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Blitz kehrt heim

Blitz kehrt heim

Titel: Blitz kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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kniete sich in den Sand. Nach einer Weile erhob er sich und starrte mit verengten Augen nach Osten. Sein Gesicht war finster, als er zurückkehrte, sein Kamel bestieg und es erneut in Gang setzte. Von nun an bewegten sie sich nur ganz langsam vorwärts, bis sie eine tiefe Senke erreichten, die sie nach allen Seiten verbarg. Hier hielt der Beduine an und gab das Zeichen, ein Lager aufzuschlagen. Alec sah nach der Sonne. Merkwürdig, sie hätten noch eine gute Stunde reiten können, bevor es dunkel wurde.
    Nachdem die Kamele sich niedergelegt hatten, schlugen sie ihre Zelte auf. Hernach wurde stets das Essen gekocht. Doch diesmal kam der Führer, der oben am Rande der Senke geblieben war und Ausschau gehalten hatte, zu ihnen heran und sprach mit Raj, der nickte und dann seinen Reisegenossen mitteilte, daß kein Feuer gemacht werde, sondern nur kalt gegessen werden sollte.
    „Stimmt da etwas nicht?“ fragte Henry.
    Raj nickte: „Gesagt hat er mir nichts, aber ich vermute, daß wir irgendwie in Gefahr sind.“
    Sie verzehrten schweigend ihre Mahlzeit. Alec beobachtete die Araber, die abseits von ihrem Führer saßen. Sie aßen nur wenig, ihre Augen musterten dauernd den Himmel, der sich im Osten befremdlich bezogen hatte. Ab und zu stand einer auf, stieg zum Rand der Senke empor und spähte nervös umher.
    „Vielleicht braut sich dort drüben ein Sturm zusammen“, mutmaßte Alec.
    „Das glaube ich auch, doch habe ich das Gefühl, daß uns nicht nur der Sturm bedroht“, sagte Volence. „Trotzdem müssen wir versuchen, etwas zu schlafen, denn tun können wir ja im Augenblick gar nichts.“ Da der harte Ritt des Tages sie körperlich stets sehr mitnahm, schliefen sie trotz der Spannung bald und tief ein.
    Alec war der erste, der erwachte. Noch halb im Schlaf wandte sich sein Blick der Spitze des Zeltes zu, die heftig schwankte, während der Wind durch alle Ritzen pfiff. Da war er, der befürchtete Sturm! Er schüttelte sich, um sich völlig wach zu machen, denn sie würden nachsehen müssen, ob die Zeltpflöcke hielten. Er weckte die anderen. Eilends fuhren sie in ihre Kleider und verließen das Zelt. Heftig blies ihnen der Wind entgegen; aufgewirbelter Sand peitschte ihr Gesicht.
    „Ich fürchte, es wird noch schlimmer!“ Henry mußte schreien, um sich in dem Tosen verständlich zu machen. Er wies mit dem Finger hinauf zu den pechschwarzen Wolken über ihnen und nach Süden, woher der Wind kam. Im Osten waren ein paar Sterne in dem sich langsam erhellenden Himmel sichtbar; die Morgendämmerung mußte bald heraufkommen.
    Die Kamele waren alle auf den Füßen und zerrten aufgeregt an den Halfterstricken, mit denen sie an in den Sand getriebenen Pflöcken festgebunden waren. Alec sah, daß die beiden Beduinen, die ihr Führer als Begleiter angeworben hatte, schnellstens ihr Zelt zusammenlegten, und schrie, daß man es ihnen wohl sofort nachmachen müßte. Vergeblich blickte er in die Runde, um ihren Führer zu suchen; er war nirgends zu sehen, aber sein Zelt stand noch. Alec rief Raj zu, er möchte doch im Zelt nach ihm sehen; vielleicht sei er vor Übermüdung in tiefen Schlaf verfallen. ‚Sonderbar’, dachte er, während er die Pflöcke ihres eigenen Zeltes herausziehen half, ,sieht ihm so gar nicht ähnlich; im Morgengrauen hat er doch sonst stets selbst die Wache übernommen.’
    Während sie das Zelt zusammenlegten und den Ballen auf dem Rücken eines der Kamele befestigten, kam Raj zurück und rief, das Zelt des Führers sei leer.
    „Aber er muß doch irgendwo stecken!“ Alec versuchte den heulenden Sturm zu überschreien. „Es ist doch ausgeschlossen, daß er nicht auffindbar sein sollte! Frag doch mal die beiden Beduinen, Raj.“
    Raj ging, gefolgt von den drei Amerikanern, zu ihnen hinüber und fragte sie, wer von ihnen die letzte Wache gehabt habe. Während die Männer antworteten, gingen ihre Augen verängstigt von dem Zelt des Führers zu dem drohend verhangenen Himmel.
    Raj übersetzte die Antwort: der Führer habe die letzte Wache gehabt; wahrscheinlich sei er oben auf dem Rand der Senke. So machten sich alle auf, um ihn dort zu suchen.
    Kaum waren sie oben, da stolperte Henry und fiel der Länge lang in den Sand. Alec half ihm, aufzustehen, und entdeckte dabei eine regungslose, von dem wehenden Sand schon beinahe zugedeckte Gestalt. „Seht doch einmal hierher!“ rief er. Alle griffen zu und zogen einen weißbekleideten Körper aus dem Sand — es war ihr Führer, das Gesicht starr, still,

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