Bloodseal: Flucht ins Ungewisse (German Edition)
ist Blödsinn!
„Und du … willst dein Blut jetzt wieder zurückhaben, oder was?“, lenkte ich ab. Mein skeptischer Blick musste ihm aufgefallen sein, denn er legte erneut eine Hand auf meine. Sofort prickelte es wieder überall in mir. „Wir sind miteinander verbunden. Und ein Teil von dir ernährt sich von gebrochenen Seelenstücken, die ich einsammle. Vermute ich zumindest.“
Vermutete er … Ich verzog mein Gesicht, zog – mit der gesamten Willenskraft, die ich aufbringen konnte – meine Hand unter seiner weg und setzte mich stöhnend auf. Die Wrackteile der Titanic dürften sich ähnlich fühlen, wie ich es gerade tat.
Ich schüttelte den Kopf. Nicht nur, um zu verneinen, sondern auch, um mich selbst bei klarem Verstand zu halten. Was machte er nur mit mir, wenn er mich berührte?
„Hast du sie noch alle?“, schnauzte ich ihn an. „Vor wenigen Stunden erst bin ich angeschossen worden, von so ’nem Verrückten, der irgendwas von einer Amanda brabbelte, mit welcher du auf bestimmte Art und Weise verbunden bist.“ Ich zeichnete Anführungszeichen in die Luft. „Anschließend wär ich fast ertrunken. Und nun behauptest du, dass ich dein … Blut in mir habe und wir nun auch so was wie eine Verbindung haben? Und, ach ja, ich soll mich von Seelen ernähren? Das ist wohl das Bescheuertste, das ich jemals gehört habe! Ich gehe!“
Ich warf die Decke zur Seite und wollte aufstehen, doch Matt baute sich vor mir auf wie ein Bulldozer. Wie konnte er so schnell aufstehen? Ich sank zurück auf die Couch. Meine Knochen ächzten. „Ich werde nicht immer da sein, um dich aus Flüssen zu ziehen“, sagte er.
Ich erschauderte unter seinem schwarzen Blick. Keine schimmernden Kreuze , dachte ich beiläufig mit einer Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung.
„Das wirst du auch nicht müssen, weil ich mich für immer in meinem Zimmer einsperren werde!“ Ich sah zu meinen Händen in meinem Schoß. Die eine kribbelte immer noch wie wild. Und das nur, weil er mich angegriffen hat , dachte ich. Vielleicht haben wir ja wirklich irgendeine Verbindung. Ich zögerte, bevor ich weitersprach. „Trotzdem bedanke ich mich dafür, dass du mich gerettet hast. Für den Rest gehörst du eindeutig ins Gefängnis!“
Er stieß einen leisen Seufzer aus und ließ sich wieder auf den kleinen Tisch nieder, starrte auf den Boden. „Willst du auf das von neulich hinaus?“
Da er mich nicht ansah und ich gerade keinen Ton herausbrachte, wartete ich einfach stillschweigend ab, was noch folgen würde.
„Ich hab den Mann nicht getötet, falls du das denkst. Und Nick auch nicht. Er lebt irgendwo glücklich sein Beamtenleben.“
„Aber … Warum hast du dich dann so seltsam verhalten? Du hast mich bedroht, als wärst du …“ Ich hielt inne und überlegte, wie ich es ausdrücken sollte. „Als wärst du ein Mörder, Vergewaltiger oder gar zugedröhnt.“
Wieder seufzte er.
Matthew Tempson:
„Bedenken“
Nicht dass ich sie für beschränkt oder blöd hielt, aber sie machte es mir nicht einfach, ihr alles zu erklären. Wer hätte gedacht, dass sie so einen ausgeprägten Sinn für Realität hatte. Nick wäre sicher beeindruckt gewesen.
„Ich hab dir doch bereits erklärt, dass ich es ohne die gebrochenen Seelenteile anderer nicht lange leben kann. Dieser Mann fühlt sich jetzt mit Sicherheit besser als vorher.“ Auch wenn er dafür nicht mehr so lange leben wird wie vor meiner Begegnung mit ihm. „Ich wollte einfach nicht, dass du davon erfährst.“
Durch das zähe Gerede über das Blutsiegel und dessen Auswirkungen musste ich die ganze Zeit an Amanda denken. Daran, dass ich immer gedacht hatte, sie würde mich aus dem Schrecken, das jeder als Leben bezeichnet hatte, herausholen. Ich dachte, ich könnte einmal normal sein. Doch da hatte ich mich getäuscht. Das hatte ich bereits mit jedem Nadelstich meines Tattoos zu spüren bekommen. Schmerz. Immerfort währender Schmerz.
„… zu tun?“
Ich sah hoch. Irgendwie war ich in meine eigenen Gedanken versunken gewesen. Ihr leichenblasses Gesicht (wahrscheinlich von dem Blutverlust) war fragend an mich gerichtet. „Was?“
Sie rollte mit den Augen. Wirklich erstaunlich, dass ihre Angst innerhalb eines Moments von hundert auf null gesunken war. Sie rieb über ihre zerschrammte Hand, die ich vorhin gehalten hatte. Sie spürte unser Band, da war ich mir sicher, aber sie wollte es nicht wahrhaben.
Wäre es wohl anders gekommen, wenn ich damals nicht so leichtgläubig
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