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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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völlig ruhig zu werden, und zielte sorgfältig. Die Schmerzen wurden immer unerträglicher, und es fiel mir schwer, das zitternde Visier unter Kontrolle zu bringen. Dreimal war ich nahe daran abzudrücken und dreimal lockerte ich den Druck auf den Abzug, weil das Visier vom Ziel abgeglitten war. Als ich zwölf war, hatte mein Vater mir mein erstes Gewehr gekauft und sich klugerweise für eine einschüssige 22er entschieden. Wenn ein Junge Kaninchen jagt und weiß, daß er nur einen Schuß zur Verfügung hat, so weiß er auch, daß er sofort treffen muß.
    Einen besseren Schießunterricht gibt es nicht. Dies war dieselbe Situation. Ich hatte nur eine einzige Patrone zur Verfügung. Aber diesmal hatte ich kein Kaninchen im Visier –
    eher einen Tiger.
    Ich konnte mich kaum noch konzentrieren, so benommen fühlte ich mich, und plötzlich wurde es mir schwarz vor den Augen. Ich blinzelte, dann ging es wieder, und Cooke war unnatürlich klar im Zielfernrohr zu sehen. Er hatte einen Haken geschlagen, und ich folgte ihm mit dem Visier, bis er genau im Fadenkreuz war. Das Blut hämmerte in meinen Ohren, und wieder wurde mir schwindlig.
    Mühsam drückte ich endlich ab. Der Kolben schlug mir gegen die Schulter, und das Schicksal ereilte Cooke mit einer Geschwindigkeit von dreitausend Stundenkilometern. Die ferne Gestalt zuckte zusammen wie eine Marionette, deren Fäden plötzlich durchschnitten werden. Sie kippte nach vorne und verschwand aus meinem Blickfeld.
    Ich rollte zur Seite, als das Dröhnen in meinen Ohren zunahm. Die grauen Wogen vor meinen Augen wurden schwarz. Ich sah die Sonne rot durch die Finsternis leuchten, und dann wurde ich ohnmächtig. Als letztes hörte ich Elin meinen Namen schreien.
     
    3
     
    »Das Ganze war ein Täuschungsmanöver«, hörte ich Taggart sagen.
    Ich lag in einem Krankenhausbett in Keflavik, und an der Tür stand ein Wachmann. Weniger um mich am Ausbrechen zu hindern, als um mich vor neugierigen Blicken zu schützen. Ich war potentieller cause célèbre, ein casus belli, oder wie all diese schick klingenden Ausdrücke heißen, mit denen die Leitartikelschreiber der Times in Krisenzeiten so bereitwillig um sich werfen. Alles Erdenkliche wurde unternommen, um die Situation zu retten und nichts durchsickern zu lassen. Die beteiligten Parteien wollten die Affäre möglichst schnell unter den Teppich kehren. Selbst wenn die isländische Regierung ahnte, was sich abgespielt hatte, so achtete sie jedenfalls sorgfältig darauf, dies nicht bekanntwerden zu lassen. Taggart war in Begleitung eines anderen Mannes, eines Amerikaners, den er als Arthur Ryan vorstellte. Ich erkannte ihn. Das letzte Mal hatte ich ihn im Zielfernrohr von Fleets Gewehr gehabt. Er hatte neben einem Helikopter auf der anderen Seite des Búdarháls-Berggrats gestanden.
    Die beiden suchten mich schon zum zweitenmal auf. Beim erstenmal war ich von Beruhigungsmitteln benommen gewesen und hatte nichts Zusammenhängendes von mir geben können.
    Immerhin war es mir gelungen, zwei Fragen zu stellen. »Wie geht es Elin?«
    »Alles in Ordnung«, beschwichtigte mich Taggart.
    »Jedenfalls ist sie in besserer Verfassung als Sie.« Er erklärte mir, daß die Kugel irgendwo abgeprallt war und an Wucht verloren hatte, bevor sie zwischen Elins Rippen steckenblieb.
    »Sie ist munter wie ein Fisch im Wasser«, fügte Taggart herzlich hinzu.
    Ich starrte ihn voller Widerwillen an, war aber zu kraftlos, um ihm eins auf den Deckel zu geben. »Wie bin ich hierhergekommen?« fragte ich.
    Taggart warf einen Blick auf Bryan, der eine Pfeife aus der Tasche zog, sie zögernd betrachtete und dann wieder einsteckte. Mit bedächtiger Stimme sagte er: »Ihre Freundin ist eine beachtliche Person, Mr. Stewart.« »Was ist passiert?«
    »Nun ja, als Sie ohnmächtig wurden, wußte sie nicht, was sie tun sollte. Sie dachte ein bißchen nach, dann lud sie das Gewehr neu und schoß noch ein paar Löcher in das Haus.«
    Ich dachte an Elins Einstellung zum Töten. »Hat sie jmanden getroffen?«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Ryan. »Vermutlich haben Sie den größten Schaden angerichtet. Sie verschoß alle Munition –
    es war eine ganze Menge – und wartete dann, was geschehen würde. Als nichts passierte, stand sie auf und ging ins Haus.
    Ich finde das sehr mutig, Mr. Stewart.«
    Das fand ich auch.
    »Sie entdeckte das Telefon, rief hier im
    Luftwaffenstützpunkt an und ließ sich mit Commander Nordlinger verbinden«, fuhr Ryan fort. »Sie war äußerst

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