Blendend
diese zickige Antwort ein wenig. Doch ich habe einfach auf nichts Lust. Ich will mich nur zusammenkauern und mich nicht bewegen, nur nachdenken, träumen, meiner Fantasie freien Lauf lassen, diese bizarre und sinnliche Situation, in der ich mich befinde, auskosten. Und die nächste Episode sehnsüchtig erwarten …
Glücklicherweise habe ich ein ganzes Wochenende, bevor ich wieder zur Arbeit muss und Éric sehe, um ihm vom Fotoshooting zu berichten. Mir gefällt die Idee, mit Gabriel ein kleines erotisches Geheimnis zu teilen, doch es wird zunehmend schwieriger für mich, meine Verlegenheit oder meine Erregung vor den anderen zu verbergen. Und es ist mir absolut klar, dass mein Liebhaber die Gabe besitzt, mich unvorsichtig werden zu lassen, mich um den Verstand zu bringen und die Kontrolle über mein Leben zu verlieren. Was auch immer er tut oder nicht tut, er verfolgt mich. Ich weiß nicht, was mich erwartet, doch ich warte schon gespannt darauf, dass er mich wieder in seine Welt entführt, mich in seinen Bann schlägt, mich verblüfft, meine Grenzen austestet. Ich weiß jetzt schon, dass ich keinen Widerstand leisten werde. Marion hat sicher recht. Doch warum aufgeben? Ich will, dass er mich weiterhin besitzt. Ihm ganz zu gehören und, wer weiß, vielleicht eines Tages ihn zu besitzen …
Am frühen Abend stehe ich schließlich von meiner Couch auf und dusche mich rasch. Ich ziehe ein langes Shirt an, in dem ich gerne herumlümmle. Ich überlege, mir etwas zu essen zu machen, doch ein Blick auf den Berg aus schmutzigem Geschirr entmutigt mich. Mein Apartment wird vom Chaos beherrscht, doch ich kann mich nicht dazu aufraffen, aufzuräumen. Morgen. Ich beschließe, mich mit einer SMS bei Marion zu entschuldigen und ihr einen netten Abend zu wünschen, und lege mich mit einem Buch ins Bett.
Am Sonntag werde ich um sechs Uhr morgens durch meine Türglocke geweckt. Jemand klopft beharrlich an meine Tür und ich krieche schließlich mürrisch aus meinen warmen Federn. Mein ganzes Apartment ist erfüllt von der Januarkälte und ich zittere. Während ich in Richtung der Tür "Ich komme!" rufe, ziehe ich mir einen Kapuzenpulli über das ausgewaschene gelbe T-Shirt, das ich als Nachthemd trage, und schlüpfe in große rosafarbene Socken, die wärmsten, die ich besitze. Ich öffne verschlafen die Tür und streiche mir die zerzausten Haare aus dem Gesicht, um zu sehen, wer da vor meiner Tür steht.
Spitze Hirschlederschuhe, einfache Jeans, ein langer offener Wollmantel über einem dunkelgrauen Rollkragenpulli, schwarze Lederhandschuhe und ein Säckchen mit duftenden Croissants. Ich hebe den Kopf und sehe einen Zweitagebart, volle Lippen, schöne strahlend weiße Zähne, ein kleines Lächeln und blaue Augen, die über meinen Anblick amüsiert scheinen. Gabriel. Wie schön er doch ist. Der Boden gibt unter meinen Füßen nach. Ich sterbe vor Scham, dass er mich in diesem Zustand sieht. Ich zerre an meinem zu kurzen T-Shirt, das nicht einmal meinen Po vollständig bedeckt. Warum, warum nur habe ich nicht in einem Negligé aus Satin geöffnet? Vielleicht, weil ich gar keines besitze.
"Sexy, dein Minikleid! Und deine Socken finde ich auch ganz süß. Bleiben wir hier stehen oder bietest du mir einen Kaffee an?"
"Komm rein. Sorry wegen der Unordnung."
Er tritt ein und zieht einen kalten Hauch mit sich, und mein Apartment erscheint mir plötzlich in seiner Anwesenheit noch kleiner. Ich sehe mich kurz im Raum um: Bücher liegen auf dem Boden verstreut, auf der Couch liegen Kleidungsstücke, der Couchtisch ist vor lauter schlampig hingeworfenen Zeitschriften und alter Post kaum sichtbar. Er hätte keinen schlechteren Moment wählen können. Während ich versuche, meine Haare so gut es geht in Ordnung zu bringen, laufe ich hinter den Küchentresen, um frischen Kaffee zu machen. Ich laufe zu ihm zurück, um die Couch abzuräumen und ihm Platz zu machen, während er seinen Mantel auszieht und ihn über eine Stuhllehne hängt.
"Der Kaffee ist gleich fertig. Setz dich, ich mache mich nur schnell zurecht."
Ich versuche, entspannt auszusehen, und stürme zum Badezimmer. Gabriel fängt mich ab, hält mich an der Hand fest, setzt sich auf die Couch und zieht mich an sich, während er meine nackten Schenkel streichelt.
"Bleib so."
Er setzt mich seitlich auf seinen Schoß und es wird sofort um einige Grade wärmer im Raum. Ich möchte, dass er etwas sagt.
"Was verschafft mir die Ehre dieses Besuches?"
"Ich muss heute Vormittag nach
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