Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)
etwa vier Minuten wiederhergestellt wird. Aber in meinem Fall war der Neokortex vollständig ausgeschaltet. Ich machte Bekanntschaft mit der Realität einer Bewusstseins welt, die völlig frei von den Beschränkungen meines physischen Gehirns existierte.
Ich erlebte regelrecht einen ganzen Ansturm von Nahtoderlebnissen. Als praktizierender Neurochirurg, der jahrzehntelang geforscht und praktisch im Operationssaal gearbeitet hat, bin ich in einer überdurchschnittlich guten Position, um nicht nur die Realität zu beurteilen, sondern auch die Tragweite dessen, was mir passiert ist.
Diese Tragweite ist so gewaltig, dass es sich nicht beschreiben lässt. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass der Tod des Körpers und des Gehirns nicht das Ende des Bewusstseins ist – dass die menschliche Erfahrung über das Grab hinausgeht. Und was noch wichtiger ist: Es dauert unter dem Blick eines Gottes fort, der jeden von uns liebt, der sich um uns alle kümmert und darum, wohin das Universum selbst und alle Wesen in ihm letztendlich gehen.
Der Ort, an den ich ging, war real. Real in einer Weise, die das Leben, das wir hier und jetzt führen, im Vergleich dazu wie einen Traum erscheinen lässt. Das bedeutet allerdings keineswegs, dass ich das Leben, das ich jetzt führe, nicht zu schätzen weiß. In der Tat schätze ich es mehr als je zuvor. Ich schätze es, weil ich jetzt alles in seinem wahren Zusammenhang sehe.
Dieses Leben ist nicht sinnlos. Doch das können wir von hier aus nicht erkennen – zumindest meistens nicht. Was mir passierte, während ich im Koma lag, ist zweifellos die wichtigste Geschichte, die ich jemals erzählen werde. Aber es ist schwierig, diese Geschichte zu erzählen, weil sie dem üblichen Verständnis so fremd ist. Ich kann sie nicht einfach hinausposaunen. Gleichzeitig basieren meine Schlüsse auf einer medizinischen Analyse meiner Erfahrung und auf meiner Vertrautheit mit den neuesten Ansichten der Hirnforschung und der Bewusstseinsforschung. Nachdem ich die Wahrheit hinter meiner Reise erkannt hatte, wusste ich, dass ich darüber sprechen musste . Und das auf die richtige Weise zu machen ist zur wichtigsten Aufgabe meines Lebens geworden.
Das soll nicht heißen, dass ich meine medizinische Arbeit und mein Leben als Neurochirurg aufgegeben hätte. Aber nun, wo ich das Privileg hatte zu verstehen, dass unser Leben nicht mit dem Tod des Körpers oder des Gehirns endet, sehe ich es als meine Pflicht, als meine Berufung an, Menschen von dem zu erzählen, was ich jenseits des Körpers und jenseits dieser Erde gesehen habe. Es geht mir ganz besonders darum, meine Geschichte jenen Menschen zu erzählen, die früher vielleicht schon ähnliche Geschichten wie meine gehört haben und sie auch glauben wollten, es aber nicht ganz konnten. Diesen Menschen – vor allen anderen – widme ich dieses Buch und die Botschaft, die es enthält. Was ich Ihnen zu erzählen habe, ist mindestens so wichtig wie alles, was irgendjemand sonst Ihnen erzählen wird – und es ist wahr.
1 eine krampfhafte Verengung von Gehirnarterien, Anm. d. Verlags
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Der Schmerz
Lynchburg, Virginia, 10. November 2008
Ich schlug die Augen auf. In der Dunkelheit unseres Schlafzimmers konzentrierte ich mich auf die rotglühende Anzeige des Weckers: 4:30 Uhr – eine Stunde, bevor ich normalerweise aufstand, um mich auf die siebzigminütige Fahrt von unserem Haus in Lynchburg, Virginia, zu meinem Arbeitsplatz an der Focused Ultrasound Surgery Foundation in Charlottesville zu machen. Holley, meine Frau, schlief noch immer fest neben mir.
Nachdem ich fast zwanzig Jahre lang im Großraum Bos ton als Wissenschaftler in der Neurochirurgie gearbeitet hatte, war ich 2006 mit Holley und unserer Familie ins Hochland von Virginia gezogen. Holley und ich hatten uns im Oktober 1977 kennengelernt – zwei Jahre nachdem wir beide das College beendet hatten. Holley arbeitete auf einen Master in bildender Kunst hin, und ich war an der Medizinischen Hochschule. Sie hatte sich ein paar Mal mit Vic verabredet, meinem Zimmergenossen vom College. Eines Tages brachte er sie mit und stellte sie mir vor – vermutlich, um mit ihr anzugeben. Als sie wieder gingen, sagte ich Holley, sie könne jederzeit wiederkommen, und fügte hinzu, sie brauche sie nicht verpflichtet zu fühlen, Vic mitzubringen.
Als wir unser erstes richtiges Date hatten, fuhren wir zu einer Party nach Charlotte, North Carolina, zweieinhalb Stunden mit dem Auto hin und genauso lang wieder zurück.
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