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Blamage

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Titel: Blamage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Saehrendt
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andere auch. Damals war ich Abgeordneter, die Arbeit kostete Zeit und Kraft. Und die Wählerinnen und Wähler meines Wahlkreises hatten mich ja nicht in den Bundestag geschickt, damit ich meine Prüfungen schaffe.« Rekordhalter im Dauerstudieren ist aber wohl der Freiherr Meinhard von Seckendorff, der kürzlich nach einem Dutzend Studiengängen und zwei angefangenen Dissertationen die Universität Zürich nach 90 Semestern verließ – ein Messie des Bildungswesens. Professoren werden ihn in Erinnerung behalten als den »freundlichen älteren Herren, der an unerwarteten Stellen laut lachte und mit Getöse Notizblöcke vollschrieb«. 51
    Beim Abschreiben erwischt werden
    Was in der Schule noch weithin als Kavaliersdelikt galt, wird peinlicher, wenn man als Erwachsener ein größeres Rad zu drehen versucht. Der Textvergleich durch spezielle Suchprogramme fördert unbarmherzig Übereinstimmungen zutage, und so verloren in den letzten Jahren bereits einige Prominente wie die Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg ( CSU ) oder Silvana Koch-Mehrin ( FDP ) ihre Doktorentitel – nicht ohne zuvor noch peinlichere Versuche unternommen zu haben, sich herauszureden und sich an ihre Posten zu klammern.
    Allzu reich beschenkt werden (ohne sich revanchieren zu können)
    Ã„ußerlich müssen die Beschenkten vielleicht dankbar sein, innerlich fühlen sie sich gedemütigt. Viele schenken daher lieber, als durch Geschenke beschämt zu werden. Wobei die Zurückweisung eines Präsents ebenfalls einen hohen Peinlichkeitsgehalt hat – selbst wenn nicht klar ist, welche Seite sich hier mehr blamiert. Es kann ja ebenso peinlich sein, auf krampfhafte Weise ein Geschenk nicht annehmen zu wollen.
    Abhängig sein
    Wenn finanzielle Abhängigkeit überdeutlich wird – vom Staat, von den Eltern, dem Gatten, vor allem von der Gattin –, dann kann das durchaus peinlich sein, weil hier indirekt die eigene Unfähigkeit zutage tritt, durch eigene Leistung für eine ausreichende Lebensgrundlage bzw. berufliches Fortkommen sorgen zu können. Ein bekanntes Beispiel sind Fälle, in denen Entlassene ihren Angehörigen noch wochen- oder monatelang vorspielten, sie gingen wie immer zur Arbeit, während sie sich tatsächlich in Parkanlagen, Stadtbüchereien oder Spielhallen herumtrieben, um dann stets pünktlich um 17.00 Uhr den Heimweg anzutreten.
    Aus allzu gutem Hause kommen
    Auch wenn es wie ein Luxusproblem anmutet: Es gibt Menschen, die darunter leiden, aus einer prominenten oder vermögenden Familie zu kommen. Es ist ihnen peinlich, einen bekannten Familiennamen oder Adelstitel zu tragen, und sie versuchen es Freunden, Kollegen und neuen Bekanntschaften gegenüber möglichst lange zu verbergen. Sie glauben, die anderen könnten denken, sie hätten den Studien- oder Arbeitsplatz, die hübsche Freundin oder das Oldtimer-Porsche-Cabrio nur wegen ihrer Connections oder wegen ihres Reichtums erhalten. Sie befürchten, nicht um ihrer selbst wegen geliebt oder geschätzt zu werden, sondern nur wegen ihres großen Namens oder Vermögens. Nicht wenige Söhne und Töchter aus gutem oder sehr gutem Hause haben aus diesem Grund gegen ihre Eltern rebelliert, ihr Erbe verschenkt, wurden Kommunisten oder Antiimperialisten, manchmal gar Faschisten und Terroristen, um ihre als Makel empfundene privilegierte Herkunft zu leugnen.
    Ungeschickt sein
    Nicht nur Bildungslücken, auch der Mangel an körperlicher Geschicklichkeit, an Kaltblütigkeit oder Reaktionsschnelligkeit kann als äußerst peinlich empfunden werden und lässt unsere Kompetenz in zweifelhaftem Licht erscheinen – besonders vor Zeugen oder gar auf großer Bühne. Hannelore Kohl, die inzwischen verstorbene Gattin des Altbundeskanzlers, hatte 1996 die Aufgabe, am Bonner Rheinufer das Ausflugsschiff River Cloud zu taufen. Sie ergriff die Magnum-Champagnerflasche und schleuderte sie gegen den Schiffsrumpf: »Aber oh Schreck, die Flasche zerschellte nicht, machte nur einen dumpfhohlen Bums und sprang, immer noch an der Leine hängend, zurück! Wie peinlich! Zumal es heißt, ein solcher Vorfall bedeute Unglück.« Auch der zweite und der dritte Versuch misslangen. Beim vierten kam Hannelore der Reeder zur Hilfe: »Es war wie verhext: Wieder blieb die Flasche unzerbrochen. Stattdessen lösten sich kleine weiße Lackteilchen vom Schiffsrumpf. Erst beim sage und

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