Prüfungsblamagen
    Der FDP -Politiker Guido Westerwelle studierte in jungen Jahren Jura mit Schwerpunkt Staats- und Verwaltungsrecht, doch als der Tag des mündlichen Examens angebrochen war, ereilte ihn ein totaler Blackout: »Ich wusste nichts mehr, absolut nichts mehr! Die Professoren bemühten sich, soweit das erlaubt war, mir zu helfen […]. Ich stammelte nur, erzählte Unsinn. Die Peinlichkeit gipfelte darin, dass ich zuletzt zum Demonstrationsrecht befragt wurde, und den Professoren wieder keine gescheite Antwort geben konnte. Dabei war ich bereits Bundesvorsitzender der Jungliberalen. Der Professor irritiert: ›Herr Westerwelle, bei den vielen abgehaltenen Parteiveranstaltungen müssten Sie das Versammlungsrecht doch langsam kennen!‹ Hinten im Publikum wurde gelacht. Wieder bei mir Fehlanzeige. Ich habe mich so geniert, dachte, die müssen doch denken, dass du der letzte Vollidiot bist!« 50
    Dauerstudent sein
    Seit Einführung der Studiengebühren und ähnlicher Maßnahmen ist diese Lebensform etwas aus der Mode gekommen. Früher gab es diesen Typus des taxifahrenden, philosophierenden oder politisierenden Generalisten noch häufiger. Deutschlands bekanntester Dauerstudent war der Hamburger SPD -Nachwuchspolitiker Nils Annen, der sein Geschichtsstudium im Jahr 2008 nach 28 Semestern schmiss, um Vollzeitpolitiker zu werden. Die Kandidatur für ein Bundestagsdirektmandat wurde ihm aber vor der Nase weggeschnappt, so dass er sich notgedrungen wieder immatrikulieren musste. Inzwischen hat er sein Studium in Berlin abschließen können – aber nur, weil man dort für den Bachelor kein Latinum brauchte. Daran war Annen zuvor in Hamburg mehrfach gescheitert, wie er der Presse beichtete: »Ich bin durchgerasselt, wie viele

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