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Sumerki - Daemmerung Roman

Titel: Sumerki - Daemmerung Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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CAPÍTULO II

    A chtung Fangfrage: Wo in Moskau befindet sich die Itzamná-Straße?
    Vernünftig betrachtet haben nach Maya-Göttern benannte Straßen, Boulevards und Plätze in dieser Stadt nichts zu suchen. Doch ich hielt in meiner Hand eine Notiz mit der Adresse: ul. Izamny, 23 . Man erwartete mich dort. Und davon, wie schnell ich diese Straße ausfindig machte, hing weit mehr ab als nur mein persönliches Schicksal.
    Es wäre töricht anzunehmen, dass auf den Karten und Automobilatlanten Moskaus sämtliche Gassen und Gebäude der Stadt eingezeichnet sind. Geheime Orte gibt es hier mehr als genug. Trotzdem hoffte ich noch immer, die Straße zu entdecken, die den Namen des ältesten Maya-Gottes trug, und so kroch ich weiter mit meiner Lupe über die riesige topografische Karte der Stadt hinweg.
     
    Ich hätte den Auftrag nicht annehmen sollen. Hätte weiter in Ruhe meine Unternehmensstatuten, Bedienungsanleitungen und Lieferverträge übersetzen sollen, mit denen ich mir schon immer meinen Lebensunterhalt verdient hatte. Außerdem war das Spanische nie meine stärkste Sprache gewesen. Doch an jenem Tag blieb mir nichts anderes übrig. Gerade hatte ich dem Mitarbeiter des Büros eine dünne, mit Gummiband zusammengehaltene Mappe mit übersetzten Verträgen über den dunkelbraunen, polierten Tisch zugeschoben.
Nachdem er mir mein Honorar ausgezahlt hatte, breitete er die Arme aus.
    »Das war’s soweit. Bisher ist noch nichts Neues reingekommen. Schauen Sie nächste Woche wieder vorbei«, sagte er und wandte sich seinem Computer zu, wo eine Patience geduldig auf ihn wartete, das Lieblingsspiel aller Däumchendreher dieser Erde.
    Seit gut drei Jahren kannte ich ihn schon. Seit der Zeit, als er in diesem Übersetzungsbüro angefangen hatte. Bislang hatte ich noch nie nachgehakt, wenn er wieder einmal gleichgültig ankündigte, dass keine neuen Aufträge anstünden und ich mindestens eine Woche lang kein Geld sehen würde. Doch diesmal gab ich mir einen Ruck und sagte: »Haben Sie wirklich gar nichts? Schauen Sie doch bitte noch mal nach. Ich hab gerade eine Rechnung reinbekommen und keine Ahnung, wie ich die bezahlen soll.«
    Erstaunt über meine Beharrlichkeit riss er sich vom Bildschirm los, rieb sich die niedrige Stirn und fragte zweifelnd: »Na ja, Spanisch machen Sie doch nicht, oder?«
    Die Rechnung lag tatsächlich auf meinem Tisch, und ihr vierstelliger Betrag veranlasste mich, es darauf ankommen zu lassen. Drei Jahre Spanisch an der Uni, vor anderthalb Jahrzehnten … Riesige Hörsäle mit beschlagenen Fenstern, stickiger Kreidestaub von zerkratzten Tafeln, dazu nutzlose, vorsintflutliche Lehrbücher, die einem Cervantes’ Sprache anhand von offiziellen Kontakten zwischen den beiden Sowjetbürgern Iwanow und Petrow und den Señores Sanchez und Rodriguez beibrachten. Me gustas tú. Ziemlich magere Grundlagen. Egal, ein Wörterbuch hatte ich noch zu Hause.

    »Doch«, log ich also verlegen. »Hab vor kurzem damit angefangen.«
    Wieder musterte er mich voller Zweifel, aber dann erhob er sich, schlurfte ins Nebenzimmer, wo die Dokumente aufbewahrt wurden, und kehrte mit einer schweren Ledermappe zurück, auf der in einer Ecke ein abgewetztes goldenes Monogramm prangte. So etwas hatte ich hier noch nie gesehen.
    »Bitte.« Respektvoll legte er die Mappe vor mir auf den Tisch. »Unser ›Spanier‹ ist mit dem ersten Teil noch nicht fertig, und der zweite ist schon eingetroffen. Ich fürchte, wenn wir in Verzug geraten, verlieren wir den Kunden. Also machen Sie sich bald an die Arbeit.«
    »Was ist es denn?« Ich nahm die Mappe vorsichtig und wog sie in den Händen.
    »Irgendwelche Papiere. Archivmaterial, glaub ich. Hab nicht so genau hingesehen, schließlich gibt’s hier auch so genug zu tun.« Er blickte kurz auf den Bildschirm, wo noch immer ein aufgedecktes Blatt auf ihn wartete und der Zähler gnadenlos weitertickte.
    Das Honorar für den Auftrag war dreimal so hoch wie üblich, also machte ich mich aus dem Staub, bevor der Bürofritze es sich anders überlegte. Die Mappe sah kostbar aus, irgendwie aristokratisch, so dass ich mich nicht traute, sie in meine schmuddelige Aktentasche zu stecken. Ich musste an die Geschichte des ewig hungrigen Timm Thaler denken, dem schlecht geworden war, als er zum ersten Mal in seinem Leben eine teure Cremetorte probiert hatte.
     
    Das Übersetzungsbüro lag verborgen in den Gassen des Arbat. Es befand sich in einem alten Holzgebäude, das früher
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