Blood Empire - Der Rattengott
könnte dafür verantwortlich sein!"
"Entweder das oder..."
"...der Rattengott!"
*
Chase und Ron gingen den Subwaytunnel in nördliche Richtung weiter. Ron hatte einen Ausdruck der psi-energetischen Karte aus dem Internet dabei. Außerdem einen Kompass und verschiedene Pläne über die aktuellen und stillgelegten Subwayverbindungen sowie das Abwassersystem. "Ich hab's mal mit einem modernen Navigationssystem versucht", meinte er zwischendurch. "Aber je tiefer man kommt, desto schlechter ist der Empfang... Darauf kann man sich einfach nicht verlassen!"
"Verstehe!"
Nach etwa einer Stunde erreichten sie einen Subway-Knotenpunkt. Allerdings einen aus den vierziger Jahren. Hier lief schon seit Jahrzehnten überhaupt nichts mehr. Ein Subway-Waggon rostete vor sich hin. Ron war überzeugt, dass sich der Rattengott genau dort befand, wo das Zentrum des Kreises auf der psi-energetischen Karte zu sehen gewesen war. Das Leuchten der Substanz in der Ampulle hatte zunächst etwas nachgelassen. Das war auch zu erwarten gewesen. Aber jetzt schien es so, als kämen sie wieder in ein Gebiet erhöhter Konzentration. Von einigen kleineren Angriffen abgesehen, ließen die Ratten die beiden Vampire in Ruhe.
Offenbar hatte der unheimliche Geist, der sie aus dem Hintergrund heraus steuerte, endlich begriffen, dass er Chase und Ron auf diese Weise im Moment nicht besiegen konnte.
Allerdings galt das wirklich nur für den Moment, denn irgendwann würde der Brennstoff in den Tanks verbraucht sein.
Und dann standen ihnen nur konventionelle Waffen zur Verfügung. Aber wie schlecht man mit einem Hiebmesser und einer Schrotpistole gegen die grauen Biester ankam, sofern diese nur zahlreich genug waren, hatte Chase ja schon am eigenen Leib zu spüren bekommen. Chase und Ron ließen auch diesen Knotenpunkt hinter sich, nachdem Ron bestimmt hatte, in welche Richtung sie sich nun am besten zu wenden hatten.
Schweigend marschierten sie durch das modrig-feuchte Gewölbe. Bis wieder das charakteristische Kratzen und Schaben begann.
"Ich hoffe, wir können sparsam genug mit dem Brennstoff sein, um noch etwas für den Rattengott selbst übrig zu haben!", knurrte Chase grimmig. Der Angriff, der dann erfolgte, glich in seinem Ablauf in etwa jenen, die Chase und Ron schon zuvor über sich hatten ergehen lassen müssen. Hunderttausende von grauen und schwarzen Nagern strömten innerhalb weniger Augenblicke auf die beiden zu. Buchstäblich aus jeder Ritze, jedem Spalt, jedem Abfluss krochen sie dicht gedrängt hervor. Die beiden Vampire hielten sie mit Hilfe der Flammenwerfer auf Distanz. Sobald eine genügende Anzahl von ihnen etwas abbekommen hatte, brach der Angriff in sich zusammen. Die geordnete Armee der Nager verwandelte sich dann in einen chaotischen Haufen von zuckendem, halbverbranntem, angesengtem Fleisch.
Nach wenigen Augenblicken war alles vorbei.
"Sie sind so viele", stellte Ron Dales fest. "Das ist ihre eigentliche Stärke!"
"Wir hätten noch 'nen paar Jungs mitnehmen sollen, die so einen Tank halten können!", meinte Chase. "Scheiße, hinterher ist man immer schlauer!" Dann bemerkte er, dass Ron Dales plötzlich angehalten und die Augen geschlossen hatte.
Ron brauchte ihm nichts zu sagen.
Chase wusste, was los war.
"Es ist Gabriel, nicht wahr?", fragte er.
Ron nickte.
"Ja..."
"Er wird es immer wieder versuchen!"
"Fürchte ich auch. Wenn ich nur wüsste, was dieser miese Lackaffe mit mir gemacht hat!"
"Sorry, aber Hellseher bin ich leider nicht!" Ron grinste schwach. "Kann ja noch werden!", meinte er. "Schließlich sagtest du doch, dass sich die Fähigkeiten eines Vampirs erst mit der Zeit entwickeln."
*
Eine weitere Stunde verging, ehe Chase und Ron den Punkt erreichten, der laut Karte das Energiezentrum darstellte. Aber von dem Rattengott gab es keine Spur. Auch von Gabriel nicht. Ron machte den Vorschlag über einen Abwasserkanal weiter in die Tiefe zu steigen. Von dort konnte man auf eine tiefer gelegene Subway-Ebene gelangen.
Chase stimmte zu, nachdem Ron die Ampulle mit Leuchtsubstanz auf den Boden gelegt und die Lichterscheinung damit merklich verstärkt hatte.
"Da unten ist er!", meinte er.
"Ich hoffe, du bedenkst, dass wir vor Sonnenaufgang wieder zurück sein müssen!"
"Du machst Scherze, Chase!"
"Nie!"
"Hör mal, wie soll hier unten ein Sonnenstrahl hingelangen!"
"Das ist nicht das Problem."
"Was dann?"
"Der fast komatöse Schlaf, in den wir am Tag fallen. Ich schätze, du wirst da kaum eine Ausnahme
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