Blutflucht Evolution
Schmiere«, rief er seinem Freund zu, der maulend ins Dunkel der Gasse verschwand.
Ohne viel darüber nachzudenken, ließ ich mein Knie nach oben schnellen und traf genau die gewisse Stelle zwischen seinen Beinen – doch anstatt mich loszulassen, warf er mich auf den Boden und setzte sich auf meinen Brustkorb, das Gesicht vor Schmerz verzerrt.
»Miststück, dir werd ich’s zeigen«, zischte er und versprühte seine Spucke auf meinem Gesicht.
Ich konnte mich kaum bewegen, da meine Arme unter seinen Beinen eingeklemmt waren. Sein Körper presste mir die Luft aus den Lungen. Das Blut in meinen Adern pochte heftig. Mit letzter Kraft wollte ich nach Hilfe schreien, doch er drückte mir die Hand auf den Mund und erstickte mein Wimmern.
Ich hatte sowieso kaum Hoffnung, dass mir jemand helfen würde. Diesem Widerling würde ich es allerdings nicht leicht machen, also biss ich ihm in seine Finger.
Er schrie auf, doch anstatt von mir abzulassen, zückte er ein Messer, das er von irgendwo hervorgezogen hatte, und hielt es mir an den Hals. »Du stehst wohl auf die harte Tour, du kleine Drecksau. Noch so eine Aktion und ich schlitz dich auf!«
Als ich den Stahl der Klinge an meiner Haut spürte, erstarrte ich auf der Stelle und wusste, dass ich verloren hatte.
Ohne das Messer von meiner Kehle zu nehmen, rutschte er an mir herunter, um den Gürtel meiner Jeans zu öffnen.
Wieder schossen mir Tränen in die Augen. Ich wimmerte. »Du kannst die Einnahmen von heute haben, ich zeige dir, wo das Geld versteckt ist.«
»Das ist nett von dir, Sweety, aber erst möchte ich ein bisschen Spaß haben!«
Seine verschwitzte Hand, die mit meiner Hose beschäftigt gewesen war, glitt unter mein Shirt. Als er meine Brust berührte, musste ich mich wieder beinahe übergeben. »Bitte, nimm doch das Geld«, flehte ich.
Ich spürte sein Messer am Hals, dessen scharfe Spitze sich bei jeder seiner Bewegungen leicht in meine Haut bohrte, und hätte ich mich weiterhin gewehrt … dieser Typ war eiskalt, außerdem stand er unter Einfluss von Alkohol und wie ich stark annahm, hatte er auch Drogen genommen. Vielleicht sollte ich es einfach über mich ergehen lassen? Vielleicht wäre ich danach noch am Leben.
Oh Gott, bitte, lass das nur einen Traum sein, ich will noch nicht sterben!
Mein Blick wanderte die Hauswand hoch. Dort oben war Sams Wohnung. Meine letzte Hoffnung war, dass er vielleicht etwas bemerkt hatte, obwohl alle Fenster geschlossen waren. Womöglich eilte er mir gerade zu Hilfe oder hatte die Cops gerufen? Doch niemand würde kommen. Da brauchte ich mir nichts vorzumachen.
Sam, bitte hilf mir!
, sendete ich meine Gedanken nach oben. Sollte Sam allerdings tief und fest schlafen, würde er mein Flehen nicht hören. Wahrscheinlich erreichte ihn mein Hilferuf ohnehin nicht – ich hatte meine Gabe zu lange nicht mehr benutzt und wusste nicht, ob es klappte.
Inzwischen drückte der widerliche Typ meine Brust so fest, dass ich meine Tränen nicht zurückhalten konnte. Das schien ihn nur mehr zu erregen. »Ja, heul nur, du kleine Schlampe, aber heb ein paar Tränchen für später auf, denn das hier ist erst der Anfang!« Er leckte mir mit seiner widerlichen Zunge übers Gesicht. »Ich mag es, wenn du heulst, das macht mich noch geiler.«
Apathisch starrte ich die Hauswand an, während der Junge grob meine Brust knetete. Ich empfing wirre Gedankenfetzen von ihm, erblickte Männer in blauen Anzügen, die alle gleich aussahen: groß, mit kurzen schwarzen Haaren, dunkelblauen Uniformen und beinahe genauso blauen Augen. Sie hatten etwas Unnatürliches an sich.
Verschwommen nahm ich plötzlich dort oben am Haus die Silhouette einer Person wahr, die aus einem Fenster im zweiten Stock kletterte.
Oh mein Gott, wie konnte ich es nur vergessen? Da war das Zimmer, das ich Jack vermietet hatte – das
einzige
meiner Zimmer, das in den Innenhof zeigte!
Jack sah zu mir herunter und legte einen Finger an die Lippen. Ich blinzelte. Halluzinierte ich?
Was, wenn Jack wirklich da war? Der Teen durfte ihn auf keinen Fall bemerken, doch der war so beschäftigt, mir umständlich mit einer Hand die Hose herunterzuziehen, dass er nicht mitbekam, wie Jack über ihm lautlos und geschmeidig an der Regenrinne herunterkletterte. Innerhalb weniger Sekunden war er am Boden angelangt und riss den Halbstarken von mir herunter. Tief holte ich Luft, wobei meine gequetschten Rippen fürchterlich schmerzten.
»Lauf, Kate!«, rief Jack mir zu, doch ich konnte nicht,
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