Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate
wiederkommen.
Vivian stand draußen und unterhielt sich mit einigen Leuten, während sich das Rudel zerstreute.
»Wir kriegen in letzter Zeit nicht viel von dir zu sehen, Vivian. Komm doch mal zum Abendessen vorbei.«
»Hey, wieso rennst du nicht mal mit uns?«
»Du machst deiner Mutter in Sachen gutes Aussehen echt Konkurrenz, Babe.«
»Isst du auch tüchtig, Schätzchen? Du siehst blass aus.«
Sie gab nichtssagende, unverbindliche Antworten und
kämpfte das Verlangen nieder, jeden Einzelnen zu umarmen und um Vergebung anzuflehen. Was, wenn sie wegen ihr starben?
Endlich waren alle fort – alle außer Astrid und Rafe, die an einer Gartenmauer auf der anderen Straßenseite lehnten und schamlos herumknutschten.
Vivian wandte sich angewidert ab und bemerkte jemanden, der auf sie zukam – ein Mann. Hatte ein Rudelmitglied etwas vergessen? Sie atmete scharf ein. Es war Peter Quincey. Was hatte Aidens bester Freund in ihrer Straße verloren?
26
Peter Quincey blieb wie angewurzelt stehen, als er sie vor ihrem Haus erblickte.
»Du willst zu mir, Quince?«, fragte Vivian und versuchte, beiläufig zu klingen. Von seinem gewöhnlichen lässigen Grinsen fehlte jede Spur, und sie bedauerte es sehr, dass er sie nicht mehr anlächeln konnte.
»Ja. Ich meine, nein«, sagte er. »Ich wollte diese Nachricht bei dir einwerfen.« Er hielt ein Kuvert mit der rechten Hand hoch.
»Von Aiden?« Hoffnung flatterte in ihrem Innern wie ein Flügelschlag.
»Ja. Der Himmel weiß, warum.« Sein sarkastischer Tonfall tat ihr weh.
Er streckte ihr die Botschaft entgegen, und sie griff danach. Sie riss den Umschlag auf und las begierig. Es war eine Einladung, sich in der Nacht mit ihm bei den Felsen unten am Fluss zu treffen. »Sei um zwei Uhr früh dort«, schrieb er. Sie hätte jubiliert, wären da nicht die Schlussworte gewesen: »Angesichts dessen, was wir einmal hatten, hoffe ich, dass du kommen wirst.« Einmal hatten , dachte sie verbittert.
»Er kann sich seine Nachricht in den Hintern schieben«,
sagte sie, und hielt Quince den Brief vor die Nase.
Abwehrend griff Quince danach, wobei er einen Schritt zurücktaumelte, und sein ungelenker Anblick bereitete ihr eine gewisse Schadenfreude. »Weißt du, anfangs habe ich dich gemocht«, sagte er, »aber du bist echt ein hinterhältiges Miststück.« Er stopfte den Brief in die Tasche seiner weiten Shorts und zog sich den Gehsteig zurück.
Vivian stieß ein humorloses Lachen aus. Er hatte ja keine Ahnung, wie sehr seine Worte zutrafen.
Von der anderen Straßenseite starrten jetzt höhnisch grinsend Astrid und Rafe zu ihr herüber. Sie zeigte ihnen den Mittelfinger, bevor sie ins Haus zurückkehrte.
Auf ihrem Zimmer grübelte sie über den Brief nach. Und wenn er es nicht so endgültig hatte klingen lassen wollen? Vielleicht wollte er sich eigentlich wieder versöhnen. Nein. Sie war sich sicher, dass Aiden sie nur sehen wollte, um ihr noch einmal zu sagen, dass Schluss war, und von ihr zu verlangen, sich von Kelly fernzuhalten. Auf keinen Fall würde sie sich mit ihm treffen, um sich so erniedrigen zu lassen. Doch wenn das alles war, was er ihr sagen wollte, warum dann Quince mit einer Nachricht herschicken? Warum sich um zwei Uhr morgens mit ihr an einem abgelegenen Ort verabreden?
Da fielen ihr wieder Gabriels Worte ein, was passieren würde, falls Aiden wüsste, was sie war – »Ich schwöre beim Mond, er wird versuchen, dich zu töten.« Nein, das ist unmöglich , sagte sie sich. Aiden war nicht zu einem
Mord fähig. Oder vielleicht doch, wenn er es für seine Pflicht hielt?
Ich möchte es nicht herausfinden , dachte sie.
Aber was, wenn sie sich nicht mit ihm traf? Würde er ihr dann hinterherspionieren? Würde er das Geheimnis des Rudels herausfinden? Wie lange würde es dauern, bis er andere von der Wahrheit überzeugt hätte? Sie wusste, es war möglich, dass andere es glaubten. Sie hatte ihr letztes Zuhause in Flammen aufgehen sehen.
Ich bin das schwächste Glied in der Kette , überlegte sie. Ich stelle eine Gefahr für meine Artgenossen dar. Ich muss entfernt werden.
Sie konnte weglaufen. Aber wohin? Die Vorstellung, allein zu sein, jagte ihr einen eiskalten Schauder über den Rücken. Und was, wenn ich weitertöte? , dachte sie. Jedes Mal, wenn ich töte, laufe ich Gefahr, geschnappt zu werden. Und wenn ich gefasst werde, entdeckt man vielleicht meine Familie.
Eines wusste sie ganz sicher: Die Schmach eines Gerichtsverfahrens vonseiten ihrer Artgenossen würde
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