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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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zu vermeiden. Deine Mutter schläft?«
    »Tief und fest … Zumindest klingt es so.«
    Er lächelte. »Tja, wenn sie älter werden, schnarchen die Frauen genauso wie die Männer.«
    »Reiner Selbstschutz«, sagte Franziska.
    »So, meinst du?«
    Sie nickte. Dann saßen sie schweigend da, tranken von ihrem Bier, sahen dem langweiligen Vorkampf zu, und Franziska genoss das Gefühl, ein klein bisschen wieder Kind sein zu dürfen. Mit ihrem Vater zu schweigen hatte Franziska immer als angenehm empfunden - doch diesmal funktionierte es nicht. Sie war heute vor dem Mittagessen eingetroffen. Sie hatten den ganzen Nachmittag und Abend gehabt, um über fast alles miteinander zu sprechen, so dass es jetzt eigentlich nichts mehr zu sagen gab. Aber eben nur fast und eigentlich, und deshalb veränderte sich das Schweigen
mit jeder Minute, forderte Franziska heraus, forderte ihren Mut heraus.
    »Spuck’s schon aus«, sagte ihr Papa plötzlich.
    Franziska war überrascht. »Was?«
    Er betrachtete weiterhin den Bildschirm. »Dir liegt doch was auf der Seele, meine Kleine. Ich kann es praktisch schreien hören, und ich müsste schon ziemlich blöd sein, um nicht zu wissen, was es ist. Also raus damit, und zwar bevor der eigentliche Kampf losgeht.«
    Jetzt sah er sie doch an. Seine Augen waren feucht, aber das waren sie dieser Tage immer.
    Franziska öffnete den Mund, doch Worte wollten einfach nicht hinaus. Dafür aber Tränen, die ihr plötzlich aus den Augenwinkeln rannen.
    Ihr Vater nahm ihre Hand und drückte sie. »Pass mal auf, meine Kleine. Ich sag dir jetzt etwas, und es ist genau so, wie ich es dir sage, und wenn sich daran demnächst etwas ändern sollte, erfährst du es als Erste. Einverstanden?«
    Sie konnte nur nicken. »Ich befinde mich gerade mitten in der Behandlung, also kann niemand, auch kein Arzt, zu diesem Zeitpunkt sagen, in welche Richtung es geht - und das bleibt auch noch mindestens vier Wochen so. Aber ich fühle mich gut. Und weil ich es tief in mir spüre, weiß ich, dass ich noch genug Kraft habe, um mit dieser Scheiße fertig zu werden. Ich bin optimistisch, und du solltest es auch sein. Okay?« Er sah sie aus seinen feuchten Augen an, führte seinen Handrücken an ihre Wange und wischte die Tränen fort. »Okay, meine Kleine?«
    Franziska nickte wieder. Jetzt war sie ganz Kind, jetzt steckte jede Faser von ihr in der Zeitschleuse, und all die
Fragen, die sie ihrem Vater hatte stellen wollen, standen ihr plötzlich nicht mehr zu, weil sie ja erst zehn Jahre alt war.
    »Oh, verdammt, es geht los!«, rief er plötzlich aus und wandte sich dem Fernseher zu.
    Franziska blinzelte die Tränen weg, schniefte, trank von ihrem Bier und konzentrierte sich ebenfalls auf das Boxspektakel.
    Alles in Ordnung , tönte es in ihrem Inneren. Und wenn nicht, dann erfährst du es als Erste!

4
    »Gute Nacht, Sarah«, rief Frau Lange von der Tür aus. »Und wenn noch irgendwas ist, dann klingelst du einfach wieder. Okay?«
    »Okay«, antwortete Sarah leise. »Gute Nacht.«
    Die Tür wurde geschlossen, und augenblicklich war das Gefühl wieder da.
    Jemand beobachtete sie!
    Die Dunkelheit hatte Augen bekommen, und die starrten sie an.
    Sarah hatte nach Frau Lange geklingelt und Kopfweh vorgetäuscht, weil sie zehn Minuten nach dem Zubettgehen plötzlich Atemnot bekommen hatte. Hervorgerufen durch ein schweres Gewicht auf ihrer Brust und eben diesen Blick, der sie aus den Mauern und Möbeln des Zimmers heraus anzustarren schien. Das war natürlich alles Blödsinn, Kleinmädchen-Ängste, aus denen sie doch rausgewachsen sein sollte, doch sich das einzureden hatte nicht geholfen. Seit vier Nächten schlief Sarah allein in ihrem Zimmer, denn Judith,
mit der sie sich so gut verstanden hatte, war zu ihren Eltern zurückgezogen. Sie würde nicht lang allein bleiben, das hatte Frau Lange schon angekündigt, es gab ein Mädchen, das bereits auf einen Platz wartete.
    Aber jetzt war sie allein, ausgerechnet jetzt! Die vergangenen Nächte waren ganz okay gewesen, natürlich vermisste sie die Gespräche vor dem Einschlafen und Judiths leise Atemgeräusche, doch Sarah hatte bislang trotzdem keine Angst gespürt.
    Heute aber schon!
    Heute war alles anders, und sie konnte sich nicht erklären, warum.
    Sie lag auf dem Rücken, hatte die weiche Decke bis zum Kinn gezogen, Arme und Hände darunter versteckt und rührte sich nicht. Sie atmete so flach wie möglich, hielt die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf ihr Gehör. So still, wie

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