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Blitz kehrt heim

Blitz kehrt heim

Titel: Blitz kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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kleineren in Gruppen den Talgrund bedeckten. Menschen waren von ihrem Standort aus nicht zu sehen; dazu war das Tal viel zu groß.
    Weiterwandernd gelangten sie nach einiger Zeit zur Talsohle, und schließlich näherten sie sich der großen Pferdeherde, die Alec nicht aus den Augen gelassen hatte, weil er hoffte, Blitz zu erspähen. Als sie noch etwa zweihundert Meter von den weidenden Pferden entfernt waren, löste sich plötzlich eines aus dem Rudel, umkreiste langsam die Herde, stand dann still, warf den Kopf auf und zog die Witterung aus der Richtung der sich Nähernden ein.
    „Henry!“ schrie Alec, „das ist ja Blitz!“
    „Mag sein!“ erwiderte Henry, Zweifel im Ton. „Die Entfernung ist noch zu groß, um ihn genau zu erkennen. Allerdings: die Bewegungen erinnern an ihn.“ Das Pferd fiel jetzt mit hocherhobenem Kopf und flatternder Mähne in Galopp. Alec beobachtete es eine Minute, dann blickte er Henry bedeutsam an, und der alte Trainer sagte leise: „Du hast recht, Alec, das ist Blitz!“
    Weiter hinten im Tal tauchte jetzt ein Reiter auf einem Schimmel auf. Blitz galoppierte ihm entgegen. Kurz vor dem Schimmel sah Alec ihn anhalten, er zögerte und bäumte sich.
    „Ich bin neugierig, wie das zusammenhängt. Laßt uns weitergehen!“ sagte Henry.
    In beschleunigter Gangart wanderten die vier weiter, ohne die Augen von der kleinen Gruppe zu lassen. Der Reiter auf dem Schimmel ritt auf sie zu. Blitz folgte, preschte aber dann, ihn überholend, an ihm vorbei. Jetzt mochte der Reiter die Nahenden entdeckt haben, jedenfalls hielt er an. Blitz tat dasselbe und wollte erst zu ihm zurück, stutzte aber dann, die Nase hoch im Wind, der von Süden wehte, der Richtung, aus der sie kamen. Gleich darauf warf Blitz den Kopf auf und tänzelte unruhig.
    „Ich glaube, er hat von dir Witterung bekommen, Alec!“ mutmaßte Henry und fügte lächelnd hinzu: „Vielleicht ist das weiße Pferd eine Stute, vielleicht seine Freundin!“
    Blitz blickte in ihre Richtung und wieherte: es war sein wohlbekannter Ton, schrill, hell und laut. Er rannte eine kurze Strecke auf sie zu, verhielt, bäumte sich wieder. Jetzt war er nur noch hundert Schritt von ihnen entfernt; sie sahen sein herrliches schwarzes Fell in der Sonne glänzen. Alec konnte sich nicht mehr halten, er rannte auf ihn zu. Der Hengst schüttelte den kleinen wilden Kopf, als traute er seinen Augen nicht, dann kam er dem Jungen entgegen. Als die anderen sie erreichten, hatte Alec die Arme um des Pferdes Hals geschlungen; der Hengst ließ es sich offensichtlich nur zu gern gefallen. Als sich jedoch die anderen näherten, entblößte er die Zähne. Henry trat trotzdem an ihn heran und griff ihm in die Mähne. „He, du!“ sagte er zärtlich. „Ist das eine Art und Weise, einen alten Freund zu begrüßen?!“ Sich an Alec wendend, setzte er hinzu: „Sieht ganz famos aus, wie? Schöner habe ich ihn nie gesehen!“
    Hufschläge näherten sich, und sie wandten sich um. Der Schimmel galoppierte heran; auf seinem Rücken saß ein schmaler, barhäuptiger Reiter.
    „Sieht wie ein ganz junger Bursche aus“, sagte Henry.
    „Trägt europäische Kleidung“, fügte Volence hinzu.
    Gleich darauf ließ der Reiter sein Pferd in Schritt fallen. Henrys geschulte Augen musterten den Schimmel. Kein Zweifel, dies war ein reinblütiger Araber, klein, aber vollendet in den Proportionen. Und eine Stute, wie er richtig geraten hatte. Ihr Hals wölbte sich edel wie der von Blitz, und sie hatte denselben trockenen kleinen Kopf, aber ohne den wilden Ausdruck des seinen. Sie näherte sich in ruhigem Schritt, dem Willen ihres Reiters gehorsam; offensichtlich bestand ein inniges Vertrauensverhältnis zwischen beiden. Henry, der Kenner, übersah mit einem Blick, daß es wenig Pferde von so vollendeter Schönheit wie dieses auf der Welt gab. Sein nächster Blick galt dem Reiter, und da wurden seine Augen groß vor Staunen: es war ein Mädchen von kaum zwanzig Jahren!
    Alle erkannten es, als Pferd und Reiterin vor ihnen anhielten. Ihre Haut war honigfarben, glatt zurückgekämmtes schwarzes Haar umrahmte das liebliche junge Gesicht. Dunkle, mandelförmige Augen blickten den unerwartet aufgetauchten Fremden forschend entgegen. Ihre vollen Lippen öffneten sich, und sie redete mit leiser, etwas heiserer Stimme die Ankömmlinge auf Arabisch an. Raj antwortete ihr.
    Nachdem er geendet hatte, wendete sie sich an die anderen und sagte sanft in gutem Englisch: „Ich heiße Sie willkommen im Reich

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