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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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doch nur, wir
könnten ein kleines Spielchen (Wahrheit) spielen, um uns etwas die Zeit zu
vertreiben», erwiderte Greg, wobei er sehr deutlich gekränkte Unschuld mimte.
    «Darien wollte doch nur zehn
Minuten Pause machen...», begann Spraggue.
    «Pausen zum Umschreiben des
Stückes dauern ewig», fiel Greg ihm ins Wort.
    «Darien könnte sich vielleicht
erinnern», sagte Georgina hoffnungsvoll. «Ihm könnte klarwerden, daß wir alle
hier draußen warten, und dann schickt er jemanden, der uns sein Okay gibt. Und
dann könnten wir auf ein Gläschen verschwinden oder...»
    «Darien? Und sich an die
Proleten erinnern?» Greg stieß wieder sein merkwürdiges, quieksendes Lachen aus. «Falls er zufälligerweise einen Blick auf die Uhr werfen sollte, wird er
schnurstracks einen Boten in die Garderoben schicken, wo dieser große britische Schauspieler John Langford hof hält mit Caroline, unserer Lady der
Blumen...»
    «Gus Grayling ist auch unten»,
sagte Georgina. «Hast du ihn schon kennengelernt, Michael?»
    «Nein.»
    «Falls Grayling auch unten ist», fuhr Greg unbeirrt fort, «ist er bestenfalls geduldet. Der wäre doch nur das
dritte Rad am Wagen, wo Caroline doch offenbar den festen Vorsatz hat, Langford
zum Ehemann Nummer sechs zu machen. Denn vergeßt nicht, als Van Helsing mag Gus
ja vielleicht den meisten Text des Stückes haben, aber Graf Dracula ist die Hauptrolle. Und» — Greg wandte sich an Emma — «falls wir Lady Caroline tatsächlich
in Versuchung führen könnten, (Wahrheit) mit uns zu spielen, dann würde sie dir
sicher sagen, daß sie der Star ist.»
    «Ich spiele mit», meinte
Georgina. «Wenn du’s mir beibringst.»
    Greg zwinkerte Emma zu. «Wir
brauchen noch mehr Opfer, findest du nicht auch?»
    «Laß mal nachdenken. Du und ich
und Georgie und Michael.» Sie lächelte Spraggue breit an, und er beschloß, daß
es ihm nichts ausmachte, ihr Opfer zu sein. «Wir holen noch Eddie! Der spielt
sicher wahnsinnig gern mit.»
    «Soweit es dich betrifft, meine
liebe Emma, bezweifle ich das aber sehr. Was jedoch unsere reizende
Inspizientin angeht, nun...»
    «Hast du ihn gesehen, Greg?»
Emma schnitt dem blonden Mann das Wort ab.
    «Das fuchst dich wirklich, was,
Herzchen? So jung und so unempfänglich für deine überwältigenden Reize... Gut
für ihn. Manche Männer sollten dir widerstehen können. Stimmt’s, Spraggue?»
    Spraggue sah Greg neugierig an.
Sein Ton sagte ganz eindeutig: Finger weg von Emma. Spraggue zuckte mit den
Achseln. Es war nicht leicht, die Augen von dem engen, tief ausgeschnittenen,
blauen Trikot zu halten, das Emma bei den Proben trug. Es gab Anlaß zu einigen
Spekulationen. Sie hüpfte kaum herum, aber ihre Nippel malten sich deutlich
unter dem straff gespannten Stoff ab. Ausgezeichnete Muskulatur oder ein sehr dünner
BH. Quer über dem wohlgeformten Hintern prangte der Name eines Modeschöpfers
auf ihren Jeans.
    «Eddie!» rief Emma in Richtung
Bühne. «Komm rüber! Wir machen ein kleines Spielchen, und du machst auch mit!»
    Sobald Eddie auf die Bühne
gewalzt kam, wußte Spraggue, daß er Renfield, den Irren, spielen mußte.
Hauptsächlich wegen dieser Augen. Große, weit auseinanderstehende Augen. Wären
sie braun, wären sie in Ordnung gewesen — freundliche, dunkle hündchen-Augen.
Aber sie waren kalt, starr und blau, wirkten leicht wässrig. Beunruhigende
Augen. Eine Hornbrille ragte aus seiner Brusttasche.
    «Geht’s um diese
Einfühlungsvermögen-Scheiße?» fragte er gutmütig und schwang sich von der
Bühne, um zur Gruppe in der ersten Reihe herunterzukommen. «Mein
Schauspiellehrer hält nichts von diesem Müll. Er hat gesagt, ich sollte lieber
sprechen lernen.»
    «Ah ja, die Artikulation!» Emma
atmete tief ein und reckte sich — ein inspirierender Anblick.
    «Geisteswissenschaften und
englische Literatur!» echote Georgina.
    «Shakespeare!» trompetete Greg.
Er verbeugte sich. «Wann werden wir wieder einen wie ihn erleben?»
    «Halt den Mund», sagte Eddie
ruhig. «Was ist hier los?»
    «‹Wahrheit›!» antwortete Greg
flüsternd.
    Georgina hob artig eine Hand.
«Hat dieses Spiel keine Regeln?»
    «Natürlich! Die Augen
geradeaus», befahl Emma. «Alle setzen sich im Schneidersitz auf den Boden.»
    «Sofern es der Anstand nicht
verbietet», meinte Georgina. Sie trug einen Rock.
    «Emma hat keinen Anstand»,
meinte Greg. «Die erste Wahrheit!»
    «Und wie spielt man?» wollte
Georgina wissen.
    «Es geht ungefähr so», begann
Greg. «Es geht reihum.

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