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Blind

Blind

Titel: Blind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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zusammen.
    Als Nan weitersprach, täuschte sie einen lockeren Ton vor, der ein bisschen zu abgeklärt war, um überzeugend zu klingen. »Gegen diese Price laufen Untersuchungen wegen Misshandlung und sexuellen Missbrauchs eines Kindes. Ihrer eigenen Tochter, kannst du dir das vorstellen? Anscheinend ist die Polizei bei ihr zu Hause aufgetaucht, nachdem ein Nachbar einen Unfall gemeldet hatte. Price hat mit ihrem Wagen ein anderes Fahrzeug gerammt, mit sechzig Sachen, direkt vor ihrem Haus. Als die Polizei eintraf, hat sie bewusstlos hinter dem Steuer gesessen. Die Tochter war im Haus, mit einem Revolver und einem Hund, der tot auf dem Küchenboden lag.«
    Nan machte eine Pause, um ihm Gelegenheit zu einem Kommentar zu geben, aber Jude hatte nichts zu sagen.
    Nan fuhr fort. »Der andere Fahrer hat sich samt Wagen aus dem Staub gemacht. Wurde nie gefunden.«
    »Und Price, was hat die der Polizei erzählt? Wie lautet ihre Geschichte?«
    »Es gibt keine Geschichte. Die Polizisten haben die Kleine beruhigt, haben ihr den Revolver abgenommen, und als sie ihn in den Pistolenkasten zurücklegen wollten, haben sie unter dem Samtfutter einen Umschlag mit Fotos gefunden. Polaroids von dem Mädchen. Widerliche Bilder. Kriminelles Zeug. Anscheinend können sie beweisen, dass die Mutter sie aufgenommen hat. Dafür könnte Jessica Price bis zu zehn Jahre kriegen. Die Tochter ist erst dreizehn. Ist das nicht das Furchtbarste, was man sich nur vorstellen kann?«
    »Ja«, sagte Jude. »So ziemlich.«
    »Und weißt du, was wirklich unglaublich ist. Jessica Price' Autounfall, der tote Hund, die Fotos, das ist alles am selben Tag passiert, als in Louisiana dein Vater gestorben ist.«
    Jude sagte nichts dazu. Schweigen war sicherer.
    Nan fuhr fort. »Dem Rat ihres Anwalts folgend, hat Jessica Price von ihrem Recht Gebrauch gemacht, keine Aussage zu machen. Ist wohl auch das Beste für sie. Und ein Affenschwein für den, der außer ihr noch da war. Der mit dem Hund, meine ich.«
    Nan schwieg so lange, dass Jude sich schon fragte, ob man sie aus der Leitung geworfen hatte.
    Schließlich sagte er, nur um festzustellen, ob sie überhaupt noch da war: »Ist das alles?«
    »Eine Sache noch«, sagte Nan mit makellos verbindlicher Stimme. »Ein Zimmermann, der da ein Stückchen weiter in derselben Straße gearbeitet hat, der hat ausgesagt, dass sich am selben Morgen, etwas früher, ein verdächtiges Pärchen in einem schwarzen Wagen in der Gegend rumgedrückt hat. Und der Mann, der hätte genauso ausgesehen wie der Sänger von Metallica.«
    Da musste Jude lachen.
    56
    Am zweiten Wochenende im November fuhr der Dodge Charger von einem Kirchhof in Georgia auf eine Landstraße aus rotem Lehm. Hinter dem Wagen klapperten an einer Schnur festgebundene Büchsen. Bammy steckte sich die Finger in den Mund und ließ ein paar derbe Pfiffe hören.
    57
    Im nächsten Herbst flogen sie auf die Fidschi-Inseln. Im Herbst danach besuchten sie Griechenland. Und im folgenden Oktober waren sie auf Hawaii und lagen zehn Stunden am Tag an einem Strand aus grobkörnigem schwarzem Sand. Neapel im Jahr darauf war noch besser. Sie hatten eine Woche geplant und blieben einen Monat.
    Im Herbst, als sie ihren fünften Hochzeitstag feierten, fuhren sie nirgendwohin. Jude hatte Welpen gekauft und wollte sie nicht allein lassen. An einem kühlen und nassen Morgen ging Jude mit den neuen Hunden die Einfahrt hinunter zur Straße, um die Post zu holen. Als er die Kuverts aus dem Briefkasten nahm, der gleich hinter dem Tor stand, raste ein heller Pick-up vorbei und spritzte ihm den Rücken voll. Als er sich umdrehte, sah er Anna auf der anderen Straßenseite stehen. Sie schaute zu ihm herüber. Er spürte einen stechenden Schmerz in der Brust. Der ließ zwar schnell wieder nach, aber er musste doch nach Luft schnappen. Keuchend stand er da.
    Sie strich sich eine blonde Strähne aus den Augen, und dann sah er, dass sie kleiner war als Anna, eine sportlichere Figur hatte und höchstens achtzehn Jahre alt war. Sie hob zaghaft die Hand, und er winkte sie über die Straße zu sich herüber.
    »Hi, Mr Coyne«, sagte sie.
    »Reese?«, sagte er.
    Sie nickte. Sie hatte keine Mütze auf, ihre Haare waren triefend nass. Auch ihre Jeansjacke war durchweicht.
    Die Welpen sprangen an ihr hoch, und sie drehte sich lachend zur Seite.
    »Jimmy«, sagte Jude. »Robert. Aus! Tut mir leid, aber die beiden sind noch ziemlich ungehobelt. Ich muss ihnen erst noch Manieren beibringen. Los, komm mit

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