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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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dereinst zu sterben. Ich besuchte wohl manches Mal heimlich Chesney Wold und sah dich bei Gelegenheiten, wo du es am wenigsten vermuten konntest, aber es wäre wohl nie zu unserm heutigen Wiedersehen gekommen, wenn nicht die Frau meines alten Kameraden hier doch zu schlau für mich gewesen wäre. Und wir dankbar bin ich Ihnen dafür. Ich danke Ihnen dafür, Mrs. Bagnet, wirklich von ganzem Herzen und von ganzer Seele.«
    Mrs. Bagnet antwortet mit einem Doppelstoß ihres Regenschirms.
    Und dann bindet die alte Dame ihrem Sohn George, ihrem lieben wiedergewonnenen Herzenskind, ihrer Freude und ihrem Stolz, dem Licht ihrer Augen, mit jedem zärtlichen Namen, den sie für ihn ersinnen kann, auf die Seele, er müsse den besten juristischen Berater annehmen, der sich nur durch Geld und Einfluß verschaffen lasse, müsse in dieser ernsten Lage handeln, wie der Advokat es ihm vorschreibe, und dürfe nicht eigensinnig sein, wenn er auch noch so sehr im Recht sei, und feierlich versprechen, einzig und allein seiner alten Mutter Angst und Kummer zu berücksichtigen, sonst bräche er ihr das Herz.
    »Mutter, ich mache wenig genug damit wieder gut«, entgegnet der Kavallerist und schließt ihr mit einem Kuß den Mund. »Sag mir, was ich tun soll, und ich werde, wenn auch spät, anfangen, ein gehorsamer Sohn zu sein. Mrs. Bagnet, Sie werden sich meiner Mutter annehmen, nicht wahr?«
    Ein derber Stoß mit dem Regenschirm ist die Antwort der Alten.
    »Wenn Sie sie Mr. Jarndyce und Miß Summerson vorstellen, wird sie sich mit ihnen ins Einvernehmen setzen und sich von ihnen Beistand und gewiß den besten Rat holen können...«
    »Und dann, George«, unterbricht ihn die alte Dame, »müssen wir auf der Stelle nach deinem Bruder schicken. Er ist ein verständiger tüchtiger Mann, wie man mir allgemein versichert – draußen in der Welt, jenseits von Chesney Wold –, und kann uns sehr von Nutzen sein.«
    »Mutter«, entgegnet der Kavallerist, »ist es zu bald, wenn ich dich um etwas bitte?«
    »Gewiß nicht, mein Sohn.«
    »Dann gewähre mir diese eine große Bitte. Sage meinem Bruder nichts.«
    »Was soll ich nicht sagen, mein Sohn?«
    »Sage ihm nichts von mir. Wahrhaftig, Mutter, ich könnte es nicht ertragen. Ich kann mich dazu nicht entschließen. Er hat sich so verschieden von mir gezeigt und sich emporgeschwungen, während ich Soldat gespielt habe, daß ich eine frechere Stirn haben müßte, um ihn an diesem Ort, und noch dazu unter der Last meiner Anklage, zu sehen. Wie kann ein Mann wie er auch nur die geringste Freude über ein solches Wiedersehen empfinden? Es ist unmöglich. Nein, Mutter, halte ihm die Sache noch geheim. Erweise mir größere Liebe, als ich verdient habe, und halte von allen Menschen vor meinem Bruder die Sache geheim.«
    »Aber doch nicht für immer, lieber George?«
    »Vielleicht nicht für immer und ewig, Mutter, wenn mir das auch das liebste wäre, aber jedenfalls behalte es jetzt für dich. Ich bitte dich darum. Wenn er jemals erfahren soll, daß sich sein Galgenstrick von einem Bruder wiedergefunden hat, so möchte ich es ihm am liebsten selber sagen« – verzweifelt schüttelt der Kavallerist den Kopf – »und ich würde vorher sondieren, wie er es aufnehmen würde.«
    – Offenbar hat er über diesen Punkt eine so stark vorgefaßte Meinung, daß die Mutter seinen Wunsch erfüllt, zumal ihr Mrs. Bagnets Gesicht denselben Rat gibt. –
    Er dankt ihr herzlich.
    »In jeder andern Hinsicht, liebe Mutter, will ich so fügsam und gehorsam sein, wie du nur wünschen kannst, bloß auf diesem Punkt möchte ich bestehen. Ich bin sogar auf die Advokaten gefaßt. Ich habe hier«, sagt er mit einem Blick auf die auf dem Tisch liegende Schrift, »einen genauen Bericht über alles aufgesetzt, was ich von dem Verstorbenen weiß, und wieso ich in die ganze unglückliche Geschichte verwickelt worden bin. Es ist einfach und genau eingetragen wie in einem Orderbuch und ohne ein überflüssiges Wort. Ich hatte vor, es geradeso abzulesen, wenn man mich auffordern würde, etwas zu meiner Verteidigung vorzubringen. Ich hoffe, man wird auch jetzt noch nichts dagegen haben, doch ich will in dieser Sache keinen freien Willen mehr haben, und mag da was immer beschlossen und geredet werden, ich verspreche, mich zu fügen.«
    Da die Sachen soweit zufriedenstellend abgemacht sind und die Zeit vorrückt, schlägt Mrs. Bagnet vor, zu gehen. Immer und immer wieder wirft sich die Greisin ihrem Sohn um den Hals, und immer und

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