Bleib cool Samantha
S o, das hier ist die Top-Ten-Liste der entscheidenden Gründe, warum es so richtig scheiße ist, ich zu sein, Samantha Madison.
10. Obwohl ich dem Präsidenten der Vereinigten Staaten letztes Jahr das Leben gerettet habe, einen Orden für meinen heldenhaften Mut verliehen bekam und sogar ein abendfüllender Film über mich gedreht wurde, gehöre ich nach wie vor zu den am wenigsten beliebten Schülerinnen an meiner Highschool. Die ist angeblich eine sehr moderne und tolle Privatschule, wird aber – mal abgesehen von meiner besten Freundin Catherine und mir – ausschließlich von Tommy-Hilfiger-tragenden, jedem-der-anders-als-sie-denkt-zutiefst-intolerant-gegenüberstehenden (bzw. jedem, der überhaupt denkt ), Reality-TV-süchtigen, neofaschistischen Cheerleadern und Möchtegern-Footballstars besucht.
9. Zufälligerweise ist meine ältere Schwester – die anscheinend sämtliche im Genpool meiner Eltern enthaltene DNS für rotblonde, seidenweiche Glanzhaare abbekommen hat, sodass für mich nur die Gene für stahlwolle-krauses kupferrotes Haar übrig blieben – die allerbeliebteste Schülerin der Schule (und noch dazu Cheerleader). Das hat zur Folge, dass ich mir fast täglich von meinen Mitschülern, Lehrern und sogar von meinen eigenen Eltern die Frage gefallen lassen muss: »Wieso kannst du eigentlich nicht ein bisschen mehr wie deine Schwester Lucy sein?«, wenn sie sehen, wie ich einsam und deprimiert im Meer angepasster Mitläufer vor mich hintreibe.
8. Obwohl ich in Anerkennung meines angeblichen Muts, mit dem ich das Attentat auf den Präsidenten vereitelt habe, zur Jugendbotschafterin der Vereinten Nationen ernannt wurde, bekomme ich quasi nie schulfrei, um meinen damit verbundenen Pflichten bei der UNO nachgehen zu können. Und Geld kriege ich dafür natürlich schon mal gleich gar keins.
7. Deshalb musste ich mir zusätzlich zu meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Jugendbotschafterin einen Job suchen, für den ich auch tatsächlich bezahlt werde, um meine rasant steigenden Rechnungen bei Sullivan’s (dem besten Laden für Künstlerbedarf in ganz Washington D.C.!) bezahlen zu können. Dort muss ich mir nämlich mein Zeichenpapier und meine Stifte und Farben selbst kaufen, weil meine Eltern wollen, dass ich den Wert des Geldes schätzen lerne. Im Gegensatz zu meiner Schwester Lucy, die sich ebenfalls einen Job gesucht hat, um sich Farben zu kaufen (nur sind es in ihrem Fall welche fürs Gesicht), habe ich keinen Job im ultraschicken Dessous-Shop des Einkaufszentrums, wo ich, abgesehen von einem Rabatt von dreißig Prozent auf sämtliche Wäscheartikel, auch noch zehn Dollar pro Stunde dafür bekomme, dass ich hinter der Theke sitze und Zeitschriften lese, bis ein Kunde sich traut, mich nach transparenten Slips zu fragen. Nein. Ich schufte für den Mindestlohn in der Potomac Videothek, wo ich total dämliche Brittany-Murphy-Videos zurückspulen und wieder ins Regal einordnen muss, damit noch mehr Leute sie sich ausleihen können, die dann in Brittany Murphys kranke, schaut-doch-mal-wie-vielich-seit-Clueless-und-seit-mich-Ashton-wegen-RunzelDemi-verlassen-hat-abgenommen-habe-und-wie-wahnsinnig-viel-erfolgreicher-als-er-ich-seitdem-bin krampfgesichtige Psycho-Welt gesogen werden. Okay, immerhin habe ich dort lauter voll coole unangepasste Leute kennengelernt, zum Beispiel meine neue, stark gepiercte Freundin Dauntra. Aber trotzdem.
6. Neben der Schule, dem Zeichenkurs, meinem Job und meinen Pflichten als Jugendbotschafterin bleibt mir gerade mal ein mickriger Abend pro Woche – meistens der Samstag –, um mit meinem Freund etwas zu unternehmen, also etwas, was annähernd einer normalen Freizeitbeschäftigung ähnelt.
5. Da mein Freund genauso vielbeschäftigt ist wie ich, außerdem seine Uni-Bewerbungen für nächstes Jahr vorbereiten muss und darüber hinaus auch noch der Sohn des Präsidenten ist (und in dieser Eigenschaft oft genau an den Tagen an irgendwelchen Staatsakten teilnehmen muss, an denen ich etwas mit ihm unternehmen könnte), muss ich jeden Samstag entweder mit ihm an diesen ultralangweiligen Staatsakten teilnehmen oder zu Hause hocken und mit meiner zwölfjährigen Schwester Rebecca irgendwelche wissenschaftlichen Dokus gucken.
4. Daher bin ich mit ziemlicher Sicherheit das einzige fast siebzehnjährige Mädchen auf diesem Planeten, das fast jede Wissenschaftsdoku gesehen hat, die samstags im Fernsehen lief. Und obwohl meine Mutter Anwältin für Umweltrecht ist, sind mir die
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