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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Tisch, sein gewöhnliches Allheilmittel für eine unermeßliche Zahl von Leiden.
    Drittens faßt Mr. Bucket Jo ein wenig oberhalb des Ellbogens am Arm, um ihn vor sich herzuschieben, denn ohne dies Verfahren kann doch weder der »Schmier-Ober« noch irgend jemand anders in vorschriftsmäßiger Weise nach Lincoln's-Inn-Fields gebracht werden. Nachdem alle diese Anordnungen getroffen sind, wünschen sie den Frauenzimmern gute Nacht und treten wieder in die schwarze faulende 'Toms Einöd'.
    Auf denselben stinkenden Wegen, durch die sie in diesen Schlund hinabgestiegen sind, gelangen sie allmählich wieder hinaus. Die Menge umwogt sie und pfeift und belauert sie, bis sie den Rand erreichen, wo Darby seine Blendlaterne wieder zurückerhält. Hier flieht die Menge wie eine Schar gefangen gehaltener Dämonen mit gellendem Gekreisch zurück und wird nicht mehr gesehen.
    Sie gehen und fahren jetzt durch die helleren und luftigeren Straßen, die Mr. Snagsby noch nie so hell und luftig vorgekommen sind, bis sie an Mr. Tulkinghorns Haustür kommen.
    Mr. Tulkinghorns Bureau ist im ersten Stock, und als sie die halberleuchteten Treppen hinaufsteigen, erwähnt Mr. Bucket, daß er den Schlüssel in der Tasche habe und sie nicht zu klingeln brauchten.
    Für einen in solchen Dingen so bewanderten Mann braucht Bucket merkwürdig lang zum Öffnen der Tür und verursacht auch einigen Lärm. Vielleicht macht er damit jemand aufmerksam.
    Endlich treten sie in das Vorzimmer, wo eine Lampe brennt, und dann in Mr. Tulkinghorns gewöhnliches Zimmer, wo er heute abend seinen alten Wein trank. Er ist nicht da, wohl aber seine beiden altmodischen Leuchter, und der Raum ist leidlich hell.
    Mr. Bucket, der Jo immer noch mit vorschriftsmäßigem Griff festhält und nach Mr. Snagsbys Ansicht eine unbegrenzte Zahl von Augen zu besitzen scheint, macht ein paar Schritte in das Zimmer, da fährt Jo plötzlich zurück und bleibt stehen:
    »Was gibt's?« fragt Bucket flüsternd.
    »Da ist sie«, ruft Jo.
    »Wer?«
    »Die Dame.«
    Eine dichtverschleierte Frauengestalt steht mitten im Zimmer, und das Licht fällt auf sie. Sie regt sich nicht und ist ganz stumm. Das Gesicht der Gestalt ist ihnen zugekehrt, nimmt aber keine Notiz von ihrem Eintreten, und sie bleibt stehen wie eine Statue.
    »Jetzt sag mir, woher weißt du, daß das die Dame ist?« fragt Bucket laut.
    »I kenn den Schleier«, antwortet Jo mit weitaufgerissenen Augen. »Den Hut und a dös Kleid.«
    »Bist du auch deiner Sache ganz gewiß, Schmier-Ober?« fragt Bucket und beobachtet Jo mit großer Aufmerksamkeit. »Schau noch ein Mal hin.«
    »I schau schon so gut hin, wie i kann«, sagt Jo. »Und dös is der Schleier, der Hut und dös Kleid.«
    »Wie war's mit den Ringen, von denen du mir erzählt hast?«
    »Glänzt habens, rund um a dum«, sagt Jo und reibt die Finger seiner linken Hand an den Knöcheln der rechten, ohne einen Blick von der Gestalt abzuwenden.
    Die Gestalt zieht den rechten Handschuh aus und zeigt die Hand.
    »Nun, was sagst du jetzt?«
    Jo schüttelt den Kopf. »Ganz andere Ring warens, und d Hand is scho gar net.«
    »Wie meinst du das?« fragt Bucket sichtlich und zwar außerordentlich befriedigt.
    »d Hand war vüll weißer, vüll zarter und vüll kleiner«, erklärt Jo.
    »Na, du wirst am Ende gar noch behaupten, ich war meine eigne Mutter«, sagt Mr. Bucket. »Erinnerst du dich noch an die Stimme der Dame?«
    »I glaub schon«, sagt Jo.
    Die Gestalt spricht. »Klang sie wie diese? Ich will so lang sprechen, wie du willst, wenn du deiner Sache nicht gewiß bist. War es diese Stimme oder klang sie ähnlich?«
    Jo sieht Mr. Bucket ganz entgeistert an. »Net ein bisl.«
    »Weshalb sagtest du dann, es wäre die Dame?« forscht der würdige Mann und deutet auf die Gestalt.
    »Weil«, sagt Jo mit betroffenem Gesicht, aber ohne sich im geringsten beirren zu lassen, »weil dös der Schleier und der Hut und dös Kleid is. Sie is s und is s wieder net. Es is net ihre Hand, auch not ihre Stimm, und s sin auch nicht ihre Ring. Aber das is der Schleier, der Hut und dös Kleid, und sie hat sich auch grad so tragn und war auch grad so groß und hat mir an Sovring gebn und weg wars.«
    »Na«, sagt Mr. Bucket leichthin, »was Besonderes haben wir von dir nicht erfahren, aber da hast du fünf Schillinge. Wende sie gut an und mach keine dummen Streiche.«
    Bucket zählt verstohlen die Münzen aus einer Hand in die andre wie Spielmarken – es ist das so eine taschenspielerische

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