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Blutfrost: Thriller (German Edition)

Blutfrost: Thriller (German Edition)

Titel: Blutfrost: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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ODENSE, NOVEMBER 2010
1
    Ich dachte an T. S. Elliot, der den April einmal als den übelsten aller Monate beschrieben hatte, als ich mich im Dunkeln auf den Weg machte. Ob er jemals einen November erlebt hatte? Wenn die Tage gelb und braun werden, der Wind ständig heult, es mit jedem Tag kälter und kälter wird. Wenn die Vogelnester verwaist sind, die Bäume nackt und kahl. Wenn alles tot ist – und selbst das Herz schwer und grau.
    Dieser November war schwerer und grauer als alle anderen zuvor, und er war nasser: Der Boden war schwammig und stank nach Verwesung. Pfützen schwappten auf den Bürgersteigen, und die klamme Luft war gesättigt von Feuchtigkeit. Die letzte Woche war grausam gewesen: Sturm mit Orkanböen und eine Regenmenge, die die Pools im Ärzteviertel mit ihren unzähligen Rohren und Leitungen ringsherum zum Bersten gebracht hatten. Die Platten hatten sich einfach hochgedrückt und waren geplatzt.
    Oft war ich an dem großen Haus im Hunderupvej vorbeigegangen, in den die Straße, in der ich wohnte, mündete. Tagsüber hatte ich den gepflegten Garten nur aus den Augenwinkeln betrachtet, ohne stehen zu bleiben. Ich wollte nicht bemerkt werden. Die Fenster des Hauses wirkten neu, und das hellrote Dreirad war immer sorgsam am Ende des Carports abgestellt. Auch der Abstand der Blumentöpfe auf der Treppe war exakt gleich. Manchmal, wenn ich Glück hatte, sah ich auch die kleine, blonde Frau, an anderen Tagen den nicht mehr ganz so jungen Mann mit den etwas zu langen grauen Haaren. Manche schlaflose Winterabende hatte ich damit verbracht,am Rand dieses Grundstücks zu stehen und die schwarzen Scheiben anzustarren, in denen sich der Mond und die Sterne spiegelten oder der Flaggenmast im Vorgarten. Außer ihrer glänzenden Dunkelheit hatten diese Scheiben aber nichts Außergewöhnliches zu bieten. Heute war das anders. Es war 01.45 Uhr, und das Haus glich einem Raumschiff, ein riesiges, unnatürlich leuchtendes Etwas, das mitten im Ärzteviertel Odenses gelandet war, um all das Verborgene ans Licht zu befördern.
    Hinter den Fenstern brannte die bläuliche, eiskalte Polybeleuchtung der Kriminaltechniker: Ich sah sie in ihren weißen Astronautenanzügen durch die hell erleuchtete Grotte schleichen und bildete mir einen Augenblick lang ein, sie schwebten. Ich hatte nur eine Stunde geschlafen, folglich konnte ich mir einbilden, was ich wollte.
    Ich nickte den zwei Uniformierten zu, die vor dem Haus Wache schoben – ziemlich überflüssig, denn hier im Viertel ging man früh ins Bett, stand früh wieder auf und kümmerte sich ansonsten um seine eigenen Angelegenheiten.
    »Gehen Sie nur rein, Dr. Krause«, sagte eine der dunklen, auffällig neutralen Gestalten und notierte sich mein Kommen in seinem Tatortbericht. Der andere reckte in diesem Moment seinen Hals, da er bemerkt hatte, dass hinter den blauen Transportern der Kriminaltechnik ein Auto gehalten hatte. Sicher wieder einer dieser Freelance-Fotografen, die den Polizeifunk abhörten und in der Hoffnung auf eine große Schlagzeile in Form eines Leichensacks, der in einem der besten Viertel der Stadt durch das Gartentor geschoben wurde, immer gleich zur Stelle waren.
    Ich schlüpfte unter dem Absperrband hindurch und ging auf den makellosen, frisch gebeizten Carport zu, in dem Flemming, der Leiter der Kriminaltechnik, und Sidney Jensen, der leitendeErmittler, standen. Neben dem metallicgrauen BMW der Familie war der Werkzeugtrolley der Kriminaltechnik geparkt. Der Ermittlungsleiter schien mit einem Journalisten zu telefonieren, denn er spulte die altbekannten Phrasen ab, dass er sich zu diesen Fragen jetzt noch nicht äußern könne, während er mir zunickte.
    »Gut, dass es nicht auch noch regnet, Maria!«, sagte Flemming und warf mir als Gruß einen kurzen Blick zu, ehe er seine Oberlippe in einen Becher tauchte, aus dem heißer Dampf aufstieg. »Oh Gott, noch mehr Schreiberlinge.« Er sah zur Straße und schüttelte den Kopf. Ich zündete mir eine Cecil an.
    »Aha, die kleine Frau Dr. Stille ist auch schon da?« Die Stimme kam von der Haustür, und als ich mich umdrehte, sah ich meinen Lieblingskriminaltechniker, den kleinen John, in der Tür stehen. Er winkte mir zu.
    Dr. Stille? Was sollte das denn?
    »Ja, okay, okay, dann legen wir los«, sagte Sidney und klappte das Telefon zu. Ich nahm einen Zug von meiner Zigarette und dann noch einen, ehe ich die Kippe zwischen den Fingern ausdrückte und in die Gesäßtasche meiner Jeans schob.
    Wir streiften uns

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