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Blut ist dicker als Schminke

Blut ist dicker als Schminke

Titel: Blut ist dicker als Schminke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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vor ihm. Er
war ein Mann mit ausgeprägtem Sinn für Besitz, Leutnant. Wenn er etwas kaufte,
dann betrachtete er es als sein unantastbares Eigentum. Und genauso war es mit
Menschen. Er gliederte sie in zwei Kategorien: die, die ihm schon gehörten, und
jene, die er noch kaufen wollte .«
    »Allmählich verstehe ich, daß
Ihr Schmerz über das Hinscheiden von Ludovic Janos nicht gerade überwältigend
ist«, stellte ich fest.
    »Schmerz?« Sie warf den Kopf
zurück und lachte kurz auf. »Feiern würde ich, wenn ich den Anblick von Blut
besser vertragen könnte .«
    »Wo stieg die Party ?«
    »Bei den Shepleys. Ihr Haus
liegt ungefähr anderthalb Kilometer weiter unten im Tal. Wir sind eine
gesellige, reiche Gemeinde hier unten. Auf einem Quadratkilometer Grund stehen
höchstens zwei Häuser .«
    »Und was machte Ihr Mann
beruflich ?«
    »Darum habe ich mich nie
gekümmert .« Sie zuckte die Achseln. »Er hatte eine
Firma, die sich seiner bescheidenen Einstellung gemäß Janos GmbH nannte .«
    »Sie waren schon lange
verheiratet ?«
    »Zu lange .« Sie leerte ihr Glas und zuckte wieder die Achseln. »Ungefähr anderthalb Jahre.
Ich war seine dritte Frau .« Sie blickte mir direkt in
die Augen. »Ich habe ihn seines Geldes wegen geheiratet .«
    »Und jetzt haben Sie es«,
meinte ich.
     
    Eine halbe Stunde später etwa
wischte Dr. Murphy das letzte Restchen Schminke weg und zog die rote
Knollennase herunter. Das Gesicht, das zum Vorschein kam, gehörte einem Mann,
der um die Fünfzig gewesen war, völlig kahl, alles in allem von abstoßendem
Äußeren; die Hakennase sprang scharf und grausam hervor wie der Schnabel eines
Raubvogels; der Mund war in höhnischem Grinsen verzogen. Es mag ja sein, daß im
Tode alle Menschen gleich sind, aber der Ausdruck auf Janos’ Gesicht besagte,
daß er dem durchaus nicht zustimmte.
    »So«, stellte Murphy fest,
»jetzt ist die Schminke ’runter. Aber mir scheint, ich habe da einen schweren
Fehler begangen. Vielleicht sollte ich das Gesicht lieber wieder überpinseln .«
    Der Wunderknabe von der
Spurensicherung, Ed Sanger, schlenderte herein. Er machte ein Gesicht, als wäre
ihm gerade ein Omnibus abhandengekommen und er könnte sich um nichts in der
Welt erinnern, wo er ihn gelassen hatte.
    »Zwei Fahrzeuge in der Garage«,
verkündete er. »Vielleicht gehört der eine Wagen der Frau und der andere ihm.
Ich denke, das haben Sie schon überprüft, wie, Leutnant ?«
    »Hm, sehr verdächtig«,
erwiderte ich. »Seine Frau sagte mir, er hätte immer einen dreibeinigen Hengst
geritten .«
    »Natürlich keine Waffe«, fuhr
er vergnügt fort, »und es ist wirklich schade, daß der Lehnstuhl mit Chintz
bezogen ist. Da kann ich keine Abdrücke sichern. Allerdings wird das wohl
sowieso keine große Rolle spielen. Ich hätte sicher nur die Abdrücke des Opfers
gefunden .«
    »Wetten, daß seine Fotos alle
unterbelichtet sind ?« fragte ich Murphy.
    »Die Fotos werden bestimmt
gut«, versetzte Sanger ohne Feindseligkeit. »Es tut mir nur leid, daß Sie nicht
an die Wirksamkeit unserer wissenschaftlichen Untersuchungen glauben, Al. Ihr
ganzes Bestreben scheint dahinzugehen, die Wissenschaft als Hilfsmittel bei der
Aufdeckung von Verbrechen madig zu machen .«
    »Was hat er gesagt ?« fragte ich Murphy.
    »Er sagte, wenn Sie Hilfe von
ihm wollen, dann können Sie ihm den Buckel ’runterrutschen«, übersetzte Murphy.
    »So hätte ich es nicht
formuliert, aber er hat recht«, bemerkte Sanger. »Ich schicke Ihnen morgen früh
gleich ein paar Bilderchen , Al, um Ihren Tag
aufzuhellen .«
    »Reizend«, knurrte ich.
»Tausend Dank.«
    Ed winkte mir mit zwei Fingern
und schlenderte wieder aus dem Zimmer. Dr. Murphy richtete sich auf und ächzte,
als er seinen schmerzenden Rücken reckte.
    »Ich weiß gar nicht, warum Sie
mich geholt haben«, sagte er mürrisch, »und noch dazu um diese Nachtzeit. Meine
Frau kommt allmählich zu der Überzeugung, daß coitus interruptus für mich zum Lebensgenuß gehört .«
    »Jemand hat ihm die
Halsschlagader durchschnitten und das scharfe Instrument mitgenommen«, stellte
ich fest. »Wie lange ist er schon tot ?«
    »Gar nicht so lange. Vielleicht
drei Stunden.«
    »Also gegen elf?«
    Er sah auf seine Uhr.
    »Ja, um diese Zeit etwa. Ich
hole jetzt die beiden Sanitäter. Sie können ihn mitnehmen. Und dann fahre ich
schleunigst nach Hause, wo meine Frau inzwischen zweifellos im tiefsten Schlaf
liegt .«
    »Sie leidet wahrscheinlich an
der Murphy’schen Krankheit«,

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