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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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war rot geworden dabei, das hatte er gespürt, viel wichtiger war aber das Gefühl in seinem Bauch gewesen. Beschreiben konnte er es nicht, aber es hatte ihm eindringlich klargemacht, dass er endlich einen Menschen gefunden hatte, von dem er bis vor ein paar Tagen noch nicht einmal gewusst hatte, dass er ihn suchte, dass er ihn brauchte - mehr noch als das Boxen.
    Hinter ihnen trat Franziskas Vater aus der geöffneten Terrassentür. Er trug zwei Flaschen Bier. Eine reichte er Max, mit der anderen ließ er sich seufzend in einen Sessel fallen.
    »In fünfzehn Minuten hat meine Frau das Essen fertig. Und wer hier nicht pünktlich am Tisch sitzt, mit gewaschenen
Händen wohlgemerkt, bekommt nicht mal mehr die abgenagten Knochen.«
    »Na dann«, sagte Max, nahm das ihm angebotene Bier und stieß mit Leopold Gottlob an. »Schnell runter damit.«
    »Auf dass ihr beiden wieder gesund werdet«, sagte Franziskas Vater, und beide setzten ihre Flasche an die Lippen.
    »Ihr lasst mich tatsächlich kaltlächelnd verdursten!«, empörte sich Franziska.
    »Keinen Alkohol haben die Ärzte gesagt«, drohte ihr Vater mit gespieltem Ernst in der Stimme.
    Franziskas Arm war in Gips und würde es auch mindestens noch vier Wochen bleiben. Der Bruch des Oberarmknochens war zwar nicht kompliziert, die Heilung brauchte aber ihre Zeit. Zeit brauchte auch ihr rechter Arm, in dessen Finger sie von der australischen Trichternetzspinne gebissen worden war. Die Nerven würden sich erholen, meinten die Ärzte, aber da das Gift so lange Zeit gehabt hatte, Schaden anzurichten, konnte das Tage oder auch Wochen dauern. Sie konnte ihren Arm zwar etwas bewegen, durfte ihn aber nicht belasten, so dass sie beim Essen und Trinken auf Hilfe angewiesen war.
    »Wie geht es Ihrer Schwester jetzt?«, fragte Leopold Max.
    »Mit jedem Tag ein wenig besser. Aber der Weg ist noch lang, sehr lang. In einem Monat kann ich sie wahrscheinlich für ein Wochenende zu mir holen. Sie ist wirklich ein erstaunliches Mädchen. Das war sie schon früher. Sie hat so viel Mut und Kraft.«
    Max konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, was Sina in den zehn Jahren ihrer Gefangenschaft erlebt hatte, durch welche Hölle sie jeden Tag aufs Neue gegangen war. Sie sprach nicht darüber, auch mit ihrem Therapeuten nicht.
Dr. Willburg hatte Max anvertraut, dass es ein harter und langer Weg zurück in die Normalität werden würde, auf dem Sina alle Hilfe benötigte, die sie bekommen konnte. Sie ist zerbrechlich wie Glas , waren seine Worte gewesen.
    Unten am Flussufer aber war sie die Starke gewesen, nicht er. Zehn Jahre hatten sie verändert, hatten auch in Gefangenschaft eine junge Frau aus ihr werden lassen, aber in dem Augenblick, als ihre Hand sich auf seine Schulter gesenkt hatte, war sie seine kleine Schwester gewesen, die zähe kleine Sina, der die Welt nichts anhaben konnte.
    Er spürte wieder ihre Hand, während er an diesen Moment zurückdachte, der so erstaunlich und surreal gewesen war und ihm immer noch wie ein Traum erschien, der nicht verblassen wollte. Max hatte sein Leben mit ihrer Hand auf seiner Schulter verbracht, in irgendeiner Form war sie immer da gewesen. Aber erst jetzt, im Nachhinein, hatte er verstanden, dass nicht nur Sina dadurch Hilfe gefunden hatte. Er selbst auch, vielleicht sogar in weitaus größerem Maße, als es ihm bewusst war.
    Ihre Hand auf seiner Schulter, ob real oder gefühlt, war zu jeder Zeit sein größter Schutz gewesen, und im entscheidenden Moment hatte sie ihn vor einem schwerwiegenden Fehler bewahrt. Dank Sina hatte Max Eduard Sauter nicht ertränkt. Er war dazu bereit gewesen, doch sie hatte ihn zurückgehalten.
    »Wisst ihr, was sie zu mir gesagt hat, da unten am Strand, nach zehn Jahren in dieser Hölle?«
    Franziska und Leopold sahen ihn gespannt und schweigend an.
    »Hast du das Fußballspiel gewonnen, Max?« Max schüttelte den Kopf und schluckte mühsam den Kloß in seinem
Hals hinunter. »Nach all den Jahren«, fügte er an, »hat sie sich daran erinnert...«
    Ihm versagte die Stimme.
    Sie schwiegen und lauschten dem langgezogenen Ruf eines Haubentauchers, der weit über den See schallte. Ein einsamer, klagender Laut.
    »Dann kommt doch hierher«, sagte Leopold schließlich. »Verbringt das Wochenende hier. Nirgends auf der Welt kann man sich besser erholen als an diesem Ort.« Er machte eine ausladende Armbewegung. »Schaut euch um und wagt zu widersprechen.«
    Franziska nickte. »Er hat absolut recht, und ich muss es

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