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Blut ist dicker als Schminke

Blut ist dicker als Schminke

Titel: Blut ist dicker als Schminke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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keinen Platz dahinter hat. Geschieht ihm recht, daß er auf seine
eigene Frau hereingefallen ist. Und wer hat Sie zu dem Fest eingeladen ?«
    »Niemand«, antwortete ich. »Ich
möchte mich nur mit Ihrem Mann unterhalten .«
    »Ich komme mit«, sagte sie.
    Sie machte sich mit
schlängelnden Bewegungen auf den Weg zur Tür, machte plötzlich einen anmutigen
Luftsprung und brachte es fertig, über den Piraten und die nackte Rothaarige
hinwegzusetzen, die sich auf dem Teppich wälzten. Wir gelangten ins Foyer, und
ich folgte Marta Shepley durch den Flur zum Arbeitszimmer.
    Der Mann, der mit einem Glas in
der Hand faul im Sessel hing, war meiner Schätzung nach etwa dreißig Jahre alt.
Dank der Geheimratsecken im schütteren blonden Haar wirkte seine Stirn so hoch,
daß sein Gesicht das Aussehen eines Intellektuellen bekam. Die blassen blauen
Augen lagen nahe beieinander, und der kleine Mund in dem schmalen Gesicht war
gereizt verzogen. Die Nase war angeschwollen, und nach der Art, wie er ständig
schnüffelte, hätte man vermuten können, daß er unter Heuschnupfen litt.
    »David«, sagte seine Frau.
»Hier bringe ich dir einen Mann, den ich nicht kenne und der mit dir reden will .«
    »Sag’ ihm, er soll verduften«,
versetzte Shepley gereizt. »Ich rede heute abend mit
keinem Menschen mehr. Das weißt du genau. Kann sogar sein, daß ich überhaupt
nie wieder mit jemandem rede, dich eingeschlossen .«
    Die Brünette drehte den Kopf
und sah mich an.
    »Er ist nicht immer so«,
bemerkte er. »Meistens ist er viel schlimmer .«
    »Ich bin Leutnant Wheeler .« Ich zog meine Dienstmarke heraus und drückte sie ihr in
die Hand. »Vom Sheriffsbüro .«
    »Im Wald von Nottingham ?« ächzte Shepley. »Dann bin ich wohl Robin Hood. Was ist
das für einer? Zu knickerig, um sich ein Kostüm zu mieten?«
    »Ich glaube fast, er ist echt .« Seine Frau reichte mir die Dienstmarke zurück.
»Jedenfalls hat er so eine Medaille, auf der >Leutnant< steht .«
    »Nina Janos war doch heute
abend auch auf Ihrem Fest ?« fragte ich sie.
    »Kann schon sein«, erwiderte
sie. »Aber jetzt ist sie nicht mehr hier .«
    »Sie verschwand, kurz bevor
dieser blöde Kerl auf mich losging«, bemerkte Shepley. »Hatte Kopfschmerzen
oder so .«
    »Um welche Zeit war das ?« fragte ich.
    »Gegen Mitternacht.« Er zuckte ungeduldig
die Achseln. »Ist doch völlig schnuppe .«
    Ich sah die Brünette an.
    »Vielleicht erinnern Sie sich ?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Im Moment bereitet es mir
sogar Schwierigkeiten, mich an meinen Namen zu erinnern, wie Sie wissen .«
    »Sagen Sie«, fuhr ich fort,
ohne mir meine Enttäuschung über diese unbefriedigenden Antworten anmerken zu
lassen, »wer war eigentlich der Mann, der als Clown verkleidet war ?«
    »Clown?« Sie sah mich
verständnislos an. »War hier jemand als Clown maskiert ?«
    »Genau das möchte ich von Ihnen
wissen«, gab ich gereizt zurück.
    »Natürlich war ein Clown hier«,
erklärte Shepley bestimmt.
    »Und wer war es ?« rief ich.
    »Woher, zum Teufel, soll ich
das wissen ?« Er zuckte die Achseln. »Bei jedem
Maskenball taucht mindestens ein Clown auf. Es gibt doch immer solche
Hanswurste, die keinen Funken Phantasie haben. Was tun sie also? Sie verkleiden
sich als Clown .«
    »Ich kann Ihnen sagen, wie er
aussah«, bemerkte ich.
    »Ein Clown !« sagte Marta Shepley und kicherte.
    »Er war ungefähr fünfzig«,
schnarrte ich. »Glatze, Hakennase, wulstige Lippen, im ganzen ziemlich
abstoßend.«
    »So könnte der liebe David in
zwanzig Jahren aussehen«, stellte sie fest.
    »Sag’ das noch einmal, wenn du
nüchtern bist, und ich schlage dir sämtliche Zähne aus«, drohte Shepley. »Und
wer hat überhaupt diesen Clown auf unser Fest eingeladen ?«
    »Ich nicht«, erwiderte sie
hitzig. »Freunde von Ludovic Janos sind nicht unsere Freunde. Das weißt du
genau .«
    »Aber Nina ist eine Freundin«,
versetzte er.
    »Natürlich ist die arme Nina
eine gute Freundin«, erwiderte sie noch hitziger. »Wir wissen doch beide, wie gemein Ludovic sie behandelt. Das arme Ding hat ja überhaupt
kein Eigenleben mehr .« Sie warf ihrem Mann einen
giftigen Blick zu. »Außer vielleicht mit dir? Wenn ich nicht hinsehe, wie ?«
    »Die arme Nina tut mir leid«,
erklärte er langsam. »Wenn etwas zwischen uns ist, dann allenfalls eine Art
milder, intellektueller Fraternisierung .«
    »Nina intellektuell!« Die
Brünette lachte laut. »Willst du allen Ernstes behaupten, es ist ihr edler
Geist, der dich anzieht,

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