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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Prolog
     

    Eine Kette gewaltiger Berge bildete im äußersten Westen die Grenze des Großen Labyrinths. In sechzehntausend Fuß Höhe verschmolz das Gebirgsmassiv mit der Decke des Hauses, und da war kein Tal, keine Schlucht, keine Gletscherspalte, die auf die andere Seite geführt hätte. Denn hinter der mächtigen Barriere aus Stein und Eis war Nichts. Die Berge waren eine Mauer des Hauses, ein Damm und Bollwerk gegen seine zersetzende Wirkung und gegen die Angriffe von Nichtlingen – den Kreaturen, die dem Nichts entsprangen.
    Es existierte nur eine Stelle, an der die Nichtlinge ins Große Labyrinth gelangen konnten. Vor langer Zeit, als die Berge geschaffen wurden, war auch ein Tunnel gebaut worden, ein gewölbter Tunnel von sieben Meilen Länge, zwei Meilen Breite, der mit vier riesigen Toren verschlossen war. Das äußerste Tor auf Hausseite war zwei Fingerbreit mit Gold überzogen, welches das Metall darunter mit immateriellen Kräften versiegelte, die von Rohnichts oder Zauberei nicht leicht zu durchbrechen waren. Das nächste Tor, eine halbe Meile hinter dem ersten, bestand aus vergoldetem Silber; das dritte, wiederum eine halbe Meile entfernt, war aus Bronze. Das vierte und letzte Tor, dasjenige, welches ins Nichts hinausführte, wurde das Klartor genannt. Es war rein immateriell und völlig durchsichtig, bis auf ein Schimmern, das selbst unsterbliche Augen schmerzte.
    Dessen ungeachtet schauten die Bürger, die das Klartor bewachten, in einem fort hindurch auf das seltsame, sich ständig verändernde Gebiet dahinter, auf die flüchtige Region, wo einige Kräfte des Hauses sich noch immer formend auswirkten und ihr einen Anschein von Festigkeit verliehen. Dies war der Grenzstreifen, doch das Nichts war nie weit entfernt. Manchmal kam es bis fast ans Klartor heran, und manchmal lag es so weit weg, dass es nicht mehr zu sehen war.
    Der Zweck des Tunnels war, zu bestimmten Zeiten eine kontrollierte Anzahl von Nichtlingen ins Große Labyrinth zu schleusen, damit sie der Glorreichen Armee der Architektin, die dort stationiert war, als Kurzweil und zum Training dienten.
    Die Prozedur für solche Einlasse war immer dieselbe. Wenn eine kleine Anzahl Nichtlinge – nur ein- oder zweitausend – benötigt wurde, öffnete man das Klartor nur so lange, um diese Menge passieren zu lassen. Dann wurde es geschlossen, und die Nichtlinge wurden durch das Bronzetor gelassen, welches wiederum hinter ihnen verriegelt wurde. Der Vorgang wiederholte sich beim Silbertor und schließlich beim Goldtor, durch das die Nichtlinge dann ins eigentliche Haus gelangten. Es war ein eherner Grundsatz, dass niemals alle vier Tore gleichzeitig geöffnet sein durften, und nur zweimal in der gesamten Geschichte des Hauses waren drei Tore zur selben Zeit entriegelt worden, um mehr als hunderttausend Nichtlinge einzulassen.
    Die Tore wurden mittels riesiger Räderwerke geöffnet und geschlossen, die von unterirdischen Flüssen getrieben wurden. Sie konnten jeweils mit einem einzigen Hebel bedient werden, und alle vier Hebel befanden sich im Schaltraum der Grenzfeste, die oberhalb des Tunnels in den Berg gebaut war. Zur Feste gelangte man über eine Reihe von Rampen, die in Serpentinen den Berghang hinaufführten und mit Bastionen und Vorschanzen versehen waren. Die Grenzfeste wurde entweder von einer Abteilung der Legion, der Horde, des Regiments oder der Mäßig Ehrenwerten Artillerie-Kompanie verteidigt. Die Wachablösung fand einmal pro Jahrhundert nach Hauszeit statt.
    Gegenwärtig, gut zehntausend Jahre nach dem Verschwinden der Architektin, lag eine Kohorte der Legion in der Grenzfeste in Garnison. Sie stand unter dem Kommando von Oberst Trabizond Nage, 13338ster der Rangordnung im Haus.
    Oberst Nage hielt sich in seinem Büro auf und zog gerade den silbernen Zeremonienkürass und den gefiederten Helm seines Ranges an, als eine Ordonnanz an die Tür klopfte.
    »Was gibt es?«, fragte Nage. Er war nicht ganz bei der Sache, denn noch in dieser Stunde würde er die Öffnung des Klartors befehlen und bis zu zehntausend Nichtlinge durchschleusen – die beschlossene Feindmenge für den 108217sten Feldzug der Armee.
    »Besuch vom GHQ, Sir!«, erwiderte die Ordonnanz schneidig. »Und Leutnant Krähe will eine dringende Meldung machen.«
    Nage runzelte die Stirn. Wie alle höheren Bürger war er sehr groß und sah sehr gut aus, und das Stirnrunzeln veränderte seine Gesichtszüge kaum. Er runzelte sie deshalb, weil er keine Nachricht über einen

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