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Blutfrost: Thriller (German Edition)

Blutfrost: Thriller (German Edition)

Titel: Blutfrost: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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parkte und ausstieg. An der Kasse saß eine etwa sechzigjährige Frau mit dünnen, braun gefärbten Haaren und einem hellblauen Kittel. Ich hoffte, dass das die Frau war, die über alle Bescheid wusste und in ihrer Freizeit aus dem Kaffeesatz las. Sie war dabei, das Zigarettenregal aufzufüllen. Ihr Rücken wirkte außergewöhnlich breit. Ich räusperte mich und sie drehte sich um und sah mich fragend an. Eine Fremde.
    »Sie können mir nicht vielleicht sagen, wo ich die Familie Levine finde?«
    Sie richtete sich stöhnend auf.
    » Cemetery Road 21«, sagte sie und musterte mich.
    »Und könnten Sie mir auch sagen, wo …«
    »Das ist die große Straße, die diese hier kreuzt, fahren Sie einfach in die Richtung zurück«, antwortete sie und streckte ihren Arm aus. »Das kleine Mädchen ist zu Hause und besucht ihren Vater.« Sie schüttelte den Kopf. »Der ist wirklich nichts wert.«
    »Das kleine Mädchen …«, begann ich.
    »Emily.« Sie schüttelte wieder den Kopf. »Sie wirkte deprimiert. Hat nicht viel gekauft.«
    »Was hat sie gekauft?«, hörte ich mich selbst fragen.
    »Ein paar Dosen Beefaroni, eine lila Hundeleine – und ein Päckchen Wrigley’s, aber das ließ sie liegen. Sie tut das immer, eine merkwürdige Angewohnheit, wenn Sie mich fragen.« Als ich nichts sagte, fuhr sie fort:
    »Sie sollten sich beeilen, wenn Sie vor dem Regen da sein wollen.«

35
    Ich nahm den Geruch trotz des Windes bereits draußen vor dem Haus wahr. Mein Geruchssinn war schließlich auch besonders ausgeprägt. Ich war die Einzige, die den Tod auch noch in frisch gereinigten Sektionsräumen riechen konnte. Meine Kollegen schüttelten darüber nur ihre Köpfe.
    Die Tür stand auf und schlug im Wind. Ich stand auf den Stufen und sah nach oben in den dunkler werdenden Himmel. Der Wind trieb gewaltige, grauschwarze Cumuluswolken vor sich her, die die Vorhut einer Armee bildeten, die in einen Krieg zog, der längst verloren war. Ich klappte den Kragen meiner Jacke hoch, riss mich zusammen, schob die Tür auf und trat in den kleinen quadratischen Flur. Der Geruch war unverkennbar.
    Bierflaschen, ein henkelloser Eimer, Thermohosen mit Ölflecken und zwei kaputte Jacken. Ein Paar grüne Gummistiefel, zwei Clogs und Erde. Oder war das Kies? Es knirschte unter meinen Schuhen, als ich langsam durch den Flur ging und eine furnierte Tür aufdrückte. Jemand hatte begonnen, sie grün zu streichen, aber entweder war der Willen oder die Farbe ausgegangen, denn unten war noch immer ein breiter Streifen Furnier zu erkennen. Braungrau mit deutlichen Wasserschäden. Der Flur hinter der Tür war lang und dunkel.
    »Hallo? Emily?« Niemand antwortete. Ich versuchte es noch einmal. Ohne Erfolg. Ich stützte mich mit der rechten Hand an der Wand ab, falls etwas auf dem Boden lag, das ich nicht sah, denn hier wollte ich nun wirklich nicht hinfallen. Vorsichtig stellte ich einen Fuß vor den anderen, die linke Hand vor mir ausgestreckt, obwohl ich am Ende des Flurs etwas zu erkennen glaubte, das dunkler als der Rest war. Eine weitere Tür. Ich fand den Türknauf, drehte ihn, aber die Türklemmte. Erst als ich mich mit meinem ganzen Gewicht dagegenstemmte, ging sie auf.
    Die Luft stand still. Ich hatte einen Luftzug erwartet, Wind, der durch Tausende von Spalten und Ritzen blies und die Luft in diesem merkwürdigen Haus abkühlte; alles wirkte kalt und herzlos, aber der Raum, den ich betrat, war warm und erdrückend, es stank massiv.
    »Emily?«, rief ich.
    Der Anblick eines Mannes mittleren Alters mit einem Messer im Herz und einem gewaltigen Bauch ließ mich erstarren und dann nach hinten taumeln, bis ich mit dem Rücken an die Tür stieß.
    Hatte sie das getan? Natürlich hatte sie das getan.
    »Emily?«, versuchte ich es noch einmal und sah mich um. Zugeknotete Plastiktüten mit Abfall standen überall im Raum. Ich versuchte, den Mann nicht anzusehen, konnte aber nicht anders. Schließlich ging ich zu ihm und legte ihm die Hand auf die Stirn. Er war noch warm. Sie war also noch hier.
    Den Geruch musste ich mir einbilden, vielleicht war er nur eine Erinnerung an einen quälend heißen Tag aus einem anderen Leben. Ich schüttelte den Kopf.
    Emilys toter Vater lag vor dem Tisch, der nicht bewegt werden konnte. Ein Tisch aus dunklem Holz, schwer. Er war genau so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Um ihn herum standen Plastikstühle und darauf türmten sich leere Flaschen ohne Etikett, ein paar Dosen Coors und zwei Teller, auf denen etwas

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