Blind Date - SMarte Geschichten (German Edition)
Schraubstock. Ich muss meinen Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen sehen zu können, mindestens 1,95 m schätze ich.
„Ja, und du bist Robert?“
Höflich hält er mir die Tür des Lokals auf und ich humpele leicht an ihm vorbei. Mindestens eine Blase spüre ich jetzt schon am Fuß. Er hat nicht nur einen Tisch, sondern gleich ein Menü für uns vorbestellt. Zum Aperitif gibt es einen Martini, der mir gleich zu Kopf steigt.
Die Vorspeise kostet mich meine Lebensgeschichte. Er ist Rechtsanwalt, geschieden, hat zwei Kinder, die bei seiner Frau leben und wird nächste Woche sechsundvierzig erfahre ich beim Hauptgang. Beim Dessert geht es ans Eingemachte.
„Du suchst also einen Mann, der dich mal übers Knie legt?“
Mann ist das peinlich. Muss der das denn mit so deutlichen Worten aussprechen? Wenn ich könnte, würde ich mich wegbeamen. Verschämt rühre ich mit dem Löffel den nicht vorhandenen Zucker in meinem Kaffee schwindelig, bis er meine Hand festhält.
„Sie mich an!“
Die Stimme und der leise Befehlston jagen mir heißkalte Schauer über den Rücken. Dominanz strahlt er aus, muss ich ihm zugestehen. Und was für welche. „Das scheint dir hier unangenehm zu sein, wollen wir zu mir fahren? Da können wir uns ganz in Ruhe bei einem Glas Wein unterhalten.“
Ich nicke und rühre meinen Kaffee weiter, bis die Rechnung kommt und wir aufbrechen.
*
Mit meinem Beetle verfolge ich seine Rücklichter, bis wir in eine Straße einbiegen, in der nur noble Einzelhäuser stehen. Nicht so fade Reihenhäuser wie bei uns. Ich bin beeindruckt. Robert biegt in eine Einfahrt ein und parkt seinen Mercedes vor einer großen Doppelgarage. Meinen Impuls, einfach Gas zu geben und weiterzufahren, kann ich so gerade eben unterdrücken. Was mache ich eigentlich hier? Ich kenne den Mann überhaupt nicht und fahre zu ihm nach Hause? Der ist Rechtsanwalt und bereit, dir deine Sehnsüchte zu erfüllen, genau das willst du seit Jahren, beruhige ich mich und parke hinter ihm in der Einfahrt. Während ich aussteige, schiebt sich wie von Geisterhand bewegt das Rolltor zu, das die Einfahrt von der Straße trennt. Das Grundstück ist von großen Tannen umgeben, von der Straße aus ist das Haus nicht zu sehen. Gespannt wie ein Flitzebogen, wie es wohl hinter der weißen Haustür mit dem Messingbeschlag aussieht, erklimme ich tapfer die fünf Stufen, meine Schuhe bringen mich um.
Leicht eingeschüchtert betrete ich hinter Robert das Haus und staune nicht schlecht. Wir stehen direkt in einem riesigen Wohnzimmer, schwere antike Ledermöbel stehen mitten im Raum. Mitten in einer dunklen Natursteinwand schwelt ein kleines Feuer in einem offenen Kamin, davor liegt ein großes, helles Fell. An der Decke hängt eine Art Kronleuchter, das gelbliche Licht glitzert in dem Glas und taucht den Raum ein warmes Licht. Geschmack hat er.
„Willst du deine Schuhe ausziehen?“
Oh, er hat meinen hinkenden Gang bemerkt, wie aufmerksam er doch ist. Das lasse ich mir nicht zwei Mal sagen. Meine nackten Füße mit den rot lackierten Zehennägeln tapsen über den kühlen Stein bis zur Couch.
„Setz dich doch, ich hole uns nur eben eine Flasche Wein.“
Beeindruckt lasse ich mich in das dunkelbraune Leder sinken. Seine Absätze klackern leise auf den Fliesen in der Küche, Gläser klingeln, als sie aneinander stoßen. Robert setzt sich neben mich auf die Couch und während er den samtig roten Wein in Gläser füllt, zupfe ich nervös an einer Haarsträhne.
„Dann lass mal hören. Wie kommt es dazu, dass du so eine Anzeige aufgibst und dich mit einem wildfremden Mann triffst?“
Ich streiche eine imaginäre Haarsträhne aus meiner Stirn.
„Das habe ich doch geschrieben.“ Mehr fällt mir nicht ein.
Robert lacht auf. „Ja, ich kann lesen. Du suchst also nach einem Mann, der dir den Hintern versohlt und dich unterwirft.“
Oh Mann, klingt das doof, wenn jemand das so ausspricht. Hätte ich mir mal lieber einen anderen Text einfallen lassen.
„Jetzt sei doch nicht so schüchtern. Du willst doch mehr, als dass ich dich jetzt übers Knie lege, dir den Hintern versohle, dich in die Ecke stelle und dann nach Hause schicke, oder?“
In die Ecke stellen? An so etwas habe ich ja gar nicht gedacht , der spinnt wohl.
Ich merke, wie ich nicke.
„Dann erzähl mir etwas von deinen Wünschen, Gedankenlesen kann ich leider nicht. Du hast doch bestimmt ein Kopfkino, wenn du masturbiert?“
Woher weiß der, dass ich
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