Bluescreen
squeezin’ asses
Smokin’ blunts was a daily routine,
Since 13, a chubby nigga on the scene.
I used to have the tre-deuce and a deuce-deuce in my
bubble goose
Now I got the Mac in my knapsack loungin’, black . . .
Honeys wanna chat, but all we wanna know
Is where the party at? And can I bring my gat?
If not, I hope I don’t get shot
Better throw my vest on my chest, ’cause niggas is a
mess.«
Die Nummer ist ein typischer Hip-Hop-Party-Song, wir finden darin die üblichen Erinnerungen an die Gedankenlosigkeit der Jugend: Biggie war der Klassenclown, alles, was er und seine Clique wollten, waren Partys und Mädchen. In der rhythmisch besonders anspruchsvollen Zeile (»I used to have the tre-deuce and a deuce-deuce in my bubble goose«) behauptet er allerdings, dass er bereits mit dreizehn zwei Pistolen (eine im Kaliber 0.22, eine im Kaliber 0.32) in seinem Winterparka versteckt hatte, genau wie er jetzt, einige Jahre später, angeblich immer eine MAC -10-Maschinenpistole und eine schusssichere Weste dabei hat, die er in seinem alten Schulrucksack mit sich herumschleppt.
Als ich diesen Song lernte, wurde mir plötzlich ein weiterer Grund klar, warum ich mich nicht bereits früher diesen Klassikern eines Genres zugewandt hatte, das auf dem besten Weg ist, zum langlebigsten in der Musikgeschichte zu werden. In der Zeit, in der ich noch ein treuer Anhänger des Postpunk war, einer Stilrichtung, die mir zwar viel bedeutete, die sich jedoch als historische Sackgasse erweisen sollte, brachte ich solche Texte einfach nicht über die Lippen. Nun ging es plötzlich, und es war ein merkwürdiges Gefühl, als junger Mann durch die Straßen zu laufen, ohne Angst zu haben. Es fühlte sich komisch an, unbekümmert über Sachen zu rappen, die mich zwanzig Jahre zuvor irgendwie behindert hatten.
Zunächst war da einmal das Problem mit dem Wort »Nigger«, das schon immer eine sonderbar starke Wirkung auf weiße Hörer hatte, wobei ich glaube, dass das beabsichtigt war. Ähnlich wie andere formale Entwicklungen im Hip-Hop kann es als eine clevere kollektive Strategie gelten, um einer Übernahme des Genres durch die Weißen vorzubeugen.
Wir alle wissen, und in Hip-Hop-Songs wird oft genug darauf hingewiesen, dass Blues, Jazz und Rock ’n’ Roll von weißen Musikern kolonisiert wurden, weil die Plattenindustrie auch ein weißes Publikum erschließen wollte. Eric Clapton, Paul Whiteman und Elvis Presley sind nur die berühmtesten unter Hunderten ähnlich fragwürdiger Figuren, die mehr Geld verdienten und mehr Ruhm ernteten als die Schwarzen, die diese Stilrichtungen erfunden hatten. »Nigger« gehört nun wiederum zu den wenigen Wörtern, die für zeitgenössische Weiße nach wie vor absolut unaussprechlich sind. Es ist schlicht und ergreifend das Wort, das Weiße einfach nicht gebrauchen. Das geht so weit, dass Weiße aus der Generation der Bürgerrechtsbewegung, die mittlerweile um die sechzig oder siebzig sind, das Wort buchstäblich nicht über die Lippen bringen. Sie sprechen vom »N-Wort«, und selbst wenn sie es nur zitieren sollen, würden sie es lieber mit Kreide an die Tafel schreiben. Sie werden rot, fangen an zu stottern, räuspern sich oder machen ein bedeutungsschwangeresGesicht. In gewisser Weise kann man dies durchaus als Sieg des Antirassismus verbuchen. Das Ende des Rassismus selbst war und ist allerdings eine Fiktion der Weißen. Weiße Menschen in einflussreichen Positionen können zwar nach wie vor damit leben, dass Schwarze verfolgt, dämonisiert, von der Polizei tyrannisiert oder einfach im Stich gelassen werden, aber sie würden sich lieber die Zunge abbeißen, als dieses Wort zu sagen. Selbstverständlich sind sie dazu in der Lage. Aber sie sind so sensibel, sie können es einfach nicht. Niemals!
Wenn ich mich nicht verhört habe, wird die Stimme des Comedians Richard Pryor auch heute noch häufig in Songs zitiert oder gesampelt, die in der mittlerweile auch schon ziemlich alten Tradition von Stücken stehen, in denen über die Bedeutung und den Gebrauch des Wortes »Nigger« nachgedacht wird. Er brachte 1976 ein enorm erfolgreiches Album mit Stand-up-Comedy heraus, dem er den Titel Bicentennial Nigger gab, und ist bis heute dafür berühmt, dass er das Wort in den Siebzigern wieder auf der Bühne verwendete, was damals eine kontroverse Debatte auslöste. In einem Pryor-Porträt, das der schwarze Autor Hilton Als Jahrzehnte später im New Yorker veröffentlichte,
Weitere Kostenlose Bücher