Bloodseal: Flucht ins Ungewisse (German Edition)
geduldig auf die Antwort, obwohl ich eigentlich am liebsten ausgetickt wäre und herumgeschrien hätte. Aber wer weiß, was er dann mit mir gemacht hätte?
„Ihr Name ist Amanda“, sagte er nach einiger Zeit ruhig, den Kopf immer noch gesenkt. „Du solltest über sie nur so viel wissen, dass sie gefährlich ist. Ich … Ich wollte dich da wirklich nicht mit hineinziehen.“
Er sah mich an und wartete allem Anschein nach auf eine Reaktion von mir, aber die kam nicht. Auch wenn ich vieles erwartet hatte, die Mitleidstour mit Sicherheit nicht!
„Und“, begann ich und überlegte, was genau ich eigentlich fragen sollte. „Was will sie von mir? Ich bin ein stinknormales Highschoolmädchen, das es kaum erwarten kann, seinen Abschluss zu machen und von hier abzuhauen. Was könnte an mir schon interessant sein? Außerdem wohne ich noch nicht einmal zwei Monate hier. Wer kennt mich denn schon so gut, dass er mich gleich … töten will?“
In Matts Miene schlich sich ein schwaches Lächeln. Was fiel ihm ein, jetzt auch noch zu grinsen? War er derjenige, der mich loswerden wollte?
„Das hat mit deinem Lebensstandard hier weniger zu tun.“
„Mit was dann?“, fragte ich gereizt. Warum hatte ich weniger Angst, als gesund für mich war?
Aber er machte keinerlei Anstalten, sich wutentbrannt auf mich zu stürzen. Beruhigte einen schon ungemein.
„Es liegt vielmehr daran, dass sie ursprünglich hinter mir her war. Oder immer noch ist!“
Hä? „Warum?“, nahm ich meinen Mut zusammen, um zu fragen.
Matt beugte sich etwas weiter vor und ich sah, wie ein Verband vom Ausschnitt seines Shirts hervorblitzte. War er verletzt?
Er stützte seine Ellbogen auf die Knie und verschränkte die Finger. „Amanda und ich sind auf eine bestimmte Art und Weise miteinander verbunden.“
Ach, habt ihr Freundschaftsbänder geknüpft?
Mit einer Hand strich er über das sonnenartige Tattoo an seinem Hals. „Das ist kein normales Tattoo.“ Er kniff die Augen zusammen, als würde er jeden Moment etwas ganz Dummes von sich geben. „Es ist ein Blutsiegel.“ Ja, das war dumm genug …
Ich musste aufpassen, um nicht laut loszulachen. „Blutsiegel? Sind wir jetzt von den Krimis zu den Mysterystorys übergegangen?“
Er wirkte nicht verärgert über meine Aussage, eher sah es so aus, als hätte er Verständnis dafür. „Erinnerst du dich noch an unser erstes Zusammentreffen?“
Wer würde so was vergessen? Ich nickte vorsichtig. Worauf wollte er hinaus?
„Fühlst du dich seitdem seltsam? Anders?“
Außer dass ich Menschen schimmern sah? „Nein“, log ich. Er musste ja nicht wissen, dass bei mir bereits alle Sicherungen durchgeknallt waren. Aber … Sah ich diese Dinge dann wegen ihm?
„Du lügst“, sagte er mit fester Stimme, sodass ich zusammenzuckte. Was für ein Idiot!
„Es ist wirklich sinnlos, wenn du mich anlügst“, erklärte er etwas ruhiger. „Ich kann dabei deine Unsicherheit spüren. Deine … Ein kleiner Teil unserer Seelen ist miteinander verbunden.“
Spätestens jetzt erklärte ich ihn für verrückt. Ich war sicher, dass mir die Kinnlade runterklappte. „Na schön, David Copperfield, und welchen Grund bietest du mir, dir zu glauben?“
Die Worte lösten einen erneuten Hustenreiz aus. Alles in mir erbebte vor Schmerz. Matt legte seine Hand auf meine. Zuerst wollte ich die Hand wegziehen, doch dann spürte ich, wie sich mein Körper wieder beruhigte. Es tat gut, ihn zu spüren. Und wieder stellte ich fest, wie sehr ich mich zu ihm hingezogen fühlte.
„Diesen!“, sagte Matt und nahm die Hand wieder weg. Für einen kurzen Moment wurde meine Hand kalt und leblos. Etwas fehlte, wenn er sie nicht berührte.
Meine Gedanken stoppten. Was denke ich denn da schon wieder? Er ist ein Mörder! Gut, er hat mich gerettet, aber das heißt noch lange nichts! Aber …
„Mein Blut fließt in dir, du hast bestimmt Veränderungen bemerkt“, erklärte er mir ruhig.
Sein Blut fließt in mir? Wenn er mir mitten ins Gesicht geschlagen hätte, hätte es wohl denselben Effekt gehabt wie diese Aussage.
„Und?“, hakte er nach, nachdem ich nur sinnlos Löcher in die Luft gestarrt hatte.
„Was und?“, fragte ich.
„Veränderungen?“, half er mir auf die Sprünge.
„Bis auf die Tatsache, dass ich dich jetzt für noch verrückter halte, als ohnehin scho-“ Ich stockte, war mir nun ganz sicher, worauf er hinauswollte. Er meint wirklich das Schimmern , schoss es mir durch den Kopf. Aber … das ist zu absurd. Das
Weitere Kostenlose Bücher