Blitz legt los
beobachtete ihn und schnaubte laut. Alec streichelte sie wieder.
„Komm jetzt, kleines Mädchen“, sagte der Helfer, „so darf sich eine Derbysiegerin nicht benehmen!“ Er versuchte, sie in ihr Abteil zu ziehen, aber sie rührte sich nicht von der Stelle.
„Bitte lassen Sie sie noch eine Minute in Ruhe“, sagte Alec, „zwingen Sie sie nicht.“
„Eine volle Minute haben wir nicht mehr Zeit“, widersprach der Mann. „Höchstens noch ein paar Sekunden.“
Soeben ging der wuchtige braune Hengst Eclipse in das vierte Abteil, mit so ruhiger Gelassenheit, als beträte er seinen Stall. Er stand jetzt so still an seinem Platz, daß er beinahe einer Statue glich. Im Gegensatz zu allen übrigen Pferden, Black Minx eingeschlossen, war nicht eine einzige Spur von Schweiß auf seinem riesigen Körper zu entdecken.
Plötzlich hatte der Helfer Black Minx so weit, daß sie ihm willig folgte. Sie verharrte dann ebenfalls still an ihrem Platz, als ob sie sich endlich bewußt geworden wäre, daß es Zeit war, ihre Kapriolen zu unterlassen.
Alec blickte nach links, zu dem Jockey Ted Robinson hinüber, der Eclipse ritt. „Mir kommt es vor, als ob der Hengst noch größer geworden wäre“, sagte er leichthin.
Robinson antwortete lächelnd: „Es klingt drollig, aber tatsächlich scheint er auch mir jedesmal gewachsen, wenn ich ihn wieder reite.“
„Heute werden wir ihm das Weiterwachsen abgewöh-nen.“
„Das glaube ich nicht, Alec“, antwortete Robinson kurz und bündig. „Ich habe schon viele Pferde geritten, aber Eclipse ist ein Wunderpferd, das beste, das ich je gekannt habe.“
In diesem Augenblick schloß der Starter das Startgatter. Black Minx schrak zusammen und versuchte zu steigen, aber Alec hielt sie nieder. Er wandte sich Robinson nicht wieder zu. Er wußte, daß der Jockey kaum älter war als er, daß er aber ungleich mehr Pferde zum Sieg geritten hatte. Wenn Ted Eclipse als Wunderpferd ansah, dann war es wohl wirklich eine schwere Aufgabe, den Hengst zu schlagen.
Alec hörte die Tür der letzten Startbox zufallen. Er richtete seine Augen konzentriert auf die leere Bahn vor sich. Das Geläuf war schlammig und schmutzig. Black Minx würde keine Schwierigkeiten haben, aber sie liebte den Schmutz nicht. Es war bedauerlich, daß sie hier in Pimlico nicht mehr Sand unter den Lehm mischten, damit die Pferde sicherer galoppieren konnten, wenn der Boden durchweicht war. Die Bahn war von den vorhergegangenen Rennen aufgewühlt; schlammiges Wasser füllte alle Vertiefungen, die die Pferdehufe hinterlassen hatten. Unmittelbar am Innenzaun entlang war ein unberührter Streifen, etwa 1¼ Meter breit. Die Jockeys hielten sich davon fern, weil es hieß, bei Regenwetter wäre der Boden dort noch weicher.
Alec betrachtete diesen noch nicht von Pferdehufen zerstampften Streifen. Wieso sollte eigentlich der Boden dort anders sein als auf den übrigen Teilen der Bahn? Er war neugierig, ob die Jockeys im Preakness das auch annehmen würden, wie die der vorhergegangenen Rennen. Wenn ja, warum sollte er es dann nicht versuchen...
Die Startglocke erklang, das Startgatter ging hoch, und die Pferde schossen aus ihren Abteilen. Das Preakness-Rennen hatte begonnen.
Black Minx wollte den Zügel freihaben, aber Alec hielt sie zurück. Er wollte ihr behilflich sein können, falls sie ausglitt, bevor sie in Schwung gekommen war. Sie geriet tatsächlich aus dem Rhythmus, als sie ein paar Sprünge vom Start entfernt war, aber er brachte sie wieder ins Gleichgewicht. Zu ihrer Linken kam Eclipse ins Gleiten, als ob er auf Eis schlitterte; es fehlte nicht viel, und er wäre gestürzt; seine Beine stampften wild nach Halt. Black Minx lief an ihm vorbei.
Vielleicht hat Henry recht gehabt, dachte Alec, vielleicht brauchen wir vor dem großen Pferd heute keine Angst zu haben...
Um ihn herum spritzten Schlamm und Wasser hoch, doch nicht bis zu seinem Gesicht. Noch nicht! Es würde überhaupt unterbleiben, wenn kein anderes Pferd vor ihnen lief. Alec spornte Black Minx jedoch nicht zu schnellerem Lauf an, er wollte, daß die Stute erst gleichmäßig in Schwung käme. „Wir haben keine Eile“, sagte er sanft, „laß dir Zeit.“
Doch plötzlich flog ihm nun doch Schmutz um den Kopf und verschmierte seine Schutzbrille, so daß er kaum noch sehen konnte. Jetzt ging es also los! Und wer war vor ihm? Olympus nicht; der kam von rechts, und er lief unsicher und rutschte aus. Alec mußte sich ganz vornüberlegen, um seine Stute
Weitere Kostenlose Bücher