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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Hundesohn«, sagte er.
    Ich schien zu wachsen – mein ganzer Körper schien zu wachsen. Irgendwie war mir dumpf bewusst, dass mein Verstand von einem unsichtbaren Etwas ausgeschaltet wurde, von dessen Vorhandensein ich nicht einmal etwas geahnt hatte. Das erschreckte mich – aber gleichzeitig begrüßte ich es, brannte vor Verlangen danach. In diesem letzten Moment zusammenhängenden Denkens war mir, als wäre mein Körper zu einer Steinpyramide oder einem Wirbelsturm geworden, der alles vor sich hinwegfegen konnte wie bunte Zahnstocher. Der Lastwagenfahrer kam mir klein, schwächlich und unbedeutend vor. Ich lachte ihn aus. Ich lachte, und das Geräusch war so kahl und schwarz wie die Vollmondnacht oben.
    Er kam auf mich zu und schwenkte die Fäuste. Ich fing seine rechte ab, die linke landete in meinem Gesicht, ohne dass ich etwas spürte, dann trat ich ihm in den Magen. Die Luft wich als weiße Wolke aus ihm. Er hielt sich den Bauch, hustete und versuchte zurückzuweichen.
    Ich lief hinter ihn und lachte immer wie ein Hund, der den Mond anbellt, und schlug ihn dreimal, bevor er auch nur eine Vierteldrehung machen konnte am Nacken, der Schulter, einem roten Ohr.
    Er jaulte, und eine seiner wirbelnden Fäuste streifte meine Nase. Die Wut, die über mich gekommen war, erblühte, und ich kickte ihn mit dem Fuß hoch und fest, wie ein Footballspieler. Er schrie in die Nacht und ich hörte eine Rippe brechen. Er klappte zusammen, und ich sprang ihn an.
    Bei der Verhandlung hat einer der anderen Lastwagenfahrer ausgesagt, ich hätte mich wie ein wildes Tier aufgeführt. Und das habe ich. Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern, aber daran schon, dass ich ihn angefaucht und angeknurrt habe wie ein tollwütiger Hund.
    Ich stellte mich breitbeinig über ihn, packte sein fettiges Haar mit den Händen und rieb sein Gesicht auf dem Kies hin und her. Im trüben Licht der Natriumdampflampe sah sein Blut schwarz aus, wie das Blut von Käfern.
    »Mein Gott, aufhören!«, schrie jemand.
    Hände packten mich an den Schultern und zogen mich weg. Ich sah verschwommene Gesichter und schlug nach ihnen.
    Der Lastwagenfahrer versuchte wegzukriechen. Sein Gesicht war eine blutige Maske, aus der benommene Augen glotzten. Ich riss mich von den anderen los, kickte wieder nach ihm und grunzte jedes Mal zufrieden, wenn ich ihn traf.
    Er war nicht mehr imstande zurückzuschlagen. Er versuchte nur noch davonzukriechen. Bei jedem Fußtritt, den ich ihm versetzte, kniff er die Augen zu wie eine Schildkröte und hielt inne. Dann kroch er weiter. Er sah albern aus. Ich beschloss, ihn umzubringen. Ich würde ihn zu Tode trampeln. Dann würde ich die anderen umbringen – bis auf Nona.
    Ich kickte noch einmal nach ihm, worauf er sich auf den Rücken drehte und benommen zu mir aufsah.
    »Gnade«, krächzte er. »Gnade. Bitte. Bitte …«
    Ich kniete mich neben ihn und spürte, wie sich der Kies durch die dünnen Jeans in meine Knie bohrte.
    »Pass gut auf, Hübscher«, flüsterte ich. »Hier ist deine Gnade.«
    Ich legte ihm die Hände um den Hals.
    Drei sprangen auf einmal auf mich und zerrten mich weg. Ich stand immer noch grinsend auf und ging auf sie zu. Sie wichen zurück, drei Bären von Männern, und alle grün im Gesicht vor Angst.
    Dann schaltete es ab.
    Es schaltete einfach ab, und es war wieder nur ich selbst, der auf dem Parkplatz von Joe’s Gutes Essen stand, schwer atmete und sich elend und entsetzt fühlte.
    Ich drehte mich um und sah zum Imbiss zurück. Das Mädchen stand dort; ihre wunderbaren Gesichtszüge strahlten triumphierend. Sie hob eine Faust in Schulterhöhe und salutierte mir wie zu der Zeit die Farbigen bei der Olympiade.
    Ich drehte mich wieder zu dem Mann am Boden um. Er versuchte immer noch fortzukriechen, als ich auf ihn zuging, verdrehte er ängstlich die Augen.
    »Rühr ihn nicht an!«, rief einer seiner Freunde.
    Ich sah sie verwirrt an. »Tut mir leid … ich wollte nicht … ich wollte ihn nicht so schlimm zurichten. Ich möchte helfen …«
    »Sie verschwinden hier und sonst nichts«, sagte der Imbisskoch. Er stand vor Nona am Fuß der Treppe und hielt einen fettigen Kochlöffel in der Hand. »Ich ruf die Bullen.«
    »He, Mann, er hat angefangen! Er …«
    »Verschon mich mit deinem Geschwätz, elende Schwuchtel«, sagte er und ging hinauf. »Ich weiß nur, dass du den Mann fast umgebracht hättest. Ich ruf die Bullen!« Er lief nach drinnen.
    »Okay«, sagte ich in die Runde. »Okay, schon gut,

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