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Blitz kehrt heim

Blitz kehrt heim

Titel: Blitz kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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trainiert habe, kennt er ganz genau. Er taute etwas auf, als ich Chang und das Derby von 1912 erwähnte. Er sagte, er hätte Prinz Pat, den jüngeren Hengst, von dem ich dir erzählt habe — der in seinem zweiten Rennen so unglücklich stürzte, daß er erschossen werden mußte — , für noch weit schneller gehalten als Chang. Er wäre das beste Pferd gewesen, das ich jemals in den Händen gehabt hätte. Daß er darüber Bescheid weiß, kommt mir überaus merkwürdig vor, weil dies auch meine eigene Überzeugung war und weil nur ganz wenige Leute gewußt haben, daß ich Prinz Pat für die großen Rennen fit trainiert hatte, als er den Unfall erlitt. Diese Araber sind doch undurchschaubare Menschen.“
    Am nächsten Morgen flogen sie früh zur festgesetzten Stunde weiter. Ibn al Khaldun, so berichtete ihnen der Steward, reiste wie sie nach Arabien. Er hatte seinen Platz gewechselt und saß jetzt weiter vorn im Flugzeug, da ihm auf dem Sitz backbord im Schwanzteil übel geworden sei.
    Stunde um Stunde hatte der große Vogel jetzt mit starken Gegenwinden zu kämpfen. Sie überflogen eine tiefgrüne Dschungelwildnis, und Alec dachte unwillkürlich, daß sie niemals aufgefunden werden würden, wenn sie hier etwa notlanden müßten. Es war vermutlich unerforschtes Gebiet, das viele Gefahren barg. Den ganzen Tag lang beobachtete er den Lauf der Sonne, bis er sie abends am westlichen Horizont schnell versinken sah. Mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest, daß es kurz nach sieben war und daß es jetzt demnach sehr rasch völlig dunkel werden würde. In zwei Stunden war die fahrplanmäßige Ankunft in Natal fällig.
    Er lehnte sich behaglich in seinen Sitz zurück und dachte über Ibn al Khaldun nach. Woher mochte der Mann mit amerikanischen Vollblütern so gut Bescheid wissen?! Freilich mochte er als Araber an Pferden höchst interessiert sein; aber er war schon eine mysteriöse Erscheinung! Obendrein wirkte er äußerlich abstoßend durch das fast schwarze, aufgedunsene Gesicht, den kahlen Schädel, die zahnlosen Kiefer. Alecs Gewissen plagte ihn, als er sich an Ibns leer baumelnden linken Ärmel erinnerte. Derart verkrüppelt durchs Leben gehen zu müssen war schon ein verteufelt schweres Handicap! Vielleicht irrte er sich mit seinem Urteil, weil er ihn ja gar nicht kannte. Und trotzdem, sein Instinkt sagte ihm: mit dem Mann stimmt etwas nicht!
    Das Flugzeug verfolgte unterdessen stetig seinen Weg, und bald wandten sich Alecs Gedanken Blitz und der Suche nach ihm zu. Würden sie wirklich das Glück haben, Abu ben Isaaks Gebiet ausfindig zu machen? Der Name des Beduinenscheichs war der einzige Hinweis, den sie über den Verbleib des Pferdes hatten, vereint mit dem vagen Bescheid, daß er mit seinem Stamm irgendwo an der äußersten Grenze Arabiens, im Kharj-Distrikt, lebte, weit im Osten, nur nach Durchquerung der Großen Arabischen Wüste zu erreichen. Genau konnte man diese Angaben wirklich nicht nennen!
    Alec schloß die Augen und träumte von seinem Pferd, bis ihn der Steward weckte: „Du hast dich doch gestern so für die Nachtlandung interessiert; jetzt ist es bald soweit, die Lichter von Natal sind schon zu sehen!“
    Noch etwas schläfrig preßte Alec seine Nase ans Fenster. Es war finster, und sie flogen sehr niedrig. Mit Anstrengung konnte er unter ihnen einen gewundenen Flußlauf erkennen, dem sie folgten. Volence und Henry befestigten ihre Sicherheitsgürtel. Alec tat es ihnen nach und sagte: „Wenn das bloß gutgeht! Kann denn der Pilot überhaupt genug sehen? Da unten scheint ein Fluß zu sein; gehen wir wohl darauf nieder?“
    „Das ist der River del Norte“, erklärte Volence, „auf dem wir wassern, er ist breit genug! Wenn du nach vorn siehst, kannst du die Markierungslichter erkennen, die dem Piloten den Weg weisen!“
    Gespannt wandte sich Alec wieder zum Fenster, und tatsächlich sah er jetzt in der Flugrichtung eine Kette von Lichtern am Fluß entlang aufgereiht. Sieben Gruppen vermochte er zu unterscheiden; jede einzelne bildete einen kleinen, leuchtenden Kreis. Der, der ihnen am nächsten lag, war rot, die anderen waren grün.
    „Wir werden genau an ihnen entlanggleiten, paß auf!“ sagte Volence.
    Das Flugzeug hatte jetzt den roten Lichtkreis erreicht. Alec starrte in das tintenschwarze Dunkel des Dschungels am Ufer. Genau bei den roten Lichtern setzte das Flugzeug aufs Wasser auf und glitt dann sicher an den grünen vorbei, allmählich an Schnelligkeit verlierend. Alec ließ sich

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