Letzter Akt in Palmyra
D RAMATIS P ERSONAE
Personen im normalen Leben (na ja, fast normal)
Falco
Ein Mann der Tat und Gelegenheitsautor mit einer Schwäche für schwierige Aufträge
Helena
Eine entschlossene Frau, die ihre Sinne beisammen, aber eine Schwäche für Falco hat
Thalia
Eine Schlangentänzerin mit Durchblick, die es zu einer Führungsposition gebracht hat
Jason
Ein kleiner neugieriger Python
Zeno
Ein großer Python, der keine Fragen stellt
Pharao
Eine ganz andere Art von Schlange
Anacrites
Ein hinterhältiger Oberspion (mit kleinem Büro)
Der Bruder
Höchster Minister von Petra (dessen Motive vielleicht nicht brüderlich sind)
Musa
Ein junger Dushara-Priester (der nebenbei für den Bruder arbeitet)
Shullay
Ein älterer Priester, der nebenbei mehr weiß, als man denkt
Sophrona
Eine vermißte Musikerin auf der Suche nach Liebe
Khaleed
sucht nicht nach Liebe, aber sie findet ihn trotzdem
Habib
Ein schwer aufzutreibender syrischer Geschäftsmann
Leute, die sich als Habib ausgeben
(was von Geschäftstüchtigkeit zeugt)
Alexander
Eine rückwärts schauende Ziege, ein erfolgloser Tropf
Alexanders Besitzer
der sich begreiflicherweise auf seine Frühpensionierung freut
Die Truppe
Heliodorus
Ein Gelegenheitsdramatiker (verstorben), der nicht viel beizutragen hat
Chremes
Schauspieler und Direktor eines Wandertheaters; ein hoffnungsloser Fall
Phrygia
Eine Schauspielerin von Format (ziemlich groß); Chremes’ Frau
Davos
der so zuverlässig wirkt, daß es nicht echt sein kann
Philocrates
Ein Schönling, der tief fallen wird
Philocrates’ Muli
Noch ein munterer Schauspieler, der auf die Pausen wartet
Byrria
Ein wunderschönes Mädchen, das nur Karriere machen will (die alte Geschichte!)
Tranio
Ein weltgewandter Possenreißer (ein Widerspruch in sich)
Grumio
Ein gerissener Alleinunterhalter (ein weiterer Widerspruch?)
Congrio
Ein Wandschreiber mit großen Ideen (ein weiterer Komiker?)
Aus dem Orchester
Ione
Tamburin
ein Trio, mit dem nicht zu spaßen ist der seine Muse sucht
Afrania
Tibia
Plantina
Panflöte
Ribes
ein Lyraspieler,
Aus der redselige Geist
»Moschion« Ein Prototyp
PROLOG
Ort der Handlung: Rom, in Neros Circus und in einem kleinen Hinterzimmer des Kaiserpalastes auf dem Palatin. Zeit: 72 n. Chr.
Synopsis : Die junge Helena , Tochter des Camillus , ist enttäuscht von Falco , einem Gauner, der ihr offenbar die Ehe versprochen hat. Nun behauptet er, von Vespasian , einem Kaiser und seinem Vorgesetzten, gelinkt worden zu sein. Gerade zur rechten Zeit tauchen Thalia , eine erstklassige Unterhaltungskünstlerin, und Anacrites , ein drittklassiger Spion, auf und machen Vorschläge, wie Falco seiner mißlichen Lage entfliehen könnte. Er muß jedoch dafür sorgen, daß man ihm nicht auf die Schliche kommt, da sonst ein Chor der Mißbilligung auftreten wird.
I
»Das ist doch gefährlich! Dabei könnte jemand umkommen«, rief Helena.
Ich grinste, den Blick erwartungsvoll auf die Arena gerichtet. »Darum geht es ja gerade.« Den blutrünstigen Zuschauer zu mimen, fallt einem Römer nicht schwer.
»Ich mache mir Sorgen um den Elefanten«, murmelte sie. Das Tier machte einen zögernden Schritt die Rampe hinauf. Der Trainer war verwegen genug, es an den Zehen zu kitzeln.
Meine Sorge galt eher dem Mann daneben, der, sollte der Elefant fallen, dessen volles Gewicht abbekommen würde. Allerdings hielt sich meine Besorgnis in Grenzen. Ich war froh, ausnahmsweise nicht selbst in Gefahr zu sein.
Helena und ich saßen sicher in der ersten Reihe von Neros Circus auf der anderen Seite des Flusses außerhalb von Rom. Der Circus hatte eine blutige Geschichte, wurde aber dieser Tage nur noch für vergleichsweise harmlose Wagenrennen benutzt. Ein Obelisk aus rotem Granit, den Caligula aus Heliopolis importiert hatte, beherrschte das langgestreckte Areal. Der Circus lag in den Gärten der Agrippina am Fuße des Mons Vaticanus. Ohne die Menschenmengen und die in lebende Fackeln verwandelten Christen herrschte eine geradezu friedliche Stimmung. Nur gelegentliche kurze »Hopp!«-Rufe der übenden Akrobaten und Seiltänzer und leise Ermutigungen des Elefantentrainers waren zu hören.
Wir waren die einzigen Zuschauer dieser recht gefahrvollen Übung. Zufällig kannte ich die Direktorin der
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