Bleib für immer!: Roman (German Edition)
vermutlich genauso.«
Er steht am anderen Ende des Saals, aber wir sehen uns so intensiv in die Augen, als wären wir nur Zentimeter voneinander entfernt.
»Ich dachte außerdem … also, dass du einen anderen gefunden hättest«, sagt er. »Dank deinen Freundinnen weiß ich jetzt, dass das nicht der Fall ist. Und dass auch du inzwischen weißt, dass ich dir absolut treu war.«
Ich versuche zu schlucken.
Aber ich kann nicht. Ich stehe da wie angewurzelt, gleichzeitig verängstigt, verwirrt und euphorisch und verzweifelt bemüht, das mich innerlich zerreißende Gefühl unter Kontrolle zu behalten.
»Da ich dich aber leider nicht angerufen habe«, fährt Jack fort, »muss ich wohl irgendwie beweisen, wie viel ich für dich empfinde. Es ist wirklich ein Jammer, dass das Einzige, was mir dazu einfällt, mich wie einen absoluten Volltrottel aussehen lässt. Aber es muss sein.«
Ausnahmslos jeder im Raum stupst und flüstert und überlegt, was er wohl meinen könnte. Ich schiele zu Grace, und sie grinst mich an. Langsam kommt Jack auf mich zu, und wie elektrisiert höre ich die Backgroundsängerinnen von Ruby Turner den Song anstimmen.
Und dann – zu meinem grenzenlosen Erstaunen – tut das auch Jack.
Jack Williamson, ein Mann, der noch niemals in der Öffentlichkeit gesungen hat – ein Mann, der geschworen hat, das nie im Leben zu tun -, singt. Er singt für mich.
Seine Stimme ist tief, und er trifft haarscharf die Töne nicht, aber mir wäre es momentan vermutlich sogar gleichgültig, wenn er klänge wie eine kastrierte Seemöwe.
Während Jack singt, kommen die anfangs verblüfften Gäste allmählich in Schwung, und der ein oder andere fängt sogar an, sich im Rhythmus zu wiegen, als wäre er auf einem Queen-Konzert. Jemand hält tatsächlich ein Feuerzeug hoch.
Als Jack es bis zu mir geschafft hat, weiß ich endgültig nicht mehr, ob ich lachen, weinen oder einfach in Ohnmacht fallen soll. So oder so sind meine Wangen tränennass, als ich sie berühre.
Jack sieht mir in die Augen und singt die letzte Zeile, und jetzt steht er so dicht vor mir, dass ich seine Gesichtszüge aus einer Nähe betrachten kann, wie ich es nicht mehr zu hoffen gewagt hatte. Es verschlägt mir den Atem.
»Nobody … but … you.«
Er legt das Mikro auf dem Tisch neben mir ab und zieht mich an sich, während ich mir die Tränen wegwische. Zu donnerndem Applaus um uns herum beugt Jack sich vor, und unsere Lippen treffen sich.
Das ist der schönste, intensivste, glücklichste Augenblick meiner siebenundzwanzig Jahre auf dieser Erde. Und genau jetzt, in dieser Sekunde, weiß ich, dass ich gleich etwas sagen werde, was ich niemals für möglich gehalten hätte. Nie im Leben.
Ich ziehe den Kopf zurück und blicke Jack an, meinen Jack. Ich verschränke meine zitternden Hände mit seinen, während ich zu sprechen versuche.
Es klappt. Und ich flüstere ihm etwas zu.
»Jack. Ich liebe dich.«
Epilog
Drei Jahre später
W ISST IHR«, stellt Valentina mit einem bewundernden Blick in den Spiegel fest, »ich hatte ja so meine Zweifel, ob man im achten Monat ein Brautjungfernkleid tragen sollte. Aber ich hätte wissen sollen, wenn jemand sich das erlauben kann – dann ich.«
Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Valentina mag ja seit drei Jahren verheiratet sein und ihr erstes Kind von Edmund erwarten, doch manche Dinge ändern sich einfach nie.
Überrascht? Dass die beiden immer noch zusammen sind? Das sind wohl einige.
Sind wir doch mal ehrlich, als die beiden sich begegneten, musste man kein Zyniker sein, um zu bemerken, dass Valentina in etwa so vernarrt in Edmunds goldene Kreditkarte war wie in Edmund selbst. Aber irgendwann im Laufe der Zeit passierte etwas Komisches: Sie verliebte sich in ihn. Ob es geschah, als sie ihn auf ihrer Hochzeitsreise einem Mann das Leben retten sah oder als sich die kleine Paris (Orlando, falls es ein Junge wird) ankündigte, weiß ich nicht mit Sicherheit. Aber so ist es – und die Barnetts könnten nicht glücklicher sein. Was aus Valentinas Sicht fantastisch ist, denn Scheidungen sind ja so out .
Die Tür zu unserer Hotelsuite öffnet sich, und Polly spaziert herein.
»Wo ist deine Mutter?«, erkundige ich mich leicht beunruhigt. Obwohl ich selbstverständlich damit gerechnet habe, dass Grace zu spät kommt, macht es mich trotzdem nervös.
»Gleich da«, antwortet Polly, die mit ihren acht Jahren jetzt schon so erwachsen ist. »Du hast doch nicht ernsthaft damit gerechnet,
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