Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
Vom Netzwerk:
 
1.
     
    Thorpa saß auf einem bequemen Sattel an einem der Tische im »Skizar
Quaba«, dem beliebtesten und Restaurant auf ganz Vortex Outpost –
wobei viele es fraglich finden mochten, ob das wirklich eine Auszeichnung war.
Der Pentakka hatte nie herausgefunden, ob der Name des meist ziemlich überfüllten
Etablissements irgendeine Bedeutung hatte – ihm genügte es, in seinen
freien Stunden hierher zu kommen und exotische Speisen aus allen Ecken des bekannten
Universums zu probieren. Manchmal nahmen seine kulinarischen Experimente kein
so gutes Ende – Doktor Anande konnte ein Lied davon singen –, aber
tief in seinem Stamm bewahrte der Pentakka die Worte seines Meisters Diboo,
die besagten, man könne eine Kultur nicht wirklich verstehen, wenn man
nicht ihr Essen überstanden hätte. Es war vermutlich ein bisschen
einfach, anzunehmen, dass sich einem die psychologischen Tiefen einer fremden
Rasse eröffnen würden, sobald man ihren Nationaleintopf genossen hatte,
doch Thorpa war dazu entschlossen, alles zu tun, was seinen Forschungen irgendwie
zuträglich sein konnte. Und sei es, dass er Dinge auf der endlosen Speisekarte
des »Skizar Quaba« bestellte, die selbst er kaum auszusprechen in
der Lage war und deren Zutaten im besten Falle als höchst rätselhaft
zu bezeichnen waren.
    Zudem hatte das »Skizar Quaba« den Vorteil, dass immer reichlich Leute
anwesend waren, denn jeder Reisende, Händler, Neuankömmling oder Alteingesessene
kam früher oder später hierher. Die Tische und die lange Bar blieben
zu fast keiner Stunde leer, und somit gab es Material zum Studieren, soviel
Thorpa es sich nur wünschen konnte. Er fühlte sich in diesem dämmrigen,
mit Ausdünstungen von Speisen und Wesen erfüllten Raum und dem Klangteppich
aus vertrauten und befremdlichen Lauten manchmal so sehr zu Hause, dass es ihm
selbst sonderbar erschien. Orte wie dieser waren es, denen er vor seinem Praktikum
entgegen gefiebert hatte und er genoss die Erfüllung seines Traumes mit
jeder Faser. Manchmal wünschte er sich, sein Praktikum würde nie vorübergehen.

    Heute wartete er mit besonderer Ungeduld auf seine Bestellung, denn er hatte
etwas auf der Speisekarte entdeckt, das ihm sicher helfen würde, die Menschen
besser zu verstehen – zumindest, wenn Diboos Worte zutreffend waren. Darüber
hinaus war das für die nächsten Tage seine letzte Chance für
einen dieser faszinierenden Selbstversuche, denn die Ikarus würde
zu einem ausführlichen Probeflug starten – die neue Ikarus ,
wohlgemerkt.
    Thorpa verschränkte in einer Geste der Selbstbesinnung ein paar Zweige
und lauschte in sich hinein – die neue Ikarus . Wie klang das für
ihn? Wie würde es für die Crew sein, in einem funkelnagelneuen Raumschiff
unterwegs zu sein, das als Ersatz für das veraltete, aber geschätzte
Gefährt diente? Sicherlich gab es technisch gesehen nur Vorteile. Die reine
Auflistung der Neuerungen, Ausrüstung und Funktionen des Rettungskreuzers
las sich wie eine protzige Werbebroschüre. Aber die alte Ikarus war das »Heim« gewesen, in dem die seltsam zusammengewürfelte
Mannschaft zu einer Einheit zusammengewachsen war; ihre gewaltsame Zerstörung
durch das feindliche
    Raumschiffwrack war ein Schock, der tiefer ging als der reine Ärger über
den Verlust von Material.
    Der Pentakka raschelte gedankenvoll mit den Blättern, bis er bemerkte,
dass ein Juskun am Nebentisch sich dadurch irritiert fühlte – seine
ohnehin vorquellenden Augen wurden immer größer und dunkler und regenbogenfarbene
Membranen zuckten zitternd über sie. Erfreut über diesen seltenen
Ausdruck von Emotionen bei dem halbamphibischen Wesen drehte sich Thorpa zum
Nebentisch und wollte dem Juskun gerade ein paar Fragen stellen, als etwas anderes
seine Aufmerksamkeit gefangen nahm. Es war auch schwer, den Neuankömmling
nicht zu bemerken.
    Nicht, dass die Frau sich laut oder auffällig verhalten hätte, während
sie zwischen den Tischen hindurch ging. Im Gegenteil, ihre Bewegungen waren
sparsam und beherrscht – als ein anderer Gast überraschend aufstand
und fast gegen die Frau gestoßen wäre, trat diese mit einer raschen,
geschmeidigen Bewegung zurück und wich ihm so mühelos aus, als hätte
sich der Mann in Zeitlupe bewegt. Diese Schnelligkeit war deswegen besonders
bemerkenswert, weil die Frau alles andere als flink aussah. Unter der dunkelgrauen,
fast wie

Weitere Kostenlose Bücher