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Blitz kehrt heim

Blitz kehrt heim

Titel: Blitz kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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zur Seite fiel.
    „Hast du etwas Verdächtiges gefunden, Henry?“
    „Blitz war nicht in seiner Box, also muß ein Unbefugter hiergewesen sein... ein Kampf muß stattgefunden haben, denn Blitz ist erregt und schweißgebadet.“
    Henry strich mit der schwieligen Hand über das glänzende Fell des Pferdes, das unruhig stampfte und sich erst beruhigte, als Alecs Hand sein Maul streichelte.
    „Gottlob scheint ihm ja nichts geschehen zu sein, Henry.“
    „Hm, na ja...“, sagte Henry zögernd, während er einen schmalen, langen Gegenstand aus Metall betrachtete, den er, in sein Taschentuch gewickelt, in der Hand hielt.
    „Was hast du denn da?“ fragte Alec.
    „Eine Injektionsspritze.“
    „Eine Injektionsspritze?“ fragte Alec ungläubig. „Hast du die hier gefunden?“
    „Ja... auf der Erde.“
    „Was kann denn das zu bedeuten haben?“ Alec verließ das Pferd, um sich die Spritze genauer anzusehen.
    „Sieht ganz so aus“, sagte Henry nachdenklich, „als ob jemand versucht hätte, sie bei Blitz anzuwenden. Sie ist gefüllt.“
    „Du meinst...“ Alecs Herz schlug wild. „Henry, bist du sicher, daß es nicht dazu gekommen ist?“
    „Wir werden den Inhalt von der Polizei untersuchen lassen, um herauszubekommen, um was es sich handelt. Kann sein, daß es uns Aufschluß über die Absichten des Eindringlings gibt.“ Sorgfältig wickelte er die Spritze in sein Taschentuch. „Falls Fingerabdrücke dran sind“, erklärte er.
    Alec ging wieder zu Blitz hinüber. Der Hengst senkte freudig den Kopf zu ihm herab. Ihn kraulend, fragte Alec: „Aber warum könnte ihm denn jemand etwas Böses antun wollen?“
    Henry zuckte die Achseln. „Ich weiß es so wenig wie du, doch habe ich so meine Vermutungen.“ Er lehnte sich gegen die Tür der Box und fuhr fort: „Sieh mal, der Hengst repräsentiert einen recht hohen Wert. Seit er im Juni Zyklon und Donnerkeil im Rennen geschlagen hat, besteht kein Zweifel mehr, daß er weit und breit das schnellste Pferd ist, das man je auf einer Rennbahn sah. Also gibt es meiner Meinung nach eine ganze Reihe von Gründen, um derentwillen jemand beispielsweise wünschen könnte, ihn zu stehlen. Blitz könnte dann keine Rennen laufen, aber er könnte im Geheimen zur Zucht verwendet werden und könnte viel zur Verbesserung des Blutes der amerikanischen Vollblüter beitragen.“
    „Aber Henry“, unterbrach ihn Alec, „er ist doch in keinem Gestütbuch eingetragen! Wir wissen ja gar nicht, wo er herstammt! Da man ihn zu offiziellen Rennen nicht zuläßt, weil niemand weiß, wer seine Eltern sind, kann ich nicht verstehen, wie jemand auf den Gedanken kommen könnte, ihn als Deckhengst zu benutzen und ihn zu diesem Zweck zu stehlen.“
    „Nun, es könnte schon skrupellose Leute geben, für die das alles kein Hinderungsgrund ist“, meinte Henry. „Aber laß mich zu Ende sprechen: ob sich nun jemand über den fehlenden Stammbaum hinwegsetzen würde oder nicht — vielleicht wollte man ihn gar nicht stehlen, sondern vielmehr töten. Mindestens in dem Punkt werden wir klar sehen, wenn wir in Erfahrung gebracht haben, was die Spritze enthält.“
    Alec fragte: „Aber warum in aller Welt sollte jemand das wollen? Ich kann beim besten Willen nicht einsehen, wie jemand so grausam sein könnte!“
    Ein bewegtes Bild entstand vor seinem innern Auge. Er sah den kleinen arabischen Hafen, in dem das Schiff, das ihn damals von seinem Besuch bei Onkel Ralph in Indien wieder nach Hause bringen sollte, für kurze Zeit Anker warf. Dort hatte er den schwarzen Hengst zum erstenmal gesehen. In der Erinnerung beobachtete er noch einmal vom Deck jenes alten Frachters ,Drake‘ aus, bebend vor Unmut, wie das herrliche, lackschwarze Pferd, das viel zu groß war, um ein reinblütiger Araber zu sein, sich verzweifelt wehrend aufbäumte. Schweiß rann an seinem Körper herab. Um die Augen hatte man ihm ein Tuch gebunden. An zwei starken, an seinem Halfter befestigten Seilen versuchten vier Eingeborene ihn gewaltsam an Deck des Schiffes zu zerren. Ein dunkelhäutiger Mann mit weißem Turban stand hinter dem Pferd, eine Peitsche in der Hand. Der Hengst wieherte laut auf, als diese mit voller Wucht auf ihn herabsauste. Einen solchen Ton hatte Alec bis dahin noch nie gehört; es war das hohe, schrille, fast pfeifende Wiehern eines ungezähmten wilden Hengstes. Er stürzte nun vorwärts, und wenn Alec jemals einen Ausdruck von wütendem Haß bei einem Pferd gesehen hatte, so hier. Der Hengst keilte aus und traf

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