Blendend
Gästen zurückkehrte, hätte ich mir nichts Besseres als seine Ungezähmtheit, unsere Körper und meinen unglaublichen Orgasmus auf diesem Küchentisch vorstellen können … Doch das Jahr 2013 begann, als wäre all dies niemals geschehen. Zurück zum Ausgangspunkt, nach Paris. Der alltägliche Trott, arbeiten, schlafen, alleine. Éric, Émilie, Marion, doch kein Gabriel.
Ich habe wieder begonnen, zu arbeiten, und musste einen Bericht über die Neujahrsfeier bei Mr. Diamonds abgeben … Sehr inspirierend. Meinem Chef hat er gut gefallen, dem "Kunden" offenbar auch. Seit vollen drei Wochen habe ich nichts von Gabriel gehört, doch bei Éric meldet er sich. Die Eifersucht frisst mich fast auf. Ich kann doch nicht eifersüchtig auf eine Geschäftsbeziehung sein! Ich versuche, wieder wie vorher zu leben. Vielleicht habe ich ihn ja zum letzten Mal gesehen. Vielleicht war das seine Art, mir Lebewohl zu sagen. Ich muss ihn irgendwie aus meinem Kopf bekommen, auch wenn ich es gar nicht will. Ich muss lernen, ohne ihn weiterzuleben.
An einem Januarmorgen ruft Éric mich in sein Büro. Er hat alles herausgefunden, beendet mein Praktikum und erklärt mir, wie sehr ich ihn enttäuscht habe. Er hat an mich geglaubt, mir vertraut. Er findet mich widerlich. Diese Szene spielt sich in meinem Kopf ab, während ich nervös zum Büro meines Chefs gehe. Dieses Büro der Tabus, die Gabriel mich mit einem Fingerschnipsen brechen hat lassen. Dieser Schreibtisch, den ich nicht mehr ansehen kann, ohne zu sehen, wie er unter der Last unserer beiden Körper gegen die Mauer schlägt. Ich atme tief ein, klopfe an die offene Tür und Éric fordert mich lächelnd auf, einzutreten.
"Amandine, setz dich. Es läuft doch ziemlich gut mit Diamonds, nicht wahr?"
Mein Herz klopft immer schneller. Ich sage nichts.
"Ich habe auf jeden Fall den Eindruck, dass er dich gerne mag. Beim letzten Mal haben wir einen Jahresvertrag abgeschlossen. Du weißt schon, als er im Dezember hier war. Nun bereitet er eine Werbekampagne für seine Weine vor, die überall auf der Website erscheinen wird. Und er ist damit einverstanden, dass unser Logo darauf zu sehen ist. Diamonds möchte, dass du morgen Vormittag beim Fotoshooting dabei bist."
"Was? Was soll ich dort?", unterbreche ich ihn etwas zu ablehnend.
"Das weiß ich nicht genau, aber er hat mir gesagt, dass er nicht da sein wird. Tja, der Kunde ist König! Lass dich dort blicken, sag, was du denkst, mach dich nützlich, mach dir Notizen, schau, was du vielleicht herausholen kannst. Dies ist die Adresse des Studios."
Am nächsten Morgen fahre ich nach einer kurzen Nacht durch halb Paris zu den Champs-Élysées. Nervös. Und aufgeregt. Fast ein Monat höre ich nichts von Gabriel und dann lässt er mich ohne Erklärungen die Aufpasserin spielen. Ich schaffe es nicht, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ich die x-te Praktikantin bin, mit der er es treibt. Und mich ein weiteres Mal unwohl in einer Welt fühle, die nicht die meine ist.
Als ich vor dem typischen Pariser Gebäude im 8. Arrondissement ankomme, bemerke ich, dass es sich um das berühmte Studio Harold, eines der bekanntesten Studios in Frankreich, handelt. Ich dachte, dass hier nur Portraits von Stars aufgenommen werden.
Gabriel schafft es immer wieder, mich zu überraschen.
Nachdem ich einige Minuten an der Tür geklopft habe, trete ich ein, ohne hereingebeten zu werden. Niemand scheint von meiner Anwesenheit Notiz zu nehmen. Große weiße Hintergrundleinwände, Spots, Schirme: Kein Zweifel, hier findet ein Fotoshooting statt. Doch wenn ich mir die gertenschlanken Models, die in Dessous umhergehen, und den Stylisten, den Friseur und den Make-up-Artist, die um sie herum flitzen, so ansehe, glaube ich nicht, an der richtigen Stelle zu sein. Zumindest ist es so, bis ich einen jungen Assistenten mit bis auf einen kleinen Schopf in der Mitte rasiertem Kopf sehe, der eine Kiste mit Weinflaschen und eine Kühlbox voller Weintrauben bringt. Ich setze mich in einer Ecke des Raumes auf den Boden und lege mein Notizbuch auf meinen Schoß.
Nervös kaue ich an meinem Stift, als plötzlich eine Silhouette in der Tür erscheint. Sein Gesicht wird von einem Spot verdeckt, doch ich erkenne die muskulösen Arme, die Unterarme mit den hervortretenden Venen, die großen und dennoch zarten Hände, die starken Schultern und seinen knackigen Po. Sein künstlerischer Look ist mir neu: Ein schwarzes, etwas ausgewaschenes T-Shirt, graue ausgewaschene Jeans, Lederstiefel
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