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Bleiernes Schweigen

Bleiernes Schweigen

Titel: Bleiernes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ferruccio Pinotti , Patrick Fogli
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interessiert, ist, als freier Mann zu sterben.«
    Er hustet heftig und hebt die Hand, um sich gegen die Hilfe seines Gastes zu verwehren. Dann versucht er ganz behutsam zu atmen und seufzt erleichtert. Als er wieder zu sprechen beginnt, klingt seine Stimme fest.
    »Vor langer Zeit haben sie mich wie einen Volltrottel beschissen und dann fallenlassen. Abmachungen, das ist bekannt, haben nun mal ihren Preis. Aber diesmal bin ich mit Abkassieren dran. Ich weiß, dass der Druck auf die entsprechenden Leute groß ist. Du hast recht, mein Freund, ich lese Zeitung. Aber Sie kennen die Wahrheit. Sie haben sie mit mir erlebt. Sie haben sie mit mir gemacht. Und jetzt habe ich keine Lust mehr abzuwarten, bis sie sich entscheiden. Haben Sie mit Ihrem Freund in Rom gesprochen?«
    Der Mann mit dem Saphir nickt.
    »Es soll einen Gnadenerlass geben. Von Amnestie und Straferlass ist die Rede. Nur will keiner die Verantwortung übernehmen. Sie wissen schon. Aber jetzt ist etwas anderes wichtig.«
    Don Antonio nickt.
    »Die Trennung, sicher.«
    Er nimmt die Brille ab und putzt sie akribisch mit einem Taschentuch. Erst das eine Glas, dann das andere, jeden Millimeter. Dann setzt er sie wieder auf und sieht seinem Gast direkt ins Gesicht.
    »Bestellen Sie ihm, ich werde alles sagen, was ich von dem Geld weiß.«
    Und dem Mann mit dem Saphir wird bewusst, dass Schluss ist.
    Er will etwas erwidern, doch Don Antonio hält ihn davon ab. Ein kurzes Heben des rechten Zeigefingers genügt.
    »Wir haben nie aufgehört zu verhandeln, mein Freund. In Wirklichkeit gab es überhaupt keine Verhandlung. Weder in jenem Sommer noch im Sommer davor oder in den Jahren danach. Meine und Ihre Freunde teilen sich dasselbe Terrain, ob nun Sizilien oder Italien spielt keine Rolle.« Er hält inne und scheint in sich hineinzuhorchen. »Wenn ich sterbe, wird niemand mich vermissen. Und vielleicht werden sie irgendwann bereuen, nicht auf mich gehört zu haben.«
    Er klopft die Kissen zurecht.
    »Richten Sie aus, was ich Ihnen gesagt habe.«
    »Wollen Sie das wirklich tun? Die Bedingungen haben sich deutlich geändert, ich halte das für keine gute Idee.«
    Don Antonio legt sich die Hand auf die Brust.
    »Finden Sie?«
    »Don Antonio, wollen Sie das wirklich tun?«
    Der Alte antwortet nicht.
    Er lauscht dem Schlag seines Herzens, das in seiner Brust, seinen Ohren, seinem Atem pocht, denkt an die Bomben, an die Stille danach, an das Echo der Explosionen, die alles geregelt haben. Er denkt an ein altvertrautes System. Die Bedrohung, die Zerstörung und das Feixen des Bösewichtes, der sich als einzig mögliche Rettung am Tatort präsentiert.
    Das funktioniert. Mit den Läden, die es zu erpressen, den Unternehmen, die es ihren Eigentümern zu entreißen gilt. Mit der ganzen Welt.
    Tod. Ehrsucht. Macht. Geld.
    Er sieht seinen Besucher an. Ein Überbleibsel aus der Vergangenheit, genau wie er selbst. Er nimmt einen möglichst tiefen Atemzug und verzieht den Mund zu einem Lächeln.
     
    Der Colonnello kommt kurz nach zwölf Uhr mittags.
    Daniele unterschreibt gerade etwas, als es klopft. Zwei Stunden zuvor hat er mir eine SMS geschickt. Vier Worte, die die Tür zu einer anderen Welt aufstoßen.
    Ich leite das Verfahren ein.
    »Kann ich reinkommen?«
    Der Colonnello steht auf der Schwelle wie ein Hausmeister, der den Unterricht nicht stören will. Daniele steht auf, nickt ihm zu und drückt ihm die Hand.
    Er setzt sich wieder, verschränkt die Arme, versucht, sein wild klopfendes Herz unter Kontrolle zu bringen. Sie wissen beide, wie es zu diesem Treffen kommt.
    »Mir wurde gesagt, Sie wollten mich treffen«, sagt der Militär.
    Daniele bemüht sich, ruhig zu wirken.
    »Und weshalb?«
    Der Colonnello rückt seinen Stuhl zurecht.
    »Lassen Sie sie alle hier Platz nehmen, Dottore? Verhören Sie sie hier?«
    »Wie bitte?«
    »Das ist der unbequemste Stuhl, auf dem ich je gesessen habe. Wenn das Kalkül ist, wüsste ich gern, ob’s funktioniert.«
    »Kein Kalkül, sondern mangelnde Mittel. Meiner ist nicht bequemer. Mein Rücken ist total kaputt.« Er macht eine Pause. »Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches?«
    »Ich sagte es bereits. Jemand hat mir gesagt, dass …«
    Daniele fällt ihm ins Wort.
    »Und Sie nehmen das Gerede ernst?«
    »In meiner Branche nennt man das Informationen.«
    »In meiner undichte Stellen. Das klingt nicht ganz so positiv.«
    »Jedenfalls bin ich hier, Dottore.«
    »Wie Sie wissen, gibt es ein Untersuchungsgeheimnis. Wenn nötig, werde ich

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