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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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gar zu arg zu schelten anfing, in die Mitte und brachten sie sehr gegen ihren Willen die Treppe hinunter. Ihre Stimme wurde mit jeder Stufe, die sie sie hinabschleiften, eine Oktave höher, und sie bestand beharrlich darauf, daß wir sofort gehen und jemand suchen sollten, »wo für uns gut genug wäre«, und vor allem, daß wir schauen sollten, daß wir fortkämen.

65. Kapitel
Ein neues Leben
    Die Session hatte begonnen, und mein Vormund erhielt die Meldung von Mr. Kenge, daß sein Prozeß übermorgen zur Verhandlung kommen würde. Da ich sehr gespannt war, wie die Sache ausfallen würde, kamen Allan und ich überein, an dem bestimmten Vormittag hinzugehen. Richard war außerordentlich aufgeregt und so schwach und matt, obgleich sich immer noch keine körperliche Krankheit an ihm nachweisen ließ, daß meine gute Ada der Unterstützung gar sehr bedurfte. Aber sie hoffte auf die Hilfe, die ihr jetzt binnen so kurzem in Aussicht stand, und ließ nie den Mut sinken.
    Die Tagfahrt sollte in Westminster abgehalten werden. Der Prozeß war dort wohl schon hundert Mal verhandelt worden, aber ich konnte mich nicht von dem Gedanken befreien, daß es dies Mal zu einem Resultat kommen müßte. Wir eilten gleich nach dem Frühstück fort, um rechtzeitig nach der Westminsterhall zu gelangen, und gingen Arm in Arm – wie glücklich und seltsam es doch war! – durch die lebhaften Straßen dorthin.
    Wir besprachen gerade, was wir für Richard und Ada tun könnten, da hörte ich jemanden rufen: »Esther! liebe Esther! Esther!« Und ich sah Caddy Jellyby, wie sie mir mit dem Kopf so lebhaft aus dem kleinen Wagen winkte, den sie in letzter Zeit gemietet hatte, um damit zu ihren Schülern zu fahren, deren sie jetzt eine große Anzahl hatte, als ob sie mich aus hundert Schritt Entfernung umarmen wollte.
    Ich hatte ihr in einem Briefe alles erzählt, was mein Vormund getan, aber keinen Augenblick Zeit gefunden, sie zu besuchen. Natürlich kehrten wir um, und das herzensgute Kind war so entzückt und freute sich so sehr, von dem Abend sprechen zu können, wo sie mir die Blumen brachte, und war so sehr darauf erpicht, mein Gesicht – samt dem Hute – zwischen ihren Händen zu drücken und sich ganz wie außer sich zu benehmen und mir allerlei Kosenamen zu geben und Allan zu sagen, ich hätte, ich wisse gar nicht, was alles, für sie getan, daß ich mich durchaus einen Augenblick in den Wagen hineinsetzen und sie beruhigen mußte, indem ich ihre Zärtlichkeit über mich ergehen ließ. Endlich mußten wir aber doch gehen – die Zeit drängte –, und Caddy blickte uns aus dem Kutschenfenster nach, solange sie uns sehen konnte.
    Dadurch verspäteten wir uns etwa eine Viertelstunde, und als wir die Westminsterhall erreichten, hatte die Verhandlung schon angefangen. Überdies war im Kanzleigericht ein so ungewöhnliches Gedränge, daß die Menschen bis an der Tür standen und wir weder hören noch sehen konnten, was drin vorging. Es schien etwas Komisches zu sein, denn dann und wann hörte man ein Lachen und den Ruf: Ruhe! Auch etwas Interessanteres als gewöhnlich, denn alles stieß sich und drängte vorwärts. Daß es etwas sein mußte, was den Herren vom Fach sehr spaßhaft vorkam, ersahen wir daraus, daß verschiedne junge Advokaten mit Perücken und Backenbärten, die abseits vom Gedränge standen, sich, während einer von ihnen die Sache erzählte, mit den Händen in die Taschen fuhren und sich geradezu vor Lachen krümmten und, mit den Füßen stampfend, in der Halle herumliefen.
    Wir fragten einen Herrn in unsrer Nähe, ob er wisse, was für ein Prozeß verhandelt werde? Er sagte uns: »Jarndyce kontra Jarndyce.« Und ob er wüßte, wie die Sache stehe? Er sagte nein, das habe noch niemand gewußt, aber soviel er aus allem entnehmen könne, sei es vorbei damit.
    »Vorbei für heute?« fragten wir.
    »Nein«, sagte er, »vorbei für immer.«
    Vorbei für immer!
    Als wir diese überraschende Antwort hörten, sahen wir uns sprachlos vor Erstaunen an. Konnte es wirklich möglich sein, daß das neuaufgefundene Testament alles in Ordnung gebracht haben sollte und daß Richard und Ada jetzt reich seien? Es schien zu gut, um wahr zu sein. Und doch mußte es so sein.
    Wir hatten nicht lange zu warten, denn das Gedränge geriet bald in Bewegung, und die Leute kamen mit roten erhitzten Gesichtern, mit einer förmlichen Wolke verdorbener Luft umgeben, herausgeströmt. Sie waren immer noch sehr lustig, wie Leute, die aus eine Komödie

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