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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Jarndyce sofort das Wort auf.
    »Da er ein vollkommenes Kind ist, Sir«, fing ich an, »und so ganz anders als andre Leute...«
    »Sie haben Recht.« Mr. Jarndyces Gesicht strahlte. »So ein weiblicher Verstand trifft immer gleich das Richtige. Er ist ein Kind – das reinste Kind. Ich sagte es euch doch gleich.«
    »Gewiß, gewiß«, bestätigten wir.
    »Und er ist ein Kind, das ist doch klar, nicht?« fragte Mr. Jarndyce, und seine Miene hellte sich immer mehr und mehr auf.
    »Ja, das ist er.«
    »Wenn man sich's genau überlegt, ist es wirklich kindisch von euch – besser gesagt, von mir –, ihn nur einen Augenblick lang als erwachsenen Menschen zu betrachten. Ihn könnt ihr nicht verantwortlich dafür machen. Sich Harold Skimpole in Verbindung mit Plänen, berechnender Handlungsweise oder Logik nur zu denken! Hahaha!«
    Es war so köstlich, sein Antlitz immer vergnügter und vergnügter werden zu sehen und zu wissen, daß die Quelle seiner Freude sein gutes Herz war, dem es weh tat, jemand zu verdammen, Unrecht zu tun oder zu mißtrauen, daß ich in Adas Augen Tränen glänzen sah, während sie sich bemühte, in sein Lachen miteinzustimmen, und ich auch die meinen feucht werden fühlte.
    »Was ich für ein Stockfisch bin, daß ich nicht gleich daran gedacht habe. Die ganze Geschichte zeigt von Anfang bis zu Ende das Kind. Nur einem Kinde konnte es einfallen, euch beide in die Sache hineinzuziehen. Und wären es tausend Pfund gewesen, er hätte es genau so gemacht.«
    – Wir alle stimmten ihm nach dem, was wir diesen Abend gesehen und gehört hatten, vollkommen bei. –
    »Natürlich«, sagte Mr. Jarndyce, »aber Rick, Esther und auch Sie, Ada – denn ich weiß nicht, ob selbst Ihre kleine Börse vor seiner Unerfahrenheit sicher ist –, ihr müßt mir alle versprechen, daß das nie mehr wieder geschieht. Keine Vorschüsse! Verstanden? Auch nicht einen Sixpence.«
    Wir versprachen es alle getreulich; Richard mit einem verschmitzten Blick auf mich und auf seine Tasche klopfend, um damit anzudeuten, daß wir keine Gefahr mehr liefen, unser Wort zu brechen.
    »Was Skimpole betrifft, so würde dem guten Jungen ein bewohnbares Puppenhaus mit einem soliden Tisch und ein paar Zinnsoldaten, die er anpumpen könnte, zum Spielen fürs ganze Leben genügen. Er schläft jetzt gewiß schon den Schlaf eines Kindes; es wird Zeit, daß ich meinen soviel tüchtigeren Kopf auf meine mehr weltlichen Kissen lege. Gute Nacht, liebe Kinder! Gott behüte euch!«
    Er guckte wieder mit freundlichem Gesicht herein, als wir gerade unsre Lichter angezündet hatten, und sagte:
    »Ich habe nach der Wetterfahne gesehen. Es war doch ein Irrtum mit dem Wind. Er kommt aus Süden.« Und er verließ uns, ein Liedchen summend.
    Ada und ich plauderten noch ein paar Worte miteinander, als wir hinauf gingen, und waren uns darüber einig, daß diese Grille mit dem Winde nur ein Vorwand von Mr. Jarndyce sei, um Betroffenheit, Verstimmung oder Rührung zu verbergen. Es erschien uns das als sehr charakteristisch für seine exzentrische Herzensgüte und für den Unterschied zwischen ihm und den gewissen launischen Menschen, die im Gegenteil immer Wetter und Wind als Vorwand benützen, um ihre mürrische und verdrießliche Laune nicht unterdrücken zu müssen.
    Zu meiner Dankbarkeit war an diesem einen Abend schon soviel Liebe zu Mr. Jarndyce gekommen, daß ich Hoffnung schöpfte, ihn schon vermittels dieser beiden Gefühle verstehen zu lernen. Scheinbare Inkonsequenz bei Mr. Skimpole oder bei Mrs. Jellyby auf ihre Ursachen zurückführen zu können, durfte ich bei meiner geringen Erfahrung und praktischen Kenntnis nicht erwarten. Ich versuchte es auch gar nicht, und als ich allein war, mußte ich viel an Ada und Richard denken und an das Vertrauen, das mir, wie mir schien, Mr. Jarndyce hinsichtlich ihrer geschenkt hatte.
    Meine Phantasie, vielleicht durch das leise Stöhnen des Windes draußen ein wenig aufgeregt, wollte auch nicht ganz untätig bleiben, obgleich ich mir die größte Mühe gab. Sie schweifte zurück zu dem Hause meiner Patin und rief schattenhafte Erinnerungen an Grübeleien wieder wach, die damals manchmal in mir gedämmert hatten:... Was wohl Mr. Jarndyce von meiner frühesten Geschichte wisse und ob er wohl am Ende gar mein Vater sei... Jetzt war dieser nichtige Traum natürlich längst verschwunden.
    Das ist alles längst vorüber, sagte ich mir, schüttelte meine Träume ab und stand von meinem Sitz am Kamin auf. Es handelt

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