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Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CJ Lyons
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terrorisiert hatte, bis er sich selbst belastete.
    Lucy weigerte sich, bei dem Spiel des Anwalts mitzumachen. Sie lächelte ihn an. Vollkommen nachsichtig und geduldig. Dann sah sie noch einmal zu den Geschworenen hinüber und nahm sich die Zeit, mit jedem Einzelnen Blickkontakt aufzunehmen. Der Mann, den sie getötet hatte, hatte ihre Tochter Megan bedroht und vier Menschen umgebracht. Lucy spürte keine Reue. Nur Bedauern darüber, dass im Anschluss ihre Vorgesetzten ihre Arbeit im Feld gekappt und sie an den Schreibtisch gekettet hatten, damit sie dort bliebe, wo eine pflichtbewusste leitende Spezialagentin zu bleiben hatte, wenn sie ihrem Titel Ehre machen wollte: im Büro.
    Lucy vermisste die Arbeit draußen. Bis vor einigen Wochen hatte sie noch die Ausrede gehabt, dass sie die einzige Frau in ihrem Team war, die für Undercover-Einsätze ausgebildet war. Und das FBI nahm seine Undercover-Operationen sehr ernst. Man musste ein Spezialtraining durchlaufen, umfassende Tests bestehen und, wie sollte es anders sein, sich durch Stapel von Papierkram quälen.
    Jetzt war sie die Einzige, die den Schreibkram erledigte und einreichte, um ihre Leute ins Feld zu schicken – einschließlich des Neuzugangs, Jenna Galloway. Jenna kam von der Elitetruppe der Bundespost, deren Mitglieder mit Polizeibefugnissen versehen und für verdeckte Ermittlungen ausgebildet waren. Man hatte Lucy durch einen besseren Postboten ersetzt. Eine Postbotin. Wie auch immer.
    »Wie viele bewaffnete Männer waren in der Nacht anwesend, in der Sie im Haus meines Mandanten eine Razzia veranstalteten?«
    »Am Abend des zehnten Juli, als wir eine routinemäßige Durchsuchung des Anwesens durchführten, wurde ich von einem Spezialagenten begleitet, der auf Computerforensik spezialisiert ist, dem Immigrations- und Zollvollzugsagenten, der im Rahmen der Innocent-Images-Initiative ursprünglich das kinderpornografische Material des Angeklagten abgefangen und zu dessen Heimcomputer zurückverfolgt hatte, sowie zwei Kollegen von der Spurensicherung.«
    Natürlich erwähnte sie nicht, dass sie von einer vollbewaffneten Einsatzmannschaft begleitet worden wäre, hätte Plushenko irgendwelche Waffen besessen oder den Anschein vermittelt, er stelle noch für andere Leute außer siebenjährigen Jungen eine Gefahr dar. Lucy sprach weiter.
    »Das ergibt zwei männliche Bundesagenten, die vorschriftsmäßig ihre Dienstwaffen trugen, zwei unbewaffnete Labortechniker, beide ebenfalls männlich, und ich. Zu keiner Zeit hat einer von uns seine Waffe gezogen.«
    Den letzten Satz hatte sie noch schnell angehängt, bevor der Strafverteidiger sie unterbrechen konnte, was ihr einen finsteren Blick von ihm einbrachte. Er hätte Einspruch erheben können, aber das wäre bei den Geschworenen nicht gut angekommen. Also änderte er seine Taktik.
    »Wenn Sie ein siebenundsechzig Jahre alter Mann wären, der wegen grauen Stars stark sehbehindert ist, würde Sie eine solch überwältigende Demonstration von Macht nicht einschüchtern?«
    Der Bundesstaatsanwalt reckte sein Kinn. Er war jederzeit bereit, gegen diese Aufforderung zur Spekulation Einspruch einzulegen. Aber er hielt sich zurück, als Lucy den Kopf schüttelte. Allerdings starrte er sie argwöhnisch an. Advokaten mochten es grundsätzlich nicht, wenn ein Zeuge die Abläufe in die Hand nahm. Sie zogen es vor, selbst am Ruder zu sitzen.
    »Unter Rücksichtnahme auf Mr Plushenkos Alter habe ich ihn persönlich in die Küche begleitet, wo ich ihm eine Tasse Tee zubereitet habe, während er den Durchsuchungsbeschluss las. Um genau zu sein, dort hat unsere Unterhaltung auch stattgefunden. Am Küchentisch.«
    Lucy faltete ihre Hände auf der Kante des Zeugenstandes vor ihr und lehnte sich nach vorn, wobei sie ein ernstes Gesicht machte und sich um eine offene Körperhaltung bemühte. Anders als der Angeklagte, der so tief auf seinem Stuhl zusammengesunken war, dass man befürchten musste, er würde jeden Moment unter den Tisch gleiten.
    Lucy liebte Küchen. Es war erstaunlich, was die Leute in der Behaglichkeit ihrer eigenen vier Wände so alles sagten, erst recht zu einer zierlichen, freundlich lächelnden, verständnisvollen Frau. Zu einer Frau, die niemals urteilte, bei der sie sich ungehindert alles von der Seele reden und endlich alle ihre Triebvorstellungen beschreiben konnten, die sie Tag und Nacht verfolgten und die sie sonst niemandem anvertrauten. Den Inhalt dieser Unterhaltung durfte sie hier nicht wiedergeben, dafür

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