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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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zurück.
    In seiner kleinen Hütte, die als Wochenendhäuschen gebaut worden war, war dies der größte Raum, und er nutzte ihn als Büro, Wohn- und Esszimmer zugleich. Ansonsten gab es nur noch ein Bad und ein winziges Schlafzimmer, in dem man nicht aus dem Bett fallen konnte, weil es zwischen Wänden eingepfercht stand. Aber die Enge störte ihn nicht, denn sobald er die Hütte verließ, erstreckten sich zwei Hektar unbebaute Naturlandschaft vor seinen Augen – Platz genug, um durchzuatmen
    Er ließ sich in den Drehstuhl fallen, trank von dem noch viel zu heißen Kaffee und öffnete die nächste Mail.
    Sie stammte von einem gewissen Indigo15, natürlich ein Nickname, also konnte sowohl Weiblein als auch Männlein dahinterstecken. Der Schreibstil ließ darauf keinen Rückschluss zu – insofern man überhaupt noch von Schreibstil sprechen konnte. Eher war es eine Anhäufung von Kürzeln, unvollständigen Sätzen oder so unglaublich falsch geschriebenen Wörtern, dass es schon an Körperverletzung grenzte. Wie in den hundertvierzig anderen Mails, die er bisher gelesen hatte, ging es auch hier wieder nur um Musik und die nächsten geilen Partys. Typischer Teenagerkram.
    HDGDL Bye Indi!
    »Du mich auch«, sagte Alex und klickte die Mail weg.
    Die achtzehnjährige Daniela Victoria Gerstein, wohnhaft in dem kleinen Nest Beckedorf am südlichen Rand der Heide, war seit einem Monat verschwunden. Aufgewachsen in gut situiertem Haus, hervorragende Schulnoten, beste Aussichten fürs Abi, scheinbar keine schwerwiegenden Probleme. Während seines ersten Gesprächs mit den Eltern, Siegfried und Elke Gerstein, hatte Alex erfahren, dass von Seiten der Polizei das übliche Programm abgespult worden war. Die Beamten hatten natürlich ebenfalls den PC des Mädchens sowie ihr Zimmer durchsucht und Freunde und Bekannte befragt. Viel mehr war nicht drin, wenn eine Volljährige verschwand, auch wenn sie gerade erst achtzehn geworden war. Streng genommen konnte Daniela frei entscheiden, wo sie sich aufhalten wollte.
    Außerdem verschwanden in Deutschland täglich zwischen einhundertfünfzig und zweihundertfünfzig Menschen, viele davon Jugendliche, und die meisten tauchten nach ein paar Tagen wieder auf, um sich doch wieder von Mama bekochen zu lassen. Weitere achtzig Prozent aller Vermisstenfälle erledigten sich binnen eines Monats.
    Bei Daniela war es anders.
    Der magische Monat war abgelaufen, und es gab keine Spur. Man hatte versucht ihr Handy zu orten, doch das war ausgestellt. Einen eigenen Wagen, nach dem man hätte fahnden können, besaß sie nicht. Kein Anruf, keine Karte, kein Lebenszeichen, nur eine Mutter, die fühlte, dass ihrer Tochter etwas passiert sein musste.
    Also hatten die Eltern einen Privatdetektiv engagiert. Einen, der in dem Ruf stand, jeden zu finden. Sie hatten Alex bereitwillig den PC ihrer Tochter überlassen und den üblichen Vorschuss von zweitausend Euro bezahlt.
    Das war vorgestern gewesen. Aber einen Hinweis, wo er mit der Suche ansetzen sollte, hatte Alex noch nicht. Er war an der Schule gewesen und hatte mit Freunden und Freundinnen geredet. Sie hatten ihn abblitzen lassen und gemeint, Daniela hätte schon ihre Gründe und man solle sie in Ruhe lassen, vor allem ihre spießigen Eltern.
    Alex hegte den Verdacht, ein paar von denen wussten, wo Daniela sich aufhielt, würden es ihm jedoch genauso wenig verraten wie der Polizei. Im Moment sah es danach aus, als sei das Mädchen tatsächlich vor ihren Eltern geflüchtet. Dafür sprachen auch die Informationen, die Alex von ihrem Klassenlehrer am Gymnasium bekommen hatte.
    Nach dessen Einschätzung war Daniela ein introvertiertes, sehr intelligentes Mädchen, das sogar selbst Geschichten verfasste. Die, die er im Rahmen seines Unterrichts beurteilt hatte, waren sehr gut gewesen, und in einem kurzen Gespräch hatte sie ihm von ihrem Traum erzählt, Schriftstellerin zu werden. Ein Wunsch, den der Vater als pubertäre Spinnerei abtat.
    Alex hatte davon erst nach dem Gespräch mit den Eltern erfahren und sie darum noch nicht darauf ansprechen können, aber so, wie er Siegfried Gerstein, der von Beruf Finanzbeamter war, einschätzte, war es für ein stilles, künstlerisch begabtes, sensibles Mädchen in dem Haushalt nicht einfach. Zuspruch dürfte sie für ihre Leidenschaft nicht gefunden haben. Also hatte sie höchst wahrscheinlich woanders danach gesucht. Wo, das durfte er jetzt herausfinden, und wenn er es herausgefunden hatte, hatte er auch das

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