Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
Vom Netzwerk:
dazu abzurichten, sich mit möglichst geringem Aufwand von Arbeit ihr Wasser selbst heraufzuziehen (und er kam ihnen dabei mit so raffiniert berechnetem hydraulischem Druck zuhilfe, daß ein Vogel, wenn er durstig war, sich nur mit der Achsel an das Rad zu lehnen brauchte, und die Sache war geschehen). Dieser Hang hatte Mrs. Rouncewell große Sorge gemacht. Mit der Herzensangst einer Henne, die Enteneier ausgebrütet hat, erkannte sie, daß das eine revolutionäre Richtung sei, denn sie wußte, daß Sir Leicester von jedem Hang für eine Kunst so denkt, die mit Rauch und einem hohen Schornstein irgend etwas zu tun hat. Aber da der verstockte junge Rebell, obwohl er sonst ein sanftes geduldiges Kind war, beim Älterwerden kein Zeichen der Besserung erkennen ließ, sondern im Gegenteil ein Modell zu einem Maschinenspinnstuhl baute, mußte sie sich doch endlich entschließen, unter Tränen dem Baronet seine Unverbesserlichkeit einzugestehen.
    »Mrs. Rouncewell«, hatte Sir Leicester gesagt, »Sie wissen, ich kann mich mit niemandem herumstreiten. Schauen Sie, daß Sie den Jungen los werden; am besten ist, Sie stecken ihn in eine Fabrik. Die Eisenbaugegenden weiter nördlich wären, wie ich glaube, das beste für einen Jungen von solchen Neigungen.« Der Knabe ging also weiter nördlich und wuchs weiter nördlich auf, und wenn ihn Sir Leicester Dedlock jemals zu Gesicht bekam, oder jemals wieder an ihn dachte, so sah er in ihm jedenfalls nur ein Individuum von tausend ruß- und rauchgeschwärzten Verschwörern, die zwei oder drei Mal in der Woche nachts bei Fackelschein zu ungesetzmäßigem Treiben ausziehen.
    Trotzdem ist Mrs. Rouncewells Sohn im Lauf der Zeit herangewachsen, hat geheiratet und sich selbständig gemacht und Mrs. Rouncewells Enkelseele aus dem Universum zu sich gerufen.
    Dieser Enkel hat nun ausgelernt, ist von einer Reise nach fernen Ländern, wo er seine Kenntnisse erweitern und die Vorbereitungen für das Wagestück dieses Lebens auf Erden vollenden sollte, zurückgekehrt und steht jetzt, auf Besuch bei seiner Großmutter, an den Kamin gelehnt in deren Zimmer in Chesney Wold.
    »Und nochmals und nochmals, es freut mich von Herzen, dich zu sehen, Watt! Und abermals, ich freue mich, dich zu sehen, Watt«, sagt Mrs. Rouncewell. »Du bist ein hübscher junger Bursche, deinem armen Onkel Georg so ähnlich. Ach!« – Mrs. Rouncewells Hände werden wie gewöhnlich bei Erwähnung dieses Namens unruhig.
    »Man sagt, ich sei meinem Vater ähnlich, Großmutter.«
    »Auch ihm, liebes Kind. Aber am ähnlichsten siehst du deinem armen, armen Onkel Georg; und dein lieber Vater« – Mrs. Rouncewells Hände werden wieder ruhig - »geht es ihm gut?«
    »Sehr gut. In jeder Hinsicht, Großmutter.«
    »Da bin ich dem Himmel dankbar!«
    Mrs. Rouncewell liebt auch ihren zweiten Sohn, aber sie denkt an ihn mit einem gewissen Bedauern, so wie von einem Soldaten, der zwar tapfer ist, aber zum Feinde überging.
    »Ist er glücklich?« fragt sie.
    »Vollkommen.«
    »Ich danke dem Himmel dafür. Also er hat dich in seinem Sinn erzogen und dich in fremde Länder geschickt und so? Nun, er wird es wohl am besten wissen. Es mag ja eine Welt außerhalb von Chesney Wold geben, die ich nicht verstehe, obgleich ich nicht mehr jung bin und doch auch viel gute Gesellschaft zu Gesicht bekommen habe.«
    »Großmutter«, sagt der junge Mann und läßt das Thema fallen, »was war das für ein hübsches Mädchen, das vorhin bei dir war? Du nanntest sie Rosa.«
    »Ja, Kind. Sie ist die Tochter einer Witwe im Dorf. Mädchen sind heutzutage so begriffsstutzig, daß ich sie schon als junges Ding zu mir genommen habe. Sie lernt gut, und es kann etwas aus ihr werden. Sie zeigt dem Fremden das Haus schon recht hübsch. Sie wohnt und ißt bei mir.«
    »Ich hoffe, ich habe sie nicht vertrieben.«
    »Sie glaubt wahrscheinlich, wir hätten Familienangelegenheiten zu besprechen. Sie ist sehr bescheiden. Eine gute Eigenschaft bei einem jungen Mädchen. Und gegenwärtig seltner«, sagt Mrs. Rouncewell und dehnt ihren Schnürleib zu seiner größten Breite aus, »als früher.«
    Der junge Mann neigt das Haupt in Anerkennung der weisen Lehre. Mrs. Rouncewell lauscht. »Räder, horch!« sagt sie. Die jüngeren Ohren haben das Geräusch längst gehört. »Mein Himmel, was für ein Wagen kann das bei solchem Wetter sein?«
    Nach einer kurzen Weile klopft es an die Tür.
    »Herein!«
    Eine schüchterne Dorfschöne mit dunkeln Augen und dunkelm Haar, so frisch

Weitere Kostenlose Bücher