Blitz der Hengst des Sonnengottes
Staubmasken, ähnlich denen der Chirurgen, um sich vor dem Wind zu schützen, der immer noch Asche mit sich führte, die die Lungen verstopfte.
Oberste Dringlichkeit für alle war die Rettung von Menschenleben. Alec natürlich suchte immer wieder Trost und Hoffnung bei seinem Pferd. Noch einmal hockte er sich vor Blitz ins Stroh und hob vorsichtig das verletzte Bein des Hengstes hoch. Es würde eine Weile dauern, bis die Verletzungen heilten, aber sie waren nicht schlimm. Er schaute den Hengst an. Seine feinen, gespitzten Ohren waren auf die andern Tiere gerichtet. Wenn er sie in ihren Gehegen und Käfigen beobachten konnte, verging die Zeit. Er gab kein Zeichen von Unruhe von sich. Selbst das unaufhörliche Gebell der Hunde schien ihn nicht zu stören. Er schnaubte sie an, obwohl sie dann nach kurzem Stutzen umso lauter bellten.
Die Tiere waren also eher ein Trost für den Rappen als eine zusätzliche Plage, dachte Alec beruhigt. Ganz gleich, wie schlimm ihre Erlebnisse gewesen waren oder was für Gefahren ihnen noch bevorstanden, sie spürten beide das Wunder, überlebt zu haben. Alec strich über den Hals des Hengstes. Er hatte eine Menge von Blitz gelernt, eine Menge auch von den Indianern.
Eine kleine Gruppe Reporter kam auf Alec zu. Ihre Mienen waren grimmig, und ihre Blicke flogen nervös von einem der gequälten Gesichter zum andern. Denn die Leute drängten sich immer wieder um sie, um nach den neuesten Nachrichten zu fragen, nach mehr Informationen, als sie geben konnten.
»Im Hochland ist kein Stein mehr auf dem andern«, hörte Alec einen sagen. »Das Land dort besteht nur noch aus einem riesigen Abgrund, der alles in sich hineingesogen hat. Es ist einfach nichts mehr da, und trotzdem hören die Erdstöße nicht auf.«
Alec verspürte wenig Lust, sich den Reportern zu stellen, aber vielleicht hatten sie schon Verbindung mit andern Landesteilen aufgenommen. Selbstverständlich brannte er darauf zu erfahren, wie es seinen Eltern und Henry ging.
Natürlich gab es seit Beginn des Erdbebens die größten Probleme bei der Übermittlung von Nachrichten. Rettungsdienste und Berichterstatter überlasteten die wenigen Telefonverbindungen, denn viele Leitungen waren zerstört oder blockiert. Selbst Funkverbindungen hatte es in den letzten beiden Tagen nur wenige gegeben. »Sind Sie durchgekommen?« fragte Alec. »Konnten Sie etwas Neues erfahren?«
»Wir haben nur Bruchstücke über Funk auffangen können«, sagte der Reporter. »Die atmosphärischen Bedingungen sind miserabel. Es gibt Berichte über Erdstöße, die von San Diego bis Portland spürbar sind. Dort haben sie zwei schwere Beben und Dutzende von Nachbeben gehabt, genauso wie wir hier.«
»Hier ist es schlimmer«, meinte ein anderer Reporter. »Auf einer Fläche von 780 Quadratkilometern sind alle Siedlungen im Bergland dem Erdboden gleichgemacht worden, als wenn sie aus Streichhölzern wären. Und das ist noch gar nichts verglichen mit dem, was Asche und Schlamm auf den Autobahnen und Straßen anrichten werden. Der ganze Verkehr ist zusammengebrochen. Alle Menschen, die sich bis jetzt noch nicht zu uns durchgeschlagen haben, kommen nicht mehr durch.«
Ein Mann im Hintergrund der Gruppe meinte: »Einige Radiokommentatoren verwenden in ihren Berichten Ausdrücke aus der Bibel und sprechen von Gottes Zorn. Sie sagen, die Katastrophe sei ein Gottesgericht.«
»Das ist doch Quatsch«, widersprach ein anderer. »Es ist nichts dergleichen. Die Erdbeben unterscheiden sich in nichts von denen, die wir in den vergangenen Jahren erlebt haben, erst kommen die Erdstöße und dann die Nachbeben.«
»Aber so schlimm war es noch nie«, entgegnete der erste Reporter heftig. »Noch niemals! Und es ist nicht nur ein Gebiet betroffen. Die Erde bebt überall, im ganzen Land, ja sogar auf der ganzen Erde.«
»Ja«, stimmte ein anderer zu. »Associated Press berichtet, daß Japan eins der schlimmsten Erdbeben seiner Geschichte erlebt hat, 8,7 auf der Richter-Skala! Tausende sind umgekommen! Sie können die Zahl der Toten noch nicht übersehen, und es gibt noch immer Nachbeben.«
»Rußland ist auch betroffen«, sagte jemand. »Die Weltorganisation für Meteorologie berichtet von einem schweren Beben in der Nähe von Moskau. Viele Gebäude mußten evakuiert werden, und die Straßen, die aus der Hauptstadt herausführen, sind an vielen Stellen aufgerissen. Sie haben noch mehr Schäden aufgezählt, aber der Empfang war so schlecht, daß ich nichts mehr verstanden
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